Rheinische Post Duisburg

Stadt gibt Rekordsumm­e für Kitas aus

Seit 2010 stiegen die Ausgaben des Jugendamte­s auf mehr als das Doppelte. Gründe sind der Kita-Ausbau und die Unterstütz­ung überforder­ter Familien. Dagegen sinken die Kosten für die Wohnungen von Hartz-IV-Empfängern.

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VON JÖRG JANSSEN

Im kommenden Jahr wird der Jugendetat mit 563 Millionen Euro erstmals höher liegen als der des Sozialamte­s. Dort sind nach Ausglieder­ung des neu geschaffen­en Amtes für Migration Ausgaben von 491 Millionen Euro geplant. Die wichtigste­n Entwicklun­gen im Überblick.

Mehr Kinder brauchen Betreuung Wachsende Bevölkerun­g, steigende Geburtenza­hl, veränderte Familienbi­lder: Um den Betreuungs­wünschen von Müttern und Vätern nachzukomm­en, gibt die Stadt von Jahr zu Jahr mehr Geld für Kitas und Tageselter­n aus. Vor neun Jahren übernahm die Kommune – jenseits von Landeszusc­hüssen und Elternbeit­rägen – 110 von insgesamt 174 Millionen Euro, 2019 werden es 185 von 351 Millionen Euro sein. „Diese Entwicklun­g wird sich fortsetzen“, sagt Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche. Bis zu 2000 Betreuungs­plätze fehlen aktuell. Grob gerechnet kostet die Schaffung eines neuen Platzes 12.000 Euro. Will die Stadt diese Lücke komplett schließen, muss sie alleine dafür rund 24 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Mehr Familien brauchen Hilfe Ein weiterer wichtiger Posten in dem Etatentwur­f, der Mitte Dezember vom Rat verabschie­det werden soll, ist die „Hilfe zur Erziehung“. Der Bogen reicht hier von der Unterbring­ung im Heim bis zu Sozialpäda­gogen, die Familien im Alltag unterstütz­en. 114 Millionen Euro plant das Jugendamt dafür 2019 ein. „Seit 2004 haben sich die Ausgaben in diesem Bereich verdreifac­ht“, sagt Hintzsche. Auch im Vergleich zum Vorjahr ist der Kostenspru­ng beachtlich. 6,6 Millionen Euro mehr werden allein für ambulante Hilfen (außerhalb von Heimen) ausgegeben. „Es gibt ganz offensicht­lich eine steigende Zahl von Familien, die mit ihrem Alltag und mit der Erziehung überforder­t sind“, sagt der Stadtdirek­tor. So häuften sich die Hinweise von Schulsozia­l- arbeitern zu Jungen und Mädchen, die immer wieder unausgesch­lafen und ohne Frühstück in den Unterricht kämen. Häufig begännen die Schwierigk­eiten nach einer Trennung. Und meist seien es die Frauen, an denen in dieser Situation alles hängen bleibe. „Da kann es rasch zu einer Überforder­ung kommen“, meint Hintzsche. Helfen kann die Stadt mit Sozialpäda­gogen, die die Familien besuchen und unterstütz­en. Doch das kostet eben Geld. Weniger Ausgaben für Hartz-IV-Bezieher Mit Ausgaben von 491 Millionen Euro bleiben die Ausgaben des Sozialamte­s auf hohem Niveau. Größter Einzelpost­en sind auch künftig die Kosten für Unterkunft und Heizung für jene Bürger, die Leistungen nach dem zweiten Sozialgese­tzbuch („Hartz IV“) erhalten. Dennoch sinken die Aufwendung­en von 181 Millionen Euro (2017) auf voraussich­tlich 170 Millionen Euro im kommenden Jahr. „Hier wirkt sich die günstige Lage auf dem Arbeitsmar­kt aus, die Fallzahlen gehen weiter zurück“, sagt Hintzsche. Selbstvers­tändlich sei der Rückgang um einen zweistelli­gen Millionenb­etrag trotzdem nicht, „da sich die Kosten in der Landeshaup­tstadt pro Fall wegen steigender Mieten und Nebenkoste­n weiter erhöhen“.

Unser Autor Jörg Janßen meint, dass die Ausgaben für die Kinderbetr­euung in den kommenden Jahren weiter erhöht werden sollten, um jedem Kind einen Platz anbieten zu können.

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 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche im Gespräch mit Sadika Terhoff vom städtische­n Familienze­ntrum In der Donk.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche im Gespräch mit Sadika Terhoff vom städtische­n Familienze­ntrum In der Donk.

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