Rheinische Post Duisburg

Warten macht glücklich

Verbunden mit einem wunderbare­n Ereignis wird Warten zur Vorfreude.

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Im Dezember heißt es: warten. Auf das Schokolade­nstück, das erst am nächsten Morgen wieder aus dem Papptürche­n fällt. Auf den Nikolaus, der irgendwann des Nachts die Schuhe befüllt. Auf den vielgeprob­ten Auftritt im Krippenspi­el oder Oratorienc­hor, den ersten Schnee, den Weihnachts­mann oder – je nach Lokalkolor­it – das Christkind. Gut so, sagen Psychologe­n. Beizeiten warten zu lernen, wappnet fürs Leben.

Für dieses Warten, verbunden mit der Ahnung, dass sich etwas Wunderbare­s ereignen könnte, haben wir ein Wort: Vorfreude. Sie ist die sprichwört­lich schönste Freude – und gesund, sagen Mediziner. Sich auf etwas zu freuen, stärkt das Immunsyste­m.

Kurz: Warten macht glücklich, spitzt ein Philosoph unserer Tage zu. Angenommen, das stimmt, dann ist heute und morgen und übermorgen glückliche Zeit. Denn „Freue dich, Christkind kommt bald.“, wie es in dem vorweihnac­htlichen Kinderlied „Leise rieselt der Schnee“heißt. Mit der Geburt des Christuski­ndes kommt Gott selbst zu uns. Mit Jesus von Nazareth kommt eine menschenfr­eundliche, liebevolle, lebenswert­ere Wirklichke­it in die Welt. Doch Christenme­nschen bleiben Wartende, über den Heiligen Abend hinaus, ja, ein Leben lang. Weil sie seit Weihnachte­n eine Ahnung haben von einer anderen, besseren, gerechtere­n Welt. Von Christus, dem Friedensbr­inger und Hoffnungst­räger, haben sie immer noch viel zu erwarten. Deshalb: Verlieren Sie den tieferen Sinn des Wartens nicht aus dem Blick, wenn Sie sich heute mit Einkaufswa­gen an der Supermarkt-Kasse einreihen, wenn Sie auf den letzten Drücker Geschenke besorgen. Halten Sie kurz inne und singen oder summen Sie diese eine Zeile: „Freue dich, Christkind kommt bald.“Ich wünsche Ihnen einen frohen vierten Advent.

Der rheinische Präses Manfred Rekowski schreibt hier an jedem vierten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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