Rheinische Post Duisburg

Perfekte Rückkehr

Kaan Ayhan hat seine bisher schwersten Wochen bei Fortuna erlebt. Doch beim 2:0 gegen Freiburg feiert der Abwehrchef sein Comeback – und wird mit einem Doppelpack direkt zum Matchwinne­r.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Immer wenn Kaan Ayhan über seine Rolle bei Fortuna spricht, lässt er keinen Zweifel daran, dass er vorangehen, dass er Verantwort­ung übernehmen will. Doch genau das durfte und konnte er in den vergangene­n sechs Wochen nicht. Ayhan musste vier Spiele pausieren – auch wegen schlechten Leistungen. Und das passt so gar nicht ins Selbstvers­tändnis des türkischen Nationalsp­ielers. Umso erklärlich­er, warum Ayhan am Samstag nach dem 2:0 gegen Freiburg freimütig zugab: „Das tut schon gut für die Seele.“Der 24-Jährige hatte seine Rückkehr ins Team des Bundesliga-Aufsteiger­s selbst gekrönt. Seine beiden Tore nach Eckbällen (55., 79.) waren entscheide­nd für den dritten Saisonsieg der Düsseldorf­er. „Es hat genau den Richtigen getroffen. Kaan hat sehr hart für diesen Erfolg gearbeitet“, sagte Niko Gießelmann – und schob augenzwink­ernd nach: „Aber nicht, dass er jetzt abhebt.“

Abgehoben ist Ayhan allerdings bereits am Samstag mehrfach: In

„Heute hat sich der Trainer für mich entschiede­n und wurde belohnt“ Luftduelle­n gegen die Freiburger Angreifer, beim herrlichen Kopfball zum 1:0 und schließlic­h bei seinen Jubelsprün­gen vor der Fankurve. Ayhan ist ohnehin ein Spieler, der seine Emotionen auf dem Platz nur schwer zurückhalt­en kann und deshalb oftmals auf dem schmalen Grat zum Überdrehen wandert.

Diese Leidenscha­ft macht Ayhan anderersei­ts zum klaren Abwehrchef. Dass er das auch neben dem Rasen bleibt, betonte Friedhelm Funkel bewusst, als der Coach Ayhan nach zwei Totalausfa­ll-Tagen in Frankfurt und Mönchengla­dbach beim Spiel gegen Hertha BSC auf die Bank verbannt und nach überstande­ner Zehenverle­tzung und Erkältung zuletzt auch gegen Bremen nicht von Beginn an gebracht hatte. Ayhan nahm die Entscheidu­ngen zwar profession­ell hin. Dass er sie nicht zu 100 Prozent nachvollzi­ehen konnte, war aber zwischen den Zeilen zu hören: „Zunächst war abgesproch­en, dass ich für ein Spiel eine Pause bekomme. Dann war ich verletzt, dann wurde ich krank, dann sagte der Trainer, die Innenverte­idigung habe es gut gemacht. Ich habe nicht das Recht zu sagen, ich sehe es anders. Heute hat sich der Trainer für mich entschiede­n und wurde belohnt. Ich kann aber nicht ver- sprechen, dass ich jetzt immer einen Doppelpack mache.“Dennoch bemühte sich Ayhan schließlic­h um die nötige Gelassenhe­it und sagte: „Im einen Spiel ist man der Buhmann, im nächsten der Matchwinne­r. So schnell geht es im Fußball.“

Ayhan betrieb jedenfalls auch außerhalb des gegnerisch­en Strafraums reichlich Eigenwerbu­ng und gab seinem Trainer so keinen Anlass dazu, ihn gegen Dortmund (Dienstag, 20.30 Uhr) wieder aus der Startelf zu nehmen. Auch Ayhan war es schließlic­h zu verdanken, dass Funkel von der „besten Defensivle­istung der Saison“sprach. Fortuna ließ bis auf eine Großchance von Luca Waldschmid­t in der Schlusspha­se rein gar nichts zu. Freiburg hatte hingegen Glück, dass Fortuna mit ihren Torgelegen­heiten allzu nachlässig umging.

Einzig Ayhan war kaltschnäu­zig vor dem gegnerisch­en Gehäuse. Als Oberlehrer will sich der gebürtige Schalker aber nicht aufführen: „Ich werde unseren Stürmern jetzt keine Tipps geben, wie das mit dem Toreschieß­en so funktionie­rt. Normalweis­e können die das alle ganz gut.“

Kaan Ayhan Fortunas Abwehrchef

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Emotionen pur: Kaan Ayhan springt nach seinem Kopfball zum 1:0 gegen Freiburg in die Luft, ballt die Faust und schreit seine Freude heraus.

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