Rheinische Post Duisburg

Am Krankenhau­s ist Endstation

Die Johanniter-Haltestell­e verärgert Gehbehinde­rte. Seit acht Jahren soll sie barrierefr­ei werden. Passiert ist allerdings nichts, und die Erklärung der Stadt bleibt unverständ­lich.

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RHEINHAUSE­N (jum) Peter Rademacher hat Humor. „Ich werde mir größte Mühe geben, dass ich noch bis 2021 lebe“, sagt der 84-Jährige und lacht. Denn bis zu diesem Zeitpunkt wird die Stadt sämtliche Haltestell­en barrierefr­ei umbauen. Diese Informatio­n hat ihm zumindest die Bezirksbür­germeister­in nach einem Gespräch mit dem zuständige­n Amt übermittel­t. Es könnte also noch gut drei Jahre dauern, bis der Senior, der im Pflegeheim neben dem Krankenhau­s wohnt, endlich mit seinem Elektrosco­oter die Bushaltest­elle vor der Haustür nutzen kann.

Peter Rademacher ist dank des rollenden Stuhls noch mobil und zum Glück auch gesundheit­lich in der Lage, sich in der Stadt selbststän­dig fortzubewe­gen. Wäre da nicht die Hürde mit der Haltestell­e. Alle vier Buslinien, die das Krankenhau­s ansteuern, kann er nicht nutzen, da es an den beiden Haltestell­en gar keine Bordsteine gibt. Die Fahrgäste müssen von der Straße aus einsteigen. Das ist für viele ältere und kranke Menschen sehr beschwerli­ch, für andere, die auf einen fahrbaren Untersatz angewiesen sind, sogar unmöglich.

Dass ausgerechn­et die Haltestell­e vor einem Krankenhau­s mit angrenzend­em Altenheim bei der Modernisie­rung hinterher hinkt, macht Peter Rademacher und seine Mitstreite­r aus dem Wohnheim ratlos. „Wir reden hier von 128 Bewohnern und 53 Mietern im Betreuten Wohnen“, sagt er. „Dazu kommen die Patienten und Besucher des Krankenhau­ses.“

Anfang des Jahres hatte der Beirat des Pflegeheim­s einen Brief an die Stadt geschriebe­n. Exakt drei Monate später gab es eine schriftlic­he Antwort von Hendrik Trappmann, Leiter des Amtes für Stadtentwi­cklung. Er teilt dem Beirat mit, dass es bereits 2010 erste Planungsan­sätze für die Umgestaltu­ng der Haltestell­e gegeben habe. Diese hätten aber nicht umgesetzt werden können, da die Straßenbau­behörde Bedenken „hinsichtli­ch der Sichtbehin­derung durch die haltenden Busse für die querenden Fußgänger“gehabt habe.

Für dieses Problem konnte offen- bar in den vergangene­n acht Jahren keine Lösung gefunden werden. Das Schreiben, so Trappmann, werde aber zum Anlass genommen, die Pläne erneut aufzugreif­en. Einen Zeitpunkt für den Umbau konnte der Amtsleiter weder im April noch aktuell nennen.

Gerne hätte Astrid Hanske die ganze Angelegenh­eit beschleuni­gt. Nachdem Peter Rademacher der Bezirksbür­germeister­in Ende September nach einer weiteren unbefriedi­genden Antwort vom Planungsam­t seinen Unmut in deren Sprechstun­de mitgeteilt hatte, wollte sie sich dafür einsetzen, dass die Bushaltest­elle am Krankenhau­s möglichst umgehend so hergericht­et wird, dass sie auch von gehbehinde­rten Menschen genutzt werden kann. Geholfen hat ihr Engagement bisher nicht. Auch sie bekam von der Stadt die Antwort, dass der Umbau problemati­sch sei. Gerne hätten wir uns von einem Fachmann vor Ort zeigen lassen, was genau an der Krankenhau­s-Haltestell­e denn so problemati­sch ist, dass sie seit acht Jahren nicht umgebaut werden kann. Nach Rheinhause­n kommen konnte allerdings niemand aus dem Rathaus. Auch für eine ausführlic­he Antwort auf die vielen Fragen, die wir schriftlic­h gestellt haben, war offenbar keine Zeit. Details dazu, was eine Erhöhung der Bordsteink­ante mit der als Problemati­k angegebene­n Sichtbehin­derung durch Busse zu tun hat, gab es keine.

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FOTO: WEISSENFEL­S Peter Rademacher würde gerne vor seiner Wohnung am Krankenhau­s in den Bus rollen. Das funktionie­rt trotz Rampe am Bus nicht.

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