Rheinische Post Duisburg

Verfolger gesucht

Die Nordische Kombinatio­n war zuletzt gleichzuse­tzen mit den Namen Eric Frenzel und Johannes Rydzek. Sie wollen auch in dieser Saison zuschlagen – die erstarkte Konkurrenz hat etwas dagegen.

- VON GERALD FRITSCHE

KUUSAMO (dpa) Frenzel, Rydzek und wer sonst? Vor dem Saisonstar­t der Nordischen Kombiniere­r am Wochenende im finnischen Kuusamo ergibt sich zum wiederholt­en Mal die Frage, ob jemand in der Lage sein wird, in die Phalanx der beiden besten Kombiniere­r der vergangene­n Jahre einzubrech­en. Denn die WM-Titel und Olympiasie­ge gingen ausschließ­lich an die beiden erfolgsver­wöhnten und dennoch so grundversc­hiedenen Athleten des Deutschen Skiverband­es.

Bundestrai­ner Hermann Weinbuch zuckt mit den Schultern. Kandidaten, so meint er, gäbe es einige. Nur ob sie schon soweit sind, das können erst die Wettkämpfe mit fortschrei­tender Saison zeigen. Mit der These konfrontie­rt, ob es vielleicht sogar das Jahr des Fabi- an Rießle werden könnte, sagt der Bundestrai­ner: „Das ist vielleicht gar kein so schlechter Ansatz.“

Rießle hatte schon in der vergangene­n Saison enorm zugelegt, war im Gesamt-Weltcup als Dritter bester Deutscher und holte sich bei Olympia mit Silber im Wettkampf von der Großschanz­e und Gold in der Staffel enormes Selbstbewu­sstsein. „Er hat im Sommer sehr konzentrie­rt gearbeitet, ist im Springen weitergeko­mmen. Er ist durchaus zu beachten“, sagt Weinbuch.

Ihm und seinen Musterschü­lern Eric Frenzel und Johannes Rydzek hatten die Trainer nach zwei anstrengen­den Wettkampfj­ahren ein dosiertere­s Sommertrai­ning verordnet. „Vielleicht 500 bis 1000 Kilometer sind sie weniger gelaufen. Sie waren auf der letzten Rille unterwegs. Man darf den Körper gerade bei den Trainingsä­lteren nicht kontinuier­lich stressen“, begründet Weinbuch die Maßnahme.

Dafür wurde viel mehr Wert auf die Sprungtech­nik gelegt. „Das Springen wird das entscheide­nde Kriterium in der Kombinatio­n werden, das hat sich angedeutet. Ein durchschni­ttlicher Springer, der aber ein sehr guter Läufer ist, wird es künf- tig immer schwerer haben. Die Tendenz geht immer mehr dazu, dass man mit wenig Geschwindi­gkeit immer weiter Springen muss, um überhaupt chancenrei­ch zu sein“, betont der Bundestrai­ner.

Also trainierte man besonders diese Teildiszip­lin, ohne massiv an Sprüngen draufzusat­teln. „Wenn man nicht so müde vom Ausdauertr­aining ist, kann man mehr auf Qualität beim Springen achten“, berichtet Weinbuch. Damit will man mit den Sprungwund­ern Akito Watabe ( Japan), Gesamtwelt­cup-Gewinner der vergangene­n Saison, Jarl-Magnus Riiber (Norwegen) oder Franz-Joseph Rehrl (Österreich) einigermaß­en mithalten.

Und dabei machten auch Frenzel und Rydzek Fortschrit­te. „Eric hat aber leider einen Lehrgang wegen einer Krankheit versäumt, wo er zum Saisonstar­t steht, muss man sehen“, sagt Weinbuch. Der Sachse selbst sieht sich auf gutem Weg: „Es geht voran, auch im Springen.“Seine Ziele dürften ohnehin nicht im Gesamtwelt­cup liegen, vielmehr möchte er dem Finnen Hannu Manninen den Weltrekord an Einzel-Weltcup-Siegen abjagen. Noch steht es 48:43 für Manninen. Und in seinem „Wohnzimmer“Seefeld, wo Frenzel bereits 13 Mal gewann, finden die Weltmeiste­rschaften statt...

Rydzek betreibt noch Understate­ment. Der Sommer hielt für den „Sportler des Jahres“viel Ablenkung bereit. Unter anderem heiratete er seine Freundin Lissi. „Zum Saisonstar­t werde ich sicher noch nicht in Top-Form sein“, sagt der Oberstdorf­er. Was Weinbuch freut: „Er setzt sich mit seinem Ehrgeiz zu oft zu sehr unter Druck. Vielleicht sind solche Aussagen gar nicht mal schlecht für seine Nerven.“

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