Die Alternative zum Kirchenstress
Weihnachten sind freie Plätze in den Kirchen Mangelware. In der Johanneskirche wird Platz geschaffen, indem das Foyer leergeräumt wird. Pfarrer regen an, Alternativtermine zu suchen – wir geben Tipps.
Heiligabend ist der Tag, an dem die Kirchen wieder voll sind. Das kann Probleme geben. In der Johanneskirche musste Pfarrer Uwe Vetter voriges Jahr zur Christvesper um 18 Uhr die Pforten schließen, weil die Kapazitätsgrenze der Kirche (1200 Menschen) erreicht war und „die Sicherheit und Erreichbarkeit der Fluchtwege nicht mehr gewährleistet werden konnte“. Dieses Jahr ist die Stadtkirchen-Gemeinde gewappnet. „Wir werden das Foyer ausräumen, um Platz für noch einmal 200 Stehplätze zu schaffen. Außerdem wird ein großer Fernseher aufgestellt, auf dem das Geschehen vom Altar übertragen wird“, sagt Vetter. Allerdings müssen die Foyer-Besucher Abstriche machen, da die Glastüren wegen der enormen Zugluft geschlossen bleiben. Der Gottesdienstzeitplan ist mit den umliegenden Kirchen wie Neander- oder Kreuzkirche so abgestimmt, „dass die Leute Alternati- ven kurzfristig erreichen können“.
Für den Düsseldorfer Superintendenten Heinrich Fucks ist die Ausgabe von Platzkarten, wie sie eine Essener Gemeinde praktiziert, keine Lösung. „An manchen Interessierten geht so eine Info vorbei, andere bemühen sich gleich am ersten Tag um mehrere Karten. Dadurch wer-
„Wir werden niemals Leute an Heiligabend
wegschicken.“ den unschöne Szenen auch nicht vermieden.“Schwierig wird es, wenn die Gläubigen noch früher kommen und gleich mehrere Plätze freihalten wollen. Fucks wünscht sich stattdessen, dass die Menschen sich auch für Gottesdienste zu alternativen Zeiten interessieren, etwa die mittäglichen Kindermessen oder spätabendliche Christmetten. Oder den ökumenischen Gottesdienst, welcher um 12 Uhr von Fucks und Pastoralreferentin Irmgard Poestges in der Halle des Hauptbahnhofes abgehalten wird.
Bei der katholischen Kirche sieht man dem Heiligen Abend entspannt entgegen. Stadtdechant Ulrich Hennes freut sich auf eine volle Lambertuskirche. Zwar drängen sich auch bei ihm die Leute bei der abendlichen Messe zusammen, aber bisher sei „alles friedlich und ohne Tumulte“abgelaufen. Er verweist zudem auf die hohe Kirchendichte mit Maxkirche, St. Mariä Empfängis, St. Lambertus und St. Andreas im Innenstadt-Bereich, wodurch sich eine gute Verteilung ergebe. Die Eintrittskarten-Idee lehnt er ab. „Wir werden niemals Eintrittskarten einführen und wir werden auch niemals Leute an Heiligabend wegschicken“, sagt Hennes. Für alle Fälle sei auch die Lambertuskirche mit Videotechnik gewappnet.
Dass viele Menschen nur Heiligabend den Gottesdienst besuchen, sieht er nicht als Problem, sondern als Chance. „Bei einigen haben wir nur an diesem einem Tag die Chance, das Interesse zu stärken. Da müssen wir besonders gut sein. Damit die Leute anschließend sagen, hier gehe ich auch im nächsten Jahr wieder hin.“Oder vielleicht sogar am nächsten Sonntag.
Tipps für Gottesdienstbesuche:
Krabbel-Gottesdienst, evangelische Petruskirche Pfarrerin Felicitas Schultz-Hoffmann lädt um 14 Uhr Familien zu einem 30-minütigen Gottesdienst mit einer kleinen Andacht und weihnachtlichen Liedern in die Petruskirche, Am Röttchen 10, ein. Die Kleinsten dürfen sich frei in der Kirche bewegen. Christmette Herz Jesu In der katholischen Kirche Herz Jesu, Roßstraße 75, wird an Heiligabend um 22 Uhr die „Hirten-Messe B-Dur“von Ferdinand Schubert gesungen. Ihren besonderen Reiz erhält die Messe durch die Verwendung von Oboe und Waldhorn in Kombination mit Gesangssolisten. „Ruhe nach dem Sturm“, Christuskirche Oberbilk „Wenn die Kinder im Bett liegen und die Schwiegereltern aus der Türe sind, öffnet die evangelische Christuskirche an Heiligabend ihre Türen noch einmal für alle, die einen kleinen, heiligen Moment ganz für sich alleine suchen“, sagt Pfarrer Lars Schütt von der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde.Von 23 Uhr bis 2 Uhr können Nachtschwärmer in der von Kerzen erleuchteten Christuskirche, Kruppstraße 11, zu Musik von Plattenaufleger Haru Specks den Moment genießen.
Ulrich Hennes
Stadtdechant
Krippenfeier, St. Agnes Die katholische Gemeinde Angerland-Kaiserswerth lädt um 11 Uhr zu einer Krippenfeier in St. Agnes, Graf-Engelbert-Straße 18. Kindgerecht wird dort das Geschehen von Betlehem dargestellt. Weitere Krippenfeiern – mit Unterstützung des Kinderchors – finden um 14:30 Uhr und um 16 Uhr in St. Remigius, Kalkstraße 47, statt.