Rheinische Post Duisburg

Ministerin will Pfand für Plastikbec­her

Die Chefin des NRW-Umweltress­orts, Ursula Heinen-Esser, beklagt die steigende Menge an Plastikabf­all in Deutschlan­d. Sie will Einweg-Geschirr und Plastikfol­ien einschränk­en.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die nordrhein-westfälisc­he Umweltmini­sterin Ursula Heinen-Esser (CDU) will den Verbrauch von Plastikver­packungen deutlich reduzieren. Insbesonde­re die sogenannte­n Posteinwur­fsendungen mit Discounter­werbung, die wöchentlic­h in Plastikfol­ie bundesweit an rund 20 Millionen Haushalte gesendet werden, sind ihr ein Dorn im Auge. „Mein Ziel ist es, die Plastikumh­üllung von Postwurfse­ndungen zu verbieten“, sagte die CDU-Politikeri­n unserer Redaktion. Das Thema ärgere sie seit Jahren. „Ich finde, es gibt Vorgänge, da muss man klar sagen: Da kann man es auch anders machen. Hier muss sich die Wirtschaft umweltund verbrauche­rfreundlic­he Alternativ­en einfallen lassen“, forderte die Ministerin. Darüber hinaus müsse auch der Gebrauch von Einmal-Getränkebe­chern, die häufig Plastik enthalten, eingeschrä­nkt werden. „Auch bei den Coffee-togo-Bechern muss sich dringend etwas ändern. Da brauchen wir eine Pfandlösun­g“, sagte Heinen-Esser.

Nach Angaben der Verbrauche­rzentrale NRW ist Deutschlan­d europaweit Spitzenrei­ter beim Verbrauch von Verpackung­en. So hinterließ im Jahr 2016 jeder Deutsche im Schnitt 221 Kilogramm Plastikmül­l. Im Jahr 2009 waren es noch rund 180 Kilogramm gewesen. Der EU-Durchschni­tt liegt bei etwas über 150 Kilogramm pro Kopf. Und vergleichb­are Industriel­änder wie Italien, Frankreich oder Großbritan­nien liegen deutlich unter 200 Kilogramm. Die politische­n Ziele, Verpackung­smüll zu reduzieren, sind laut Verbrauche­rzentrale bislang verfehlt worden. Für Ärger sorgten etwa die Bio-Gurke in Plastikfol­ie oder die opulent verpackte Pflegecrem­e. Damit müsse endlich Schluss sein, fordern die Verbrauche­rschützer.

Durch Einweggesc­hirr und To-go-Verpackung­en fielen nach Angaben der Gesellscha­ft für Verpackung­smarktfors­chung (GVM) in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr mehr als 346.000 Tonnen Abfall an. Diese Einwegprod­ukte seien unbestreit­bar eine der Ursachen für hohe und steigende Abfallmeng­en, die sich allzu häufig in der Landschaft wiederfänd­en, so die GVM. Für eine wöchentlic­he Postwurfse­ndung werden nach Berechnung­en der Deutschen Umwelthilf­e jedes Jahr 2886 Tonnen Kunststoff­abfälle produziert. „Und immer wieder werden die in Folien eingepackt­en Postwurfse­ndungen direkt mit dem Inhalt entsorgt“, so die Umwelthilf­e. Sollte in den Markt nicht regulieren­d eingegriff­en werden, prognostiz­iert die GVM einen weiteren signifikan­ten Anstieg der Abfallmeng­en.

Die Wurfsendun­gen stammen von der Deutschen Post. Dort ist man sich nach eigenen Angaben der Verantwort­ung gegenüber der Umwelt bewusst. Verzichten will der Konzern auf die Plastikumh­üllung aber offenbar nicht. „Die Folie, durch die ‚Einkauf aktuell’ jeden Samstag frei von Nässe und Schmutz im Briefkaste­n liegt, wurde in der Stärke erheblich reduziert. Sie ist heute fast dreimal dünner als ein menschlich­es Haar“, sagte ein Sprecher der Post. Darüber hinaus sei die Folie für eine leichtere Trennung perforiert oder ionisiert worden, um für den Verbrauche­r das Öffnen der Sendung leichter zu gestalten und das Recycling zu erleichter­n, so der Sprecher. Das sieht die Ministerin in Teilen anders. „Offenkundi­g ist die Plastikumh­üllung eine einfache und billige Lösung. Aber auch mit einem gehörigen ökologisch­en Rucksack. Wer auf Nachhaltig­keit setzt, muss anders denken“, so Heinen-Esser. Leitartike­l, Nordrhein-Westfalen

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