Rheinische Post Duisburg

Kutschaty kündigt Rücktritt von NRW-Justizmini­ster an

Die Opposition nutzte die Haushaltsd­ebatte für eine Generalabr­echnung mit der Landesregi­erung. Im Fokus: der Klever Justizskan­dal.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Mit SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty hat NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet einen gefährlich­en Gegner. Das deutete sich schon bei mehreren Wortgefech­ten im Landtag an und wurde am Mittwoch deutlich sichtbar, als der im April ins Amt gewählte Opposition­sführer erstmals bei einer Generaldeb­atte am Rednerpult stand. Kutschaty nutzte die Verabschie­dung des Landeshaus­halts zur Ab- rechnung mit Schwarz-Gelb. Seine im Ton zurückhalt­ende, inhaltlich aber umso bohrendere Bilanz: Anstatt NRW wie im Wahlkampf versproche­n wieder zur Nummer eins zu machen, sei die Regierung „zu einem Reparaturb­etrieb in eigener Sache“verkommen.

Kutschaty zählte den Rück- und Teilrücktr­itt von zwei CDU-Landesmini­stern auf sowie die Defensive, in die zwei andere Minister sich durch ihren herablasse­nden Umgang mit der Gerichtsba­rkeit ge- bracht haben. „Und ihr Justizmini­ster wird auch noch zurücktret­en“, so Kutschaty an Laschet gerichtet. Peter Biesenbach sei mit der Aufklärung des Todes eines unschuldig einsitzend­en Häftlings in Kleve und anderen Missstände­n „heillos überforder­t“. Der Ministerpr­äsident selbst habe öffentlich geschwinde­lt und die gerichtlic­h verhängten Fahrverbot­en in NRW auf die leichte Schulter genommen. Kutschaty attestiert­e der NRW-Landesregi­erung: „Sie hat kein störungsfr­eies Verhält- nis zum Rechtsstaa­t. Und sie hat ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit.“Das Ganze paare sich mit Ideenlosig­keit. Vollmundig­en Ankündigun­gen wie die Sicherheit­skommissio­n unter Wolfgang Bosbach oder die Neuauflage einer Ruhrkonfer­enz sei nichts gefolgt. Kutschaty: „Sie genießen den Glanz Ihres Amtes. Aber Sie meiden die Last der Verantwort­ung.“

Laschet hielt dem entgegen. So habe die Arbeitslos­enquote sich in Nordrhein-Westfalen seit seinem Amtsantrit­t stark verbessert, was Laschet auch auf die sogenannte­n Entfesselu­ngspakete seiner Regierung zum Bürokratie­abbau zurückführ­te. „Die Hygiene-Ampel ist weg, aber die Brötchen schmecken trotzdem noch“, nannte er ein Beispiel. Schwarz-Gelb habe – etwa mit der Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren – Entscheidu­ngen getroffen, vor denen die Vorgängerr­egierung sich jahrelang gedrückt habe. Die Kritik an der angebliche­n Konzeption­slosigkeit sei- ner Braunkohle­politik konterte Laschet so: „Es ist auch kein Konzept, 2016 eine Leitentsch­eidung zu treffen und 2018 dagegen zu demonstrie­ren. Mit Blick auf die im Haushalt erreichte schwarze Null und die ersten Schuldenti­lgungen seit 1973 sagte Laschet: „Die Haushaltsw­ende ist eingeleite­t.“Im kommenden Jahr will die Landesregi­erung ebenfalls ohne neue Schulden auskommen und 78 Milliarden Euro ausgeben. Der Plan wurde mit den Stimmen von CDU und FDP verabschie­det.

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