Henkel musste 1500 Arbeitsverträge überprüfen
DÜSSELDORF Der Chemiekonzern Henkel hat zu viele qualifizierte Mitarbeiter wie speziell junge Akademiker außerhalb des Tarifvertrages (AT) eingruppiert, obwohl diese nicht wesentlich mehr als Tarifmitarbeiter oder fast gleich verdienen. Das wird nun nach Gesprächen mit dem Betriebsrat korrigiert, erfuhr unsere Redaktion. Henkel bestätigte dies. Im Dezember gibt es Gespräche mit den Betroffenen.
Die Einstufung von 1500 Beschäftigten wurde überprüft. Als Ergebnis erhalten rund 500 Mitarbeiter das Angebot, in den Tarifvertrag zu wechseln. Betroffen sind oft Mitarbeiter, die bei Henkel als „Management-Circle“bezeichnet werden, gut ausgebildete Kollegen, die der Vorstand als künftige Führungskräfte oder sehr qualifizierte Mitarbeiter ansieht. Solche jungen Akademiker, beispielsweise im Marketing, hatte der Familienkonzern abseits des Tarifvertrages eingestellt, um sie stär- ker mit Boni oder anderen Extras anzuspornen.
Der Betriebsrat befürwortet zwar auch leistungsbezogene Gehälter, will aber den Schutz des Tarifvertrages für möglichst viele Beschäftigte. Außerdem ist ihm wichtig, sich nicht nur um die Mitarbeiter in der klassischen Produktion zu kümmern, sondern auch um die Akademiker.
Im Tarifvertrag sind bis zu rund 80.000 Euro Jahreseinkommen möglich, erklärt Henkel. Die Steigerungen seien in den letzten Jahren sehr hoch gewesen – damit schrumpfte der Abstand zu den Gehältern der Führungskräfte (AT). Für alle Beschäftigten gibt es gute Sozialleistungen wie eine Betriebsrente und eine Pflegeversicherung.
Betriebsrat und Henkel erklären, jeder Betroffene könne frei entscheiden, ob er nach dem Tarifvertrag eingestuft werden will. Es gäbe keine Kürzungen beim Gehalt. Doch bei den rund 1000 überprüften Mitarbeitern, die „AT“bleiben sollen, wird es manchmal höhere Gehälter geben. Das kann nötig sein, damit diese Kollegen sich von den Tarifangestellten beim Gehalt wirklich absetzen und gemäß ihrer Verantwortung verdienen. „Viele Kollegen und Kolleginnen werden sich vom Entgelt her positiv entwickeln“, erklärt auf Anfrage Birgit Helten-Kindlein, Vorsitzende des Betriebsrates. Henkel bestätigt die Chance auf mehr Geld: „Es kann nach der Neubewertung in einigen Fällen im außertariflichen Bereich zu Gehaltsanpassungen kommen.“