Fortuna fährt bester Laune zum Kellerduell
Der Aufsteiger würde mit einem Punkt in Hannover auf einem Nicht-Abstiegsplatz überwintern.
DÜSSELDORF Die Statistik ist für Fußball-Feinschmecker das pure Grauen: Die heimschwächste Mannschaft der Fußball-Bundesliga erwartet das zweitschwächste Auswärtsteam. Wie soll unter diesen Voraussetzungen bloß etwas Ansehnliches werden aus dem Duell von Hannover 96 mit der Düsseldorfer Fortuna?
Zum Glück steht Friedhelm Funkel nicht im Verdacht, ein ausgemachter Anhänger von statistischen Wahrscheinlichkeiten zu sein. Und so verkündet der Düsseldorfer Trainer vor der Partie am Samstag: „Trotz dieser Zahlen glaube ich, dass es ein interessantes Kampfspiel wird.“Zudem eines, in das seine Mannschaft mit einem Vorteil geht, den Funkels Eishockey-Kollegen gern das „Momentum“nennen. Während Hannover seit Anfang November fünf Ligaspiele in Folge nicht gewonnen hat, kommt Fortuna mit dem frischen Rückenwind von zwei Siegen in Folge, darunter das 2:1 gegen den bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter Borussia Dortmund.
Schon ein Unentschieden bei den Niedersachsen würde den Düsseldorfern definitiv dafür rei- chen, die Winterpause auf einem Nicht-Abstiegsplatz zu verbringen, da die Konkurrenz aus Stuttgart und Schalke gegeneinanderspielt. Funkel möchte das zwar nicht zu hoch hängen, gibt aber zu: „Es sähe schon schön aus, wenn man unterm Weihnachtsbaum auf eine Tabelle schaut, die uns als Fünfzehnten ausweist.“Den einen dafür erforderlichen Punkt fände der 65-Jährige „auch nicht so schlecht, aber wir wollen drei holen“.
In beiden Fällen könnte 96 nicht mehr die Maßgabe erfüllen, die Trainer André Breitenreiter seinen Schützlingen mit auf den Weg gegeben hat: Drei Punkte aus den Partien in Freiburg (1:1) und gegen Fortuna, sonst werde in Hannover der Weihnachtsurlaub gestrichen und an Heiligabend trainiert. Funkels Mitleid hält sich in Grenzen: „Wir wollen gewinnen, und was dann in Hannover passiert, ist mir relativ egal.“Sollte dieser Plan aufgehen, hätte Fortuna Vereinshistorisches geschafft, denn an drei Siege innerhalb einer englischen Woche können sich nicht einmal die älteren Anhänger erinnern.
Auch Funkels Stimmung haben die jüngsten Erfolge sehr gut getan. Festzumachen ist das an der launi- gen Art, mit der der Trainerfuchs seine Personalplanungen für das Kellerduell beschreibt. So sei es für ihn völlig unerheblich, dass Mittelfeldspieler Kevin Stöger sowohl gegen Freiburg als auch gegen Dortmund von allen Profis am meisten gelaufen sei und dabei gegen den BVB mit 13,645 Kilometern sogar einen Saisonrekord für alle Bundesliga-Klubs aufgestellt habe: „Kevin lädt seinen Akku nach jedem Spiel wieder voll auf, er hat ein spezielles Kabel dafür.“Und was ist mit dem 36-jährigen Kapitän Oliver Fink, der sich mit 13,27 Kilometern Platz zwei sicherte? „Das ist was anderes“, sagt Funkel mit unbewegter Miene. „Olli ist ein älteres Modell, da ist es schwer, ein passendes Kabel zu finden.“
Einmal so in Fahrt, kommt der Trainer richtig ins Plaudern. „Bis auf Niko Gießelmann hat in dieser Saison jeder Feldspieler schon einmal in der Startelf gefehlt“, erzählt er, „Ach nee, in Frankfurt habe ich Niko ja draußen gelassen.“Kurze Pause, dann: „Das hätte ich besser nicht gemacht.“Die Partie endete 7:1 für die Eintracht.
Schwer vorstellbar, dass der Aufsteiger am Samstag erneut ein solches Fiasko erlebt, doch Vorsicht: Hannover war schon mehrmals ein schlechtes Pflaster für Fortuna. Dort erlebte sie am 18. Mai 2013 nach einer 0:3-Pleite den Abstieg aus der Bundesliga, nachdem sie 33 Spieltage lang nie auf einem Abstiegsplatz gestanden hatte, dort verlor sie 2016 in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals 1:6. Doch alte Statistiken interessieren Funkel ja nicht, eher die aktuellen: „Auswärts haben wir auf jeden Fall Verbesserungsbedarf, und ich würde am liebsten in Hannover damit anfangen.“
Geplante Aufstellung: Rensing – Zimmermann, Ayhan, Kaminski, Gießelmann – Zimmer, Bodzek, Stöger, Raman – Karaman (Hennings), Lukebakio.