Kurden sind verunsichert
BAGDAD Zuerst wurden die Kurden im Irak von den Amerikanern enttäuscht, jetzt in Syrien. Bis zuletzt hatte Kurdenpräsident Masoud Barzani im Nordirak auf die Unterstützung Washingtons gezählt, um einen eigenen Staat zu gründen. Doch die Amerikaner sagten „No“und das Referendum wurde für null und nichtig erklärt. Jetzt ziehen sie ihre Truppen aus Syrien ab, die dort zusammen mit den Kurden gegen den IS gekämpft haben.
Doch Trumps Rückzugsankündigung ist nicht ganz neu. Seit März sorgt der US-Präsident diesbezüglich für Unsicherheit. Seitdem geht es hin und her. Mal heißt es, die Amerikaner ziehen ab, mal heißt es, sie bleiben. Der Einsatz der US-Truppen in der Region sei von grundlegender Bedeutung, heißt es in einer Studie der „International Crisis Group“vom September. „Er sorgt für Stabilität, denn er garantiert in einer vom IS wieder befreiten Gegend grundlegende Dienste. Zugleich hält er die Türkei und das Assad-Regime von militärischen Aktionen ab. Er sorgt aber auch für eine gewisse Unsicherheit, da die aus Washington kommenden Signale so vieldeutig sind. Dieses Mal scheint der US-Präsident es ernst zu meinen. Vom bereits begonnenen Truppenabzug wird berichtet.
In dieser Situation, so die Politologin Arzu Yılmaz, hätten sich die Kurden einen Dialog mit der syrischen Regierung auch bislang schon offen gehalten. „Sie haben zwar ihren Joker, die Verbindung zu den USA, nie aus der Hand gegeben. Die Präsenz der USA war für sie auch eine Art Abschreckung gegenüber der Türkei. Aber jetzt gibt es einen Dialog zu einer politischen Lösung in Syrien.“
Was mit den kurdischen Partnern der USA geschieht, ist eine offene Frage. Sollte der türkische Präsident Erdogan seine angedrohte Offensive gegen sie starten, wären die kurdischen Kämpfer – nach Schätzungen 30.000 bis 60.000 – erheblich in der Unterzahl. Sie hätten kaum eine andere Wahl, als einen Deal mit Syriens Präsident Baschar al Assad zu machen und die Aussicht auf Autonomie aufgeben. Das würde Assads Kontrolle über das Land festigen und seinem Hauptverbündeten, Russlands Präsidenten Putin, einen Sieg bescheren. Die anderen Verlierer sind Amerikas Verbündete. Allen voran Israel, das nun mit der Präsenz iranischer Truppen an seiner Grenze fertig werden muss.