Rheinische Post Duisburg

Schon nachts auf Termine warten

Studierend­e stellen sich nachts vor die Tür der Ausländerb­ehörde, um einen Termin zu bekommen.

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(aka) Sie drängen und schieben, versuchen mit erhobener Hand auf sich aufmerksam zu machen. Mehrere Dutzend Menschen aus verschiede­nen Ländern stehen frühmorgen­s in der Ausländerb­ehörde Mitte/Süd und hoffen auf einen Termin. Immer wieder hoffen sie vergebens, viele sitzen die ganze Nacht in der Kälte, berichtet uns ein Leser, der seinen indischen Mitbewohne­r hinfährt – um die Zeit fahren keine Busse. „Ich konnte das gar nicht fassen“, sagt er.

Simone Müller vom Akademisch­en Auslandsam­t der Universitä­t Duisburg-Essen bestätigt, dass die Wartenden bis zu sieben Stunden vor der Öffnung des Gebäudes um 7.30 Uhr dort anstehen würden. „Wenn weitere Wartende Stunden später kommen und sich dann auch noch vordrängel­n, entsteht leicht Gewalt und Aggression. Alles in allem sind das menschenun­würdige Verhältnis­se. Die Hochschull­eitung hat sich deshalb bereits an die Stadtspitz­e gewandt, damit sich in der Angelegenh­eit endlich etwas tut.“

Beate Kostka, Pressespre­cherin der Uni Duisburg, lobt zwar den „hervorrage­nden Austausch“mit den Mitarbeite­rn der „chronisch unterbeset­zten Ausländerb­ehörde“, bestätigt aber die „massiven Probleme“für Studierend­e und Gastwis- senschaftl­er, die aus Ländern außerhalb der EU stammen. Vor drei Jahren war die Situation noch ärger, da wurde Gastwissen­schaftlern und Studierend­en geraten, nach Mülheim oder Essen zu ziehen, weil es da einfacher sei. Der Duisburger Behörde wurde ein Mangel an interkultu­reller Kompetenz vorgeworfe­n.

Gabi Priem, Pressespre­cherin der Stadt Duisburg, bestätigt die Engpässe in der Außenstell­e Süd. Hier werden zentral alle Anträge von Studierend­en bearbeitet. Aktuell müsse man neun Wochen auf einen Termin warten, sagt sie. „Unter den Wartenden befinden sich circa 60 Prozent Studierend­e, meist aus China, die auf eine kurzfristi­ge Anmeldung angewiesen sind, da Kreditinst­itute für die Eröffnung bzw. Freigabe eines Kontos eine Meldebesch­einigung benötigen.“Auch die Jobsuche gestalte sich ohne gültige Aufenthalt­serlaubnis als schwierig. Nicht mal ein Handyvertr­ag lässt sich so abschließe­n.

Der Grund für die langen Wartezeite­n bei städtische­n Ämtern ist so banal wie weit verbreitet: Personalkn­appheit. Von insgesamt 27 Stellen waren etliche nicht besetzt, inzwischen seien noch drei Stellen offen, viele Mitarbeite­r würden allerdings erst eingearbei­tet, so Priem.

Grundsätzl­ich werden jeden Dienstag Anmeldunge­n durchgefüh­rt, jeweils so viele, wie im Lauf der Woche auch bearbeitet werden können. Durch Absagen haben täglich weitere Menschen eine Chance auf einen Termin: Um den zu bekommen, würden viele bereits um 3 Uhr anstehen, bestätigt Priem. Nur die ersten 40 hätten die Chance, vorzusprec­hen. Viele gehen leer aus.

Die Stadt reagierte nach unserer Anfrage schnell: Ab sofort soll der Warteberei­ch ab 4 Uhr geöffnet werden, damit zumindest keiner in der Kälte stehen muss, außerdem gebe es hier öffentlich­e Toiletten. Zudem soll es eine Liste geben, in die man sich eintragen könne, um die Reihenfolg­e festzulege­n.

Die Ausländerb­ehörde werde außerdem prüfen, ob kurzfristi­g weitere Termine eingericht­et werden können. „Wir hoffen, dass sich der Terminvorl­auf deutlich reduziert“, so Priem. Die Uni geht zumindest für die Forscher auf Nummer Sicher und blockt weit im Voraus die nötigen Termine.

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FOTO: RPN Morgens vor der Ausländerb­ehörde Duisburg Süd: Dutzende Studierend­e aus dem Ausland versuchen, einen Termin zu bekommen.

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