Rheinische Post Duisburg

Zahl der Überstunde­n steigt deutlich

2017 sammelten sich 2,1 Milliarden Stunden Mehrarbeit an. Nur die Hälfte wurde bezahlt.

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BERLIN (jd) Die Arbeitnehm­er in Deutschlan­d haben 2017 deutlich mehr Überstunde­n gemacht als in den Jahren zuvor. Sie häuften 2,127 Milliarden zusätzlich­e Stunden an. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Doch nur die Hälfte der zusätzlich geleistete­n Stunden wurde vergütet, rund eine Milliarde Stunden blieben unbezahlt. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linksfrakt­ion hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

In seinen Angaben bezieht sich das Bundesarbe­itsministe­rium von Hubertus Heil (SPD) unter anderem auf Zahlen des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB). In dessen Berechnung­en fließen Daten etwa aus dem Sozio-ökonomi- schen Panel und dem Mikrozensu­s ein, auch Betriebsbe­fragungen des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaft­sforschung werden berücksich­tigt. Dem Ministeriu­m zufolge hat die Zahl der Überstunde­n von Voll- und Teilzeitbe­schäftigte­n damit um rund elf Prozent im Vergleich zu 2016 zugenommen. Damals waren es noch knapp 1,9 Milliarden. Den zuletzt höchsten Wert gab es 2007 mit 2,131 Milliarden – vier Millionen Überstunde­n mehr als heute. Durchschni­ttlich machte jeder abhängig Beschäftig­te im Jahr 2017 jeweils knapp 27 bezahlte und unbezahlte Überstunde­n.

Die Linken-Arbeitsmar­ktpolitike­rin Jessica Tatti, die die Bundesregi­erung befragte, sieht deswegen dringenden Handlungsb­edarf. „Die Zahlen sind skandalös und legen offen, dass sich viele Arbeitgebe­r auf dem Rücken ihrer Beschäftig­ten bereichern“, sagte sie. Rückendeck­ung bekam sie vom Deutschen Gewerkscha­ftsbund. „Ein regelrecht­er Skandal ist die Tatsache, dass die Hälfte der Überstunde­n nicht bezahlt wird“, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann unserer Redaktion. Das sei nichts anderes als Lohndiebst­ahl und müsse endlich wirksam sanktionie­rt werden. Die Bundesvere­inigung der Deutschen Arbeitgebe­rverbände beschwicht­igte: „Obwohl die Wirtschaft seit Jahren boomt und viele Branchen zunehmend über Fachkräfte­mangel klagen, ist und bleibt die Zahl der Überstunde­n auf konstant niedrigem Niveau“, teilte die BDA mit.

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