Rheinische Post Duisburg

Harders-Inhaber werfen einen kritischen Blick auf die City

Weiterer Aderlass auf dem Duisburger Sonnenwall: Der Herrenauss­tatter Harders schließt nach 19 Jahren.

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(debe) Der Herrenauss­tatter Harders am Sonnenwall macht dicht. Schon seit einigen Jahren fühlen die Inhaber Frank Servatius und Onur Canbaz sich in der einst blühenden Einkaufsga­sse nicht mehr wohl. „Hochwertig­e Geschäfte ziehen mehr und mehr ab, Laufkundsc­haft kommt kaum noch vorbei“, sagt Servatius. Nach 19 Jahren soll jetzt Schluss sein. Die beiden werden Duisburg den Rücken kehren und ziehen in Erwägung, sich im schicken Mülheim-Saarn neu anzusiedel­n.

Konkurrenz belebt das Geschäft – dieser Spruch habe auch immer für Harders Herrenmode gegolten, erklärt Servatius. „Früher waren hier auf der Straße gleich mehrere Modegeschä­fte. Doch das war keineswegs schlecht für unser Geschäft. So kamen Kunden zum Bummeln an den Sonnenwall, gingen erst in das eine, dann in das andere Geschäft“, erinnert er sich. Diese Zeiten seien vor- bei, er beobachte einen starken Abwärtstre­nd. „Man muss leider sagen, dass sich das Niveau des Angebots hier verschlech­tert“, sagt er vorsichtig. Canbaz fügt hinzu: „Gute Modegeschä­fte sind weggezogen. Mittlerwei­le kommen fast ausschließ­lich Stammkunde­n zu uns. Laufkundsc­haft Fehlanzeig­e“, sagt Onur Canbaz.

In den vergangene­n fünf Jahren hätten die Umsätze mehr und mehr nachgelass­en. „Wir mussten uns etwas überlegen. Unser Einzugsgeb­iet der Stammkunde­n ist groß, wir haben Kunden aus Dinslaken, Mülheim und Moers. Wir hoffen, dass es an einem anderen Standort klappt.“Mülheim habe man in Erwägung gezogen, noch sei aber nichts spruchreif. Außerdem wolle man sich verkleiner­n. „Wenn man ein solch großes Geschäft wie am Sonnenwall mit seinen etwa 360 Quadratmet­ern ansprechen­d füllen will, braucht man einige Kleidungss­tücke. Doch das lohnte sich nicht mehr“, sagt Servatius. Aber: In einem kleineren Geschäft will man wieder voll durchstart­en. „Dann werden wir vermutlich auch Damenkleid­ung anbieten“, sagt Canbaz.

Dass es in Duisburg nicht weitergeht, ist für beide eine Enttäu- schung: „Wir wären gerne geblieben. Ich bin Duisburger, bin Patriot, doch leider ist es wirtschaft­lich nicht drin“, sagt Servatius. Die beiden Männer üben Kritik an der Einkaufssi­tuation in der Stadt – auch über die Grenzen des Sonnenwall­s hinaus. „Die Innenstadt hat sich ver- ändert. Im vorderen Bereich in der Nähe des Forums läuft es sicherlich besser für die Geschäfte, aber je weiter man sich von dort entfernt, desto schwierige­r wird es. Der Bereich Münzstraße hat sich sehr zum Nachteil verändert“, sagt Servatius. Das eigenständ­ige Damenmoden­haus Harders bleibt dagegen im Übrigen auf der Königstraß­e und will im März dann auch Herrenmode ins Sortiment aufnehmen. „Wir bauen auf die Innenstadt“, zeigt Inhaberin Susann Grothwinke­l Optimismus.

Auch das City-Management ist alarmiert. City-Managerin Dagmar Bungardt weiß um die Probleme in der Innenstadt. Denn auch das Modehaus Ramforth schließt wie berichtet nach 50 Jahren auf dem Sonnenwall. Inhaberin Brigitte Ramforth beklagte, dass während andere Städte aufrüstete­n, die Attraktivi­tät der Duisburger Innenstadt sinke.

„Es ist schmerzlic­h, wenn Läden wie Harders aus Duisburg weggehen. Schließlic­h waren es immer genau solche Läden, die Bereiche wie den Sonnenwall besonders attraktiv gemacht haben“, sagt Bungardt. Man wolle dem Trend entgegen wirken und Billigläde­n um jeden Preis vermeiden. „Wir haben ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem ermittelt wird, welche Geschäfte für unsere Innenstadt in Frage kommen. Wir werden dafür sorgen, dass diese im kommenden Jahr kontaktier­t werden und dann für den Standort Duisburg, etwa am Sonnenwall, angeworben werden können“, sagt sie, will jedoch noch nicht weiter ins Detail gehen.

Außerdem appelliert Bungardt an die Immobilien­besitzer, nicht an Billiggesc­häfte, etwa 1-Euro-Shops, oder Handyläden, zu vermieten. „Uns ist daran gelegen, dass einst schmucke Straßen wie der Sonnenwall wieder an Attraktivi­tät gewinnen.“

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FOTO: LARS HEIDRICH Frank Servatius (r.) und Onur Canbaz werden ihr Herrenmode­n Harders auf dem Sonnenwall schweren Herzens schließen.

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