Zum letzten Mal „Kabarett für’n Hut“
Frauenpower und vorweihnachtliche Stimmung beim letzten Matthias-Reuter-Kabarett des Jahres. Im Januar startet ein neues Format – mit festen Eintrittspreisen.
RHEINHAUSEN (sado) Die Sache mit dem Kleidungsstück für den Kopf beim Kabarett hat sich wohl erledigt. Denn beim beliebten Format in der Rheinhauser Bibliothek ging der Hut zum letzten Mal herum, um Geld zu sammeln. „Wir wollen hier nicht andere Veranstaltungen am Ort vom Preis her unterbieten“, liefert Gastgeber Matthias Reuter einen Grund für die Änderung. Vielmehr gibt es beim nächsten Termin am 16. Januar Eintrittskarten zu fixen Preisen: zwölf Euro im Vorverkauf, 15 Euro an der Abendkasse. Das neue Format heißt dann auch bezeichnenderweise „Kabarett in der Bibliothek“.
Doch bevor der Hut das letzte Mal im Publikum seine Kreise machte, konnten etwas mehr als 120 Gäste das „Weihnachts-Special“des Oberhausener Kabarettisten genießen, eingeleitet mit dem „obligatorischen und weltberühmten Rheinhauser Begrüßungsapplaus“. Matthias Reuter hatte bereits vor zwei Jahren versprochen, um Weihnachten verstärkt Frauen einzuladen. Und er hielt Wort: aus Köln waren Katinka Buddenkotte und Dagmar Schönleber mit dabei, als Special-Guest aus Berlin war der skurrile Martin Betz am Start.
Auszüge aus seinem Weihnachtsprogramm „Wenn du mich schmückst, schmück’ ich zurück“zeigte Matthias Reuter. Er schlüpfte dabei in die Rolle eines hiphoppenden Weihnachtsmanns, der allerdings bei einer gerade Mindestlohn zahlenden Agentur angestellt ist. Von den Kuriositäten, die er als Mann mit weißem Rauschebart und rotem Mantel in den Fußgängerzonen erlebt, erzählt Reuter, und singt dazu im Hip-Hop-Stil schlussendlich: „Ich habe Lametta auf der Lätta.“
Die Autorin und Kabarettistin Katinka Buddenkotte erzählte von ihren skurrilen Weihnachtsfeiern, die sie in den letzten Jahren bei ihren Eltern verbringen musste – frei nach dem Motto „Hast du selbst keine Kinder – musst du an Heiligabend zu deinen Eltern.“Und sie erzählte von ihrer Familie, der „das Filigrane eigentlich so ganz abgeht.“Nun ist die fast 180 cm große Mittvierzigerin nicht gerade zierlich gebaut, aber sie begeisterte feinsinnig mit sarkastischem, spitzfindigem Humor in ihren kleinen Kurzgeschichten, die sie vorlas.
Kommt Buddenkotte eher gewollt tranig daher, macht ihre Kölner Kollegin Dagmar Schönleber auf Energiebündel. „Respekt“ist es, den sie in ihrem Programm einfordert – und auch selbst dazu einen Song mit „speziellen Moves“singt, fast wie Aretha Franklin. Ursprünglich kommt sie aus Ostwestfalen-Lippe – und das sei schon ein kleines Problem. Denn in einem anderen Lied heißt es: „Ich wollte hinaus in die weite Welt – ich wusste, da ist mehr als Bielefeld.“So versprühte auch sie einen vorweihnachtlichen Hoffnungsschimmer, den Martin Betz dann perfektionierte.
Der Wahl-Berliner präsentierte „Hohe Lieder für tiefe Stimme“, und überraschte das gut gestimmte Publikum mit skurrilen Vierzeilern, die einem japanischen Haiku-Gedicht ähnelten. Teilweise spießten sie einen „freundlichen Streit zwischen Senioren“auf – mit der Pointe „Ich werde dir das Heim zahlen!“, genauso wie der Mittvierziger schon „Poesie-Album-Sprüche für den Sohn, den ich noch gar nicht habe“verfasst.