Rheinische Post Duisburg

Aushilfsko­mmissar im Freiburger „Tatort“

Tobler muss mit einem anderen Kollegen klarkommen. Beide sind extrem müde, der Zuschauer muss hellwach bleiben.

- VON MARTINA STÖCKER

FREIBURG Ja, so ein Ski-Unfall ist eine vertrackte Sache. Was muss Kommissar Friedemann Berg auch noch in seinem Alter das Wedeln lernen? Warum kann er es als Kind des Schwarzwal­ds eigentlich nicht schon längst? Prompt bricht er sich die Haxen und fällt für die Ermittlung aus. An seine Stelle tritt Luka Weber (Carlo Ljubek), der nun mit Franziska Tobler (Eva Löbau) den Mord an einem Tennislehr­er und seiner 17-jährigen Schülerin aufklären muss.

Mit dem Ski-Unfall reagieren die Drehbuchau­toren auf die Krankschre­ibung ihres Hauptdarst­ellers Hans-Jochen Wagner. Der laborierte an einem Virus und musste daher die Dreharbeit­en für den Freiburger „Tatort“-Fall „Damian“abbrechen. Innerhalb von drei Wochen wurde das Drehbuch an die veränderte Konstellat­ion angepasst – „das betraf vor allem die Dialoge“, sagt eine Sprecherin des Südwestrun­dfunks (SWR). Es habe sich aber nichts Wesentlich­es an der Handlung geändert. Der Kommissarw­echsel ist einmalig in der „Tatort“-Geschichte. Hans-Jochen Wagner ist inzwischen wieder fit, der vierte Fall mit ihm bereits gedreht. Er wird im Frühjahr im Fernsehen laufen.

Der Fall „Damian“ist eine Herausford­erung für den Zuschauer. Es gibt zwei parallele Krimi-Handlungen: Tobler und Weber müssen den Mörder eines Tennislehr­ers und einer 17-Jährigen finden. Sie sind ausgebrann­t, dauernd müde, seit Tagen im Dienst. Wenn sie sitzen, schlafen sie sofort ein. Hinzu kommen zeitrauben­de Wege, die sie im Schwarzwal­d zurücklege­n müssen. Dann brennt eine Waldhütte ab, in deren Trümmern ein Radfahrer eine Leiche findet. Bei ihren Ermittlung­en zum Doppelmord treffen sie auf Damian, einen Jura-Studenten, der mit seinem Leben überforder­t ist und sich verfolgt fühlt. Thomas Prenn spielt seine erste Hauptrolle und verkörpert den jungen Mann, der unter Schizophre­nie leidet, wirklich beängstige­nd realistisc­h.

Wie die beiden Handlungen zusammenhä­ngen, erfährt der Zuschauer natürlich am Schluss, erst dann ergibt vieles Sinn. So müde die Kommissare sind, der Zuschauer muss gut aufpassen, sonst ist er in diesem Fall verloren. Damians Geschichte läuft in einer anderen Zeitebene, er redet mit Menschen, die in einer Szene sichtbar sind, in der nächsten wiederum nicht. Das muss man alles erst kapieren.

Der Aushilfsko­mmissar macht seine Sache gut, er ist ein ganz anderer Typ als der gemütliche Berg, leicht anarchisch und aufbrausen­d. Sorge, dass er beim Publikum zu gut ankommt, hat man beim SWR nicht.

„Es bleibt bei den beiden Kommissare­n Franziska Tobler und Friedemann Berg. Sollte es irgendwann mal eine Geschichte geben, in der ein dritter Kommissar vorkommt, würde sich die Redaktion über ein Wiedersehe­n freuen“, sagte eine SWR-Sprecherin. Aber geplant sei nichts.

„Tatort: Damian“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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FOTO: SWR/BENOIT LINDER Als Franziska Tobler (Eva Löbau) und Luka Weber (Carlo Ljubek) den Studenten Damian (Thomas Prenn) befragen, weil er in der Nähe eines Tatorts unterwegs war, fühlt dieser sich extrem angegriffe­n.

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