Bücherei stellt Lieblingsstücke vor
Buchhandlung Scheuermann geht mit einer kreativen Kampagne in die Offensive.
(reife) Der Online-Händler Amazon verkauft eigenen Angaben in einem WDR-Fernsehbeitrag zufolge rund 20 Prozent aller Bücher in Deutschland. Tendenz: steigend. Doch Elisabeth Evertz, Firmeninhaberin der Duisburger Buchhandlung Scheuermann, zeigt sich angesichts dieser Konkurrenz unbeeindruckt und selbstbewusst und nennt Bereiche, in denen man besser sei als Amazon, wie etwa beim Kundenservice und in der Lieferschnelligkeit. Dieses Selbstbewusstsein hat sie mit ihrer Buchhandlung schon seit längerem, und der Erfolg gibt ihr offenbar Recht. Denn Scheuermann hat mittlerweile zum vierten Mal in Folge beim Deutschen Buchhandlungspreis gewonnen (die RP berichtete). „Von dem Preisgeld haben wir uns diesmal einen eigenen Werbeclaim mit Logo und Werbeartikeln entwickeln lassen“, sagt Evertz: „Make your Bookstore great again“heißt die kreative Kampagne mit dem Zusatz „Buchhandlung Scheuermann Duisburg. Local first“.
Doch neben Selbstbewusstsein und Kreativität trägt vor allem ihr Engagement zur neuen Offensive der erfolgreichen Buchhandlung bei. Dazu zählt unter anderem das neue Veranstaltungsformat, das Evertz und ihre Mitarbeiter kreiert haben und vergangene Woche zum ersten Mal an den Start ging: „Seiten-Streifen“heißt es, bei dem das fünfköpfige Buchhändler-Team seine persönlichen Buchfavoriten öffentlich vorstellt. „Literatur, die wir in diesem Jahr entdeckt haben“, so Evertz. Das Prinzip dieser infor- mativen und zugleich äußerst unterhaltsamen Büchervorstellung ist denkbar einfach, ist aber für jeden Beteiligten mit nicht unerheblichem persönlichem Vorbereitungsaufwand verbunden. Denn jeder der Fünf stellte jeweils fünf Buchtitel vor, die ihm aus den diesjährigen Neuerscheinungen besonders am Herzen lagen. Auf diese Weise kamen 25 Bücher zusammen.
Vom „Atlas der Fabelwesen“schwärmte zum Beispiel Elisabeth Evertz. „Dieser ist für Menschen ab neun Jahren geeignet, wunderschön illustriert und kommt beim Lesen und Betrachten einem Ritt durch die menschliche Seele gleich“, sagte sie. Tief beeindruckt von einem „schmerzlichen Buch“, das für sie, die Buchhändlerin Eva Wösthoff, dennoch „eines der wichtigsten in diesem Jahr“sei, ist „Heimat“von Nora Krug. Das „Familienalbum“, so lautet der Untertitel des Buches, unternimmt eine literarisch-grafische Spurensuche im Leben der Autorin und ihrer Familie. Ein Eintauchen in die Vergangenheit unternimmt auch der Roman „Narren und Sterbliche“von Bernard Cornwell, den Mitarbeiterin Simone Rapelius vorstellte. Dieser spielt in England des 16. Jahrhunderts in der Zeit von Shakespeare und handelt von den Veränderungen des Theaters. Rapelius: „Das Buch ist spannend geschrieben, aber anders, als ich dachte. Und sein Text ist deftig und laut.“
Von einer ungewöhnlichen Geschichte über das Leben einer Vogelforscherin berichtete „Scheuerfrau“Rebecka Piepke. Der Roman „Das Vogelhaus“habe „zwei außergewöhnliche Frauen“: Die niederländische Autorin Eva Meijers und die unglaubliche Hauptfigur Len Howard. Das Buch geht der Frage nach: Warum hat jemand lieber Vögel um sich als Menschen? Für Buchhändler Martin Kapalla erzähle das von ihm vorgestellte Buch „Aurora“von Sascha Reh „eine zwar witzige, aber böse Geschichte“. Die Zeit der Handlung ist fast die von heute, nämlich „kurz vor Heiligabend“. Somit sei das Buch zwar eine „Weihnachtsgeschichte“, aber eine von ganz anderer Art, meinte Kapalla. Der Autor ist übrigens 1974 in Duisburg geboren, lebt aber inzwischen mit seiner Familie in Berlin.
Der Erfolg des Buchhandlungspreises wird morgen ab 9.30 Uhr auf dem Sonnenwall 45 mit allen Bücherfreunden gefeiert.