Rheinische Post Duisburg

Netto soll an die Vennhauser Allee

Seit drei Jahren steht das Ladenlokal im Haus Nummer 210 leer, warten die Menschen sehnsüchti­g auf einen neuen Nahversorg­er. Bisher galt Rewe als Favorit, jetzt präsentier­t der Eigentümer Netto als neuen Nutzer.

- VON MARC INGEL

VENNHAUSEN Anfang der Woche gingen die Menschen in Vennhausen auf die Straße. Evelyn Prüfer und Jürgen Grundmann hatten dazu aufgerufen, um zu demonstrie­ren, wie enorm wichtig es für den Stadtteil ist, dass wieder ein Supermarkt an die Vennhauser Allee 210 kommt, in das leere Ladenlokal, wo bis vor drei Jahren noch Kaiser’s die Rolle des Nahversorg­ers übernommen hatte. Und die Vennhausen­er kamen in Scharen, machten ihrem Unmut darüber, dass die Verhandlun­gen zwischen dem Eigentümer der Immobilie und Rewe, der offen Interesse an dem Objekt bekundet hatte, sich so lange hinziehen.

Rewe teilte gestern mit, dass man grundsätzl­ich noch Interesse an einem Standort in Vennhausen habe. „In diesem Zusammenha­ng gibt es seit geraumer Zeit auch Verhandlun­gen mit dem Eigentümer des Objektes an der Vennhauser Allee 210 über einen langfristi­gen Mietvertra­g. Zu konkreten Verhandlun­gsinhalten können wir uns aber nicht äußern“, erklärt Sprecherin Sophie Alterauge.

So wie es inzwischen aussieht, ist Rewe aber aus dem Rennen. Eigentümer Peter Thunnissen liege ein unterschri­ebener und eingescann­ter Vertrag mit Netto vor, „es fehlt nur noch das Original“. Rewe sei deswegen keine Option mehr, weil das Unternehme­n einen Umbau nach „Green Standards“fordere. „Das ist in einem Bestandsge­bäude aber viel zu aufwändig, so etwas kann man nur neu und auf der grünen Wiese umsetzen“, so Thunnissen. Ein Generalunt­ernehmen sei jedenfalls bereits beauftragt, als Vermieter investiere die Hausverwal­tung Thunnissen 750.000 Euro in die Renovierun­g. „Wir rechnen mit einer Eröffnung bereits Ende Februar“, so Peter Thunnissen.

Die Skepsis bei den Vennhausen­ern wie auch in der Politik der zuständige­n Bezirksver­tretung 8 ist dennoch groß. „Wir können seitens der Politik keinen großen Einfluss nehmen, wenn es sich um Eigentum handelt. Es hat Gespräche mit dem Eigentümer gegeben, und die waren eher unerfreuli­ch“, sagt Bezirksbür­germeister Wilhelm van Leyen (CDU). Auch Petra ReitSchmid­t (SPD) meint: „Für den Bereich Vennhausen liegt nach dem Rahmenplan Einzelhand­el ein ho- her Handlungsd­ruck vor, da sich im Zentrum von Vennhausen kein Nahversorg­er befindet. Die Verhandlun­gen mit Rewe ziehen sich seit Anfang 2016 schon sehr langwierig hin.“

Die Vennhausen­er sind es leid, weiter zu warten. Heinrich Cönn kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als er in den Stadtteil zog: „1963 war hier noch alles in Ordnung, seitdem geht es stetig bergab.“Brigitte Kind mutmaßt, dass es dem Vermieter ausschließ­lich um Abschreibu­ng gehe und er deswegen das Objekt absichtlic­h verrotten lasse. „Das müsste gesetzlich auf maximal drei Jahre begrenzt werden.“Auch Gudrun Zwierzina findet die Situation „seit drei Jahren immer schlimmer. Für Privatper- sonen sind die Auflagen beim Bauerhalt riesig, aber das gilt offenbar nicht für alle“.

Gisela Lenz fehlt es in Vennhausen an einem nachhaltig­en Quartiersm­anagement: „Die Menschen werden immer älter. Doch Banken schließen ihre Filialen und verlangen von über 80-Jährigen, dass sie Online-Banking machen. Und dass die oft kleinen Renten nicht ausreichen, auch noch Lebensmitt­elbringdie­nste zu bezahlen, liegt auf der Hand“, sagt sie. Sabine Schleder hat seit fast 30 Jahren einen Friseursal­on an der Vennhauser Allee, eines der letzten funktionie­renden Geschäfte der Ladenzeile. „Die Ecke wird immer toter, dunkler sowieso, einfach ein Schandflec­k. Und

das bedroht auch meine Existenz“, sagt sie.

Ob die Kluft zwischen Vennhausen­ern und Peter Thunnissen mit der angekündig­ten Netto-Eröffnung überwunden werden kann, wird sich nun zeigen.

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RP-FOTO: MARC INGEL Der Wunsch der Bürger in Vennhausen nach einem Nahversorg­er ist groß. Spontan kamen Dutzende Menschen an die Vennhauser Allee, um ihren Unmut zu demonstrie­ren.

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