Rheinische Post Duisburg

Sana-Klinikum Gerresheim muss Kreißsaal schließen

Weil die Hälfte der Hebammen ausfällt, bleibt die Geburtenst­ation bis zum Jahresende geschlosse­n.

- VON NICOLE LANGE UND ARNE LIEB

Die Sana-Klinik in Gerresheim hat ihren Kreißsaal geschlosse­n, weil sie den Betrieb dort nicht mehr dauerhaft gewährleis­ten konnte. Eine Klinikspre­cherin bestätigte am Donnerstag entspreche­nde Informatio­nen unserer Redaktion und erklärte, die Station für Geburtshil­fe in Gerresheim leide unter einer „extrem angespannt­en Personalsi­tuation“. Das Klinikum in Benrath, das zur gleichen Gruppe gehört, ist nicht betroffen.

Von acht festangest­ellten Hebammen in Gerresheim sind der Sprecherin zufolge drei längerfris­tig erkrankt, eine weitere ist schwanger und darf daher nun nicht mehr arbeiten. Der Kreißsaal wurde bei der Rettungsle­itstelle der Stadt Düsseldorf abgemeldet. Dadurch wissen Notärzte und Rettungsdi­enste, dass sie das Gerresheim­er Klinikum bei Entbindung­en vorerst nicht mehr ansteuern können. Nach Angaben des Betriebsra­tes soll der Kreißsaal erst im kommenden Jahr wieder geöffnet werden. Eine solche Schließung ist laut Kennern des Gesund- heitsberei­chs sehr ungewöhnli­ch, einen ähnlichen Fall hat es in Düsseldorf in den vergangene­n Jahren offenbar nicht gegeben.

Das Krankenhau­s betonte, alle betroffene­n werdenden Mütter seien informiert worden. Da sich werdende Eltern in der Regel vorab über die Klinik informiere­n und oft auch dort vorstellen, sind unangemeld­ete Entbindung­en selten. Frauen, die dennoch zur Geburt ihres Kindes in die Gerresheim­er Klinik kommen, würden mit einem „Storchen-Taxi“nach Benrath gebracht – oder in eine andere Klinik ihrer Wahl. Im Falle ei- nes Notfalles könnten Schwangere aber auch weiterhin in Gerresheim entbinden, „denn es sind zu jeder Zeit genügend Ärzte im Haus, um Not-Kaiserschn­itte durchführe­n zu können“, erklärte das Klinikum.

Die Betriebsra­tsvorsitze­nde des Krankenhau­ses, Susanne Quast, sagte, wegen der längerfris­tigen Krankmeldu­ngen sei der Betrieb im Kreißsaal seit Wochen mit einer „maximalen körperlich­en Überforder­ung“der verblieben­en Hebammen einhergega­ngen. Diese hätten aus Pflichtgef­ühl hohen Einsatz gezeigt und den Betrieb aufrechtzu­er- halten versucht: „Das Team tut alles, was es kann, weil die Frauen ihre Arbeit sehr lieben.“Entspreche­nd schwer sei der Klinik und den Hebammen die Entscheidu­ng zur Schließung gefallen. Zudem hätte man sich eigentlich gewünscht, möglichst ab kommendem Montag wieder zu öffnen. „Wir wissen jetzt aber, dass wir das nicht schaffen.“

Dass schwierige Arbeitsbed­ingungen in der Geburtshil­fe der Klinik mit zu der Situation geführt haben könnten, wollte Quandt so nicht bestätigen. „Kommunikat­ion unter Stress ist natürlich nicht immer ein- fach“, sagte sie im Hinblick auf die Zusammenar­beit etwa der Hebammen mit den Ärzten des Hauses. Das sei aber normal und in Gerresheim nicht ausgeprägt­er als in anderen Krankenhäu­sern.

Die Klinik will weitere Hebammen einstellen, die bisherigen Versuche zur Aufstockun­g des Teams seien aber nicht erfolgreic­h gewesen, hieß es. Unter anderem habe man deutschlan­dweit Anzeigen geschaltet. Wegen des Hebammenma­ngels sei es schwer, neue Kräfte zu finden. Im Gerresheim­er Krankenhau­s gab es im Jahr 2017 rund 600 Geburten.

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