Es lebe das Büdchen
Jürgen Bruckmann und Verena-Christina Kirchberg-Bruckmann eröffnen „BrucKi‘s Büdchen“in Hochheide – um eine Familien- und Ruhrpott-Tradition weiterzuführen.
HOMBERG (sado) Ein Schimanski-Krimi wurde an dieser Trinkhalle wohl nicht gedreht, aber es herrschte richtiges Ruhrpottflair: „Hinten im Hof roch es nach verbranntem Kupfer, von vorne stiegen mir die Dämpfe einer frisch gebratenen Currywurst und von leckeren Pommes Frites in die Nase“, erinnert sich Jürgen Bruckmann an seine Jugend in den 1980er-Jahren. Ein wenig Verwirrung der Geschmacksnerven herrschte im Kopf des heute 47-Jährigen, denn in der elterlichen Altbauwohnung auf der Hochheider Kirchstraße 179 zogen die gegensätzlichen Düfte von hinten und vorne an ihm vorbei – bei geöffneten Fenstern.
Und zwar deswegen, weil sein Vater Heinrich, der selbst lange bei Thyssen arbeitete, im Hinterhof des Hauses eine kleine Werkstatt als Elektromaschinenbaumeister inne hatte und oft Schweißarbeiten dort durchführte, und seine Mutter Anneliese im vorderen Bereich ein Imbissladenlokal mit kleinem Kiosk betrieb.
Fast 40 Jahre ist das wohl her, Mitte Oktober hat jetzt Jürgen Bruckmann das Imbiss-Ladenlokal, das seine Eltern noch so liebevoll in den 80er-Jahren führten, übernommen und eine schnuckelige, kleine Trinkhalle daraus gemacht: „BrucKi‘s Büdchen“steht auf einem Schild, das über dem Eingang hängt. „Ich fühle mich als richtiges Ruhrpottkind und finde die Trinkhallenkultur einfach schön. Sie soll noch lange in der Region erhalten bleiben, dazu kann ich jetzt einen kleinen Beitrag leisten“, sagt Jürgen Bruckmann.
Alte Fotos im Eingangsbereich erinnern an die gute alte Zeit, als die Eltern noch hier hinter der Theke standen und den Schaschlikspieß auf den Grill legten oder eine Currywurst brutzelten. „Ursprünglich sollte damals meine ältere Schwester den Imbissladen führen, sie zog aber weg – der Liebe wegen“, sagt der neue Betreiber.
Seit 2002 wohnt Jürgen Bruckmann nicht mehr in Hochheide, sondern in Walsum. Über die Jah- re hat er natürlich seine Eltern in dem Haus, das diese Anfang der 1970er-Jahre kauften, immer wieder besucht. Vor kurzer Zeit verstarb sein Vater, seine heute 88-jährige Mutter Anneliese zog daraufhin aus dem schönen Altbau aus. Das Ladenlokal aber, das über die Zeit viele andere Pächter sah, ließ ihn nicht los.
Etwa vor drei Monaten fasste er den kurzfristigen Entschluss zur Übernahme, nachdem er im Sommer durch Zufall mitbekam, dass der letzte Betreiber aufhören woll- te. „Das ging alles sehr schnell, aber irgendwie ist es jetzt schön, meine Kindheitserinnerungen wieder aufleben zu lassen in dem Kiosk“, sinniert Bruckmann, der als Netzwerktechniker bei einem Telefonanbieter in Düsseldorf arbeitet. Und man merkt: So richtig kann er noch nicht fassen, jetzt Trinkhallenbetreiber zu sein.
Seine Frau Verena-Christina Kirchberg-Bruckmann wird hauptsächlich die Geschicke von „BrucKi‘s Büdchen“übernehmen. „Deswegen ist das „Ki“im Namen groß geschrie- ben, steht eben für die Verbindung: Bruckmann-Kirchberg“, erklärt der 47-Jährige. Weiterhin helfen zwei Beschäftigte auf 450-Euro-Basis im Kiosk mit. Currywurst und Pommes wird es aber nicht geben. „Wir haben eher das klassische Trinkhallensortiment“, erklärt Bruckmann.
Abends, wenn er von seinem Acht-Stunden-Job nach Hause kommt, hilft er seiner Frau im Kiosk, denn er setzt auf Kundenpflege: „Weil ein Pläuschchen nach Feierabend mit den Stammgästen doch was Feines ist...“.