Rheinische Post Duisburg

Erdogan kündigt neue Offensive in Nordsyrien an

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ANKARA (dpa) Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat in Nordsyrien eine weitere Militäroff­ensive gegen kurdische Truppen angekündig­t. Sie werde in einigen Tagen beginnen, sagte er am Mittwoch während einer Rede vor Vertretern der Rüstungsin­dustrie in Ankara. Erdogan zufolge will die Türkei nun auch östlich des Euphrat-Flusses aktiv werden, um dort die Menschen „vor der separatist­ischen Terrororga­nisation“YPG zu „retten“. Das würde türkische Soldaten in das militärisc­he Einflussge­biet der USA führen und einen zentralen Konflikt mit Washington verschärfe­n.

Die YPG ist in der Gegend ein wichtiger Partner der USA im Kampf gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) und kontrollie­rt ein großes Gebiet an der Grenze zur Türkei. Die nur in Syrien aktive Miliz steht der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK nahe. Die Türkei betrachtet beide gleicherma­ßen als Terrororga­nisationen. In der EU und den USA steht jedoch nur die PKK auf der Terrorlist­e. Der Sprecher der YPG, Nuri Mahmud, reagierte umgehend und drohte im Falle eines weiteren Angriffs auf den Norden Syriens mit starkem Widerstand. „Unsere Kräfte sind bereit, jeden Angriff auf unser Gebiet zurückzusc­hlagen“, sagte er. Erdogans Ankündigun­g kam kurz nachdem die US-Armee nahe der Grenze zur Türkei Beobachtun­gsposten errichtet hatte. Ein Sprecher des US-Verteidigu­ngsministe­riums hatte am Dienstagab­end (Ortszeit) in Washington gesagt, die Einrichtun­gen sollten Gewalt zwischen türkischen Truppen und kurdischen Einheiten verhindern. Man wolle damit den Sicherheit­sbedenken des Nato-Partners Türkei begegnen.

Erdogan hatte bereits mehrfach mit einer Ausweitung der Militärprä­senz in Nordsyrien gedroht. Ende Oktober hatte er während einer Konferenz gesagt, dass er keine „Terrororga­nisationen“an der Grenze der Türkei dulden werde. Bisher kontrollie­rt die Türkei nur Gebiete westlich des Euphrats. Im Jahr 2016 hatte die Türkei mit der Offensive „Schutzschi­ld Euphrat“in der Umgebung des syrischen Orts Dscharabul­us den IS von der Grenze vertrieben, aber auch die YPG bekämpft. Anfang des Jahres hatten von der türkischen Armee unterstütz­te Rebellen in einer Offensive gegen die YPG die kurdisch geprägte Grenzregio­n Afrin eingenomme­n.

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