Rheinische Post Duisburg

Polizei sucht nach zweiter Mutter

Das ist ein Paukenschl­ag und ein echter Rückschlag für die Ermittler: Das in Polen entdeckte Baby „Mia“und das tote Mädchen, das in der Wohnung einer 35-jährigen Frau gefunden wurde, sind nicht verwandt. Das ergab ein DNA-Test.

- VON TIM HARPERS

Im Fall der in einem Altkleider­sack in Polen entdeckten Babyleiche aus Duisburg stehen Polizei und Staatsanwa­ltschaft wieder am Anfang. Das Ergebnis des am Donnerstag angeordnet­en DNA-Abgleiches ist negativ. Das teilte die Duisburger Polizei am Freitag mit. Das in Polen tot auf-

„Nun gilt es, schnellstm­öglich weitere Hinweise zu finden. Die Kollegen ermitteln in alle

Richtungen“

Alexander Bayer

Staatsanwa­lt

gefundene Mädchen und die in der Wohnung einer 35-jährigen Duisburger­in entdeckte Babyleiche sind nicht miteinande­r verwandt.

Damit müssen die Ermittler wieder von vorne beginnen. Wie die Polizei gestern mitteilte, sucht sie nun eine weitere Frau, die in den vergan- genen Monaten zugenommen oder sich im sozialen Verhalten verändert hat. Eine wichtige Spur, nachdem das Hinweisauf­kommen sich im Wesentlich­en auf die Mutter in Rumeln konzentrie­rt hatte, bleibt damit der Altkleider­container in Homberg. Hier hatte ein Leichenspü­rhund angeschlag­en. Am kommenden Montag werden daher Kripobeamt­e rund um den Aufstellor­t nochmals Flyer verteilen und um Hinweise aus der Bevölkerun­g bitten. „Es ist logisch, dass eine Frau, die mit einem Kind schwanger war, nicht zur selben Zeit ein zweites Kind auf die Welt bringen konnte“, sagte Staatsanwa­lt Alexander Bayer unserer Redaktion. „Nun gilt es, schnellstm­öglich weitere Hinweise zu finden. Die Kollegen werden nun weiterhin in alle Richtungen ermitteln.“

Die Leiche des neugeboren­en Mädchens war Mitte November in einer Altkleider­sortieranl­age im polnischen Kielce entdeckt worden. Der Transport war aus Duisburg gekommen. Die Polizei bekam kurz darauf einen Hinweis auf die 35-jährige Frau aus Rumeln. Bei ihr wurde dann ein weiterer toter Säugling, ebenfalls ein Mädchen, entdeckt. Ein Richter erließ Haftbefehl wegen Totschlags.

Die Frau gab in ihrer Vernehmung an, das in Duisburg gefundene Kind zur Welt gebracht zu haben. Sie bestritt aber bis zuletzt vehement, etwas mit dem in Polen gefundenen toten Baby aus dem Altkleider­container zu tun zu haben.

Die im Zuge des DNA-Abgleichs durchgefüh­rte Obduktion ergab zudem keine Hinweise auf die To- desursache. Diesbezügl­ich setzen die Ermittler weiterhin auf die bereits in Polen durchgefüh­rte erste Untersuchu­ng des Säuglings. „Die Übersetzun­g der Unterlagen ist al- lerdings noch nicht abgeschlos­sen“, sagte Bayer.

Die Zusammenar­beit mit den polnischen Behörden hatte der Polizei dabei in den vergangene­n Wochen große Probleme gemacht. Die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Obwohl die Duisburger Polizei ein internatio­nales Rechtshilf­eersuchen bei den polnischen Behörden geltend gemacht hatte, ließen Fortschrit­te lange auf sich warten. Letztlich mussten in dieser Woche Duisburger Beamte nach Polen reisen, um die Überführun­g von „Mia“nach Duisburg zu organisier­en.

Die Suchaktion, die auf den Leichenfun­d in Polen gefolgt war, war eine der größten der vergangene­n Jahre. Mit Leichenspü­rhunden hatte die Polizei damit begonnen, alle 470 Altkleider­container der Duisburger Wirtschaft­sbetriebe zu untersuche­n, bis einer schließlic­h an dem Homberger Container angeschlag­en hatte.

 ?? FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Ein Altkleider­container an der Rheinpreus­senstraße in Homberg. In diesem Stadtteil will die Polizei nun verstärkt nach Hinweisen suchen, nachdem sich anfänglich­e Verdachtsm­omente als falsch erwiesen haben.
FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Ein Altkleider­container an der Rheinpreus­senstraße in Homberg. In diesem Stadtteil will die Polizei nun verstärkt nach Hinweisen suchen, nachdem sich anfänglich­e Verdachtsm­omente als falsch erwiesen haben.
 ?? RP-ARCHIV: REICHWEIN ?? Nachdem die Leiche in Polen aufgetauch­t war, durchsucht­e die Polizei die 470 Altkleider­container der Wirtschaft­sbetriebe.
RP-ARCHIV: REICHWEIN Nachdem die Leiche in Polen aufgetauch­t war, durchsucht­e die Polizei die 470 Altkleider­container der Wirtschaft­sbetriebe.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany