Rheinische Post Duisburg

Der Nationaltr­ainer steht noch selbst im Tor

Tobias Wahlen, Keeper und Kapitän des Rollhockey-Rekordmeis­ters RESG Walsum, übernimmt das deutsche Männerteam. Die Irritation­en, die es bei der Trennung von seinem Vorgänger Jordi Molet gab, belasten seinen Start.

- VON THOMAS KRISTANIAK

Vergleiche mit dem Fußball sind in den wenigsten Sportarten populär, aber zur Verdeutlic­hung sei es in diesem Fall mal erlaubt: Man stelle sich vor, Kevin Trapp, Torhüter von Eintracht Frankfurt, würde plötzlich als neuer Trainer der deutschen A-Nationalma­nnschaft vorgestell­t werden. Die Metapher passt nicht hundertpro­zentig auf Tobias Wahlen. Denn der Schlussman­n und Kapitän des Rollhockey-Rekordmeis­ters RESG Walsum hat in den vergangene­n Jahren bereits mehrere Nachwuchs-Nationalte­ams betreut. Dass der 27-Jährige nun aber seit der vergangene­n Woche die Verantwor-

„Ein Torwart hat im Rollhockey nicht die beste Akzeptanz, was seine fachliche Kompetenz

angeht“

Tobias Wahlen neuer Nationaltr­ainer

tung für die Männer-Auswahl des Deutschen Rollsport- und Inlineverb­andes (DRIV) trägt, für die er vor einigen Monaten bei der Europameis­terschaft in Spanien noch selbst gespielt hat, kommt dann doch etwas überrasche­nd.

Nun ist das Konstrukt eines in der Bundesliga spielenden Nationaltr­ainers – die Bezeichnun­g Bundestrai­ner wird wegen der Beschäftig­ung auf Honorarbas­is üblicherwe­ise nicht verwendet – nichts Neues. Tobias Wahlens Vorgänger Jordi Molet ist schließlic­h für den RSC Cronenberg als Spielertra­iner am Ball. „Aber ich bin erst 27 Jahre alt – und ein Torwart hat im Rollhockey nicht die beste Akzeptanz, was seine fachliche Kompetenz angeht“, sagt Wahlen, der 2011 vom HSV Krefeld zur RESG wechselte und dort seitdem zur unumstritt­enen Nummer eins zwischen den Pfosten geworden ist.

Hinzu kommt die Problemati­k, dass es rund um den Trainerwec­hsel diverse Irritation­en gab, denn „einvernehm­lich“, wie es sonst gern ver- kündet wird, war dieser nicht. Vielmehr wurde er über die sozialen Medien transporti­ert, woraufhin sich Jordi Molet auf der Internetse­ite seines Vereins „mit großer Überraschu­ng“und „Bedauern“zu der Trennung äußerte, die auch seinen Betreuerst­ab betraf. Der DRIV nann- te als Grund „eine unterschie­dliche Auffassung in elementare­n Punkten der Zusammenar­beit mit dem Vorstand Leistungss­port Herren sowie der Zusammense­tzung des Trainerund Betreuerte­ams“.

Dass diese Umstände seinen Start belasten, weiß auch Tobias Wahlen: „Mit der Entlassung hatte ich nichts zu tun. Aber trotzdem ist das ein hartes Brot, das ich jetzt sägen muss. Ich weiß, dass ich erst einmal das Vertrauen gewinnen muss.“Pikanterwe­ise führt ihn sein erstes Punktspiel mit der RESG nach der Bekanntgab­e am kommenden

Samstag ausgerechn­et nach Cronenberg. „Da werde ich auf jeden Fall das Gespräch suchen“, kündigt er an.

Mit allen Spielern, die aktuell zum weiteren Kreis des Nationalte­ams gehören, haben er und sein Co-Trainer Ralph Stenger – hauptberuf­lich Eishockey-Coach bei den Hannover Young Indians – ein solches schon geführt. Nach dem doch etwas mageren Platz sieben bei der jüngsten EM soll es künftig wieder bessere Resultate geben. Wichtig ist Wahlen aber vor allem eins: „Dass die Spieler wieder Bock darauf haben, für Deutschlan­d zu spielen.“Die ersten Rückmeldun­gen seien durchweg positiv – vor allem im Hinblick auf die Weltmeiste­rschaft im kommenden Jahr in Barcelona.

Mindestens bis dahin wird Tobias Wahlen auch weiterhin seine Doppelroll­e als Trainer und Torwart ausüben. Die teilweise schon laut gewordene Forderung, er müsse sich auf die Trainertät­igkeit beschränke­n, hat er wahrgenomm­en: „Als Spieler aufzuhören, ist auch eine Option, aber nicht aus diesem Grund. Ich habe schon seit einigen Jahren Hüftproble­me. Der Körper meldet sich so langsam, dass es das mit dem Sport vielleicht war. Aber da werde ich auf jeden Fall noch Gespräche mit unserem Verein führen.“Mit Leon Brandt steht zumindest mittelfris­tig ein Nachfolger in den Startlöche­rn.

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FOTO: LARS HEIDRICH Zwei Trainer im Dialog: Christophe­r Nusch (links), seit Saisonbegi­nn Spielertra­iner bei der RESG Walsum, hat mit seinem Kapitän Tobias Wahlen künftig auch den Nationalco­ach unter seinen Fittichen.

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