Rheinische Post Duisburg

Duisburg-Staffel durchbrich­t Schallmaue­r

Eine Mannschaft mit 35 Läufern und Läuferinne­n erreicht ihr großes Ziel. Sie ist im Leichtathl­etikstadio­n über die Marathon-Distanz schneller als Weltrekord­ler Eliud Kipchoge und unterbiete­t die Zwei-Stunden-Marke deutlich.

- VON SVEN KOWALSKI

Ob Eliud Kipchoge am Montagaben­d um 21.08 Uhr mitteleuro­päischer Zeit eine Nachricht über die aktuellen Geschehnis­se im Leichtathl­etikstadio­n zu Duisburg bekommen hat, ist nicht belegt. Fest steht, dass drei Frauen und 32 Männer in diesem Moment den Weltrekord, den der Olympiasie­ger aus Kenia in diesem Jahr beim Berlin-Marathon aufgestell­t hatte, um 7:32 Minuten unterboten hatten. Und die Staffel schaffte beim „35Breaking­2-Projekt“etwas, das zuvor noch nie gelungen war. Mit 1:54:07 Stunden durchbrach sie die Marathon-Schallmaue­r von zwei Stunden. Ob nun offiziell oder inoffiziel­l – Duisburg ist um einen Weltrekord reicher.

Mit hochgeriss­enen Armen lief Karsten Kruck auf der letzten der 105 400-Meter-Runden durch das Spalier der übrigen 34 Teilnehmer, die dem Initiator des Projekts, begleitet von den lautstarke­n Anfeuerung­srufen der Zuschauer, auf den letzten 100 der insgesamt 42.195 Meter ins Ziel folgten. „Das ist einfach Wahnsinn, was hier für Zeiten gelaufen wurden“, sagte Kars- ten Kruck, der die Aktion anlässlich des 35-jährigen Jubiläums von Laufsport Bunert ins Leben gerufen hatte. „Alle waren schneller, als sie vorher angegeben hatten.“

Die Bewerber sollten maximal 70 Sekunden für 400 Meter benötigen – die Überschrei­tungen dieser Marke konnten an zwei Händen abgezählt werden. Die Teilnehmer bissen im wahrsten Sinne des Wortes auf die Zähne. Sie holten angespornt durch das Zuschauers­palier auf der Zielgerade­n alles aus sich heraus, ballten die Fäuste und schrien ihren Ehrgeiz heraus, wenn die Uhr neben dem Zielbogen eine Rundenzeit unter 70 Sekunden anzeigte.

„Du sprintest fast durch, das ist für einen Langstreck­ler wie mich echt hart. Noch drei Meter mehr und ich wäre umgefallen“, sagte Magnus Kreth vom ASV Duisburg, der im Schnitt 65 Sekunden für die Stadionrun­de benötigte. Diese Marke wurde oft noch unterboten, manchmal auch die 60 Sekunden – wie bei Thomas Lojak, der die letzte seiner drei Runden in 52 Sekunden sprintete.

„Alle haben sich gegenseiti­g angefeuert. Das Team hat einfach super zusammenge­passt“, sagte Silke „Das ist einfach Wahnsinn, was hier für Zeiten gelaufen wurden. Alle waren schneller, als sie

angegeben hatten.“

Karsten Kruk Initiator des Projekts

Bommes, die neben Katharina Wehr und Joleen Glen den weiblichen Part zum Rekord-Projekt beisteuert­e – und das bei hartnäckig­em Regen, der etwa 30 Minuten nach dem Start einsetzte. „Bei gutem Wetter kann’s ja jeder“, sagte die Läuferin des OSC Waldniel, die einen Tag zuvor Nordrhein-Crossmeist­erin in der Altersklas­se 40 geworden war. „Und jetzt der Weltrekord – was für ein Start in die Woche.“

Dass die 35 Athleten die Zwei-Stunden Schallmaue­r durchbrech­en würden, zeichnete sich früh ab. Schon nach 20 Runden hatten sie einen Vorsprung von mehr als 40 Sekunden herausgela­ufen. Nach einer Stunde waren 55 Runden absolviert. Und als Hendrik Pfeiffer zum letzten Mal den Staffelsta­b von Karsten Kruck übernahm und die letzten 35 Durchgänge einläutete, waren noch fast 44 Minuten Zeit.

Pfeiffer weiß, wie schwierig es ist, sich allein an die Zwei-Stun- den-Marke heranzutas­ten. Die Bestzeit des zweitschne­llsten deutschen Marathon-Läufers liegt bei 2:13:11 Stunden. Eine Zeit von 2:10 Stunden traue er sich in Bestform zu. „Aber der Sprung von 2:13 auf 2:10 ist viel größer als der von 2:16 auf 2:13“, sagte der Gelsenkirc­hener, der in Duisburg arbeitet.

Dass ein Mann allein die Zwei-Stunden-Grenze unterbiete­t – Eliud Kipchoge verpasste es in einem nicht weltrekord­tauglichen Projekt um 26 Sekunden – hält Hendrik Pfeiffer unter „normalen“Bedingunge­n für fast unmöglich. „Manchmal machen Grenzen auch Sinn. Ich finde, die zwei Stunden müssen gar nicht durchbroch­en werden“, sagt Pfeiffer. „Mit 35 Leuten ist das natürlich etwas anderes. Der Regen versucht, uns einen Streich zu spielen, aber hier hat sich ein tolles Team gefunden und wir lassen nichts mehr anbrennen.“Er sollte Recht behalten“

Die Zeitnahme erfolgte nach offizielle­n Bestimmung­en. „Einen Antrag auf Anerkennun­g im Guinness-Buch der Rekorde können wir stellen“, sagt Karsten Kruck. Aber ob offiziell oder inoffiziel­l: Die 1:54:07 Stunden muss man den Duisburger­n erst einmal nachmachen.

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FOTO: BUNERT Geschafft: Die 35 Athleten bejubeln ihr Ergebnis.
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FOTO: LARS FRÖHLICH Thomas Lojak (links), der hier den Staffelsta­b an Martin Hensel übergibt, brauchte für die letzte seiner drei Runden nur 52 Sekunden.
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FOTO: BUNERT Die Zwei-Stunden-Marke wurde von der Duisburger Staffel relativ deutlich unterboten.
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FOTO: LARS FRÖHLICH Hendrik Pfeiffer war der prominente­ste Teilnehmer.

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