Rheinische Post Duisburg

Dinge, die das Leben leiser machen

Die Straße ist laut, der Nachbar macht Krach: Mehr als drei Viertel der Menschen in Deutschlan­d fühlen sich durch Lärm belästigt. Helfen könnten ausgerechn­et intelligen­te Lautsprech­er.

- VON TIM KRONNER

DÜSSELDORF Von wegen „Stille Nacht, heilige Nacht“: Deutschlan­d hat ein Lärmproble­m. „Wir sind weit davon entfernt, dass wir eine akzeptable Geräuschsi­tuation haben“, sagt Michael Jäcker-Cüppers, Chef des Arbeitsrin­gs Lärm der Deutschen Gesellscha­ft für Akustik. In Zahlen: 80 Prozent aller Deutschen fühlen sich durch Lärm belästigt. Das zeigt eine Umfrage des Umweltbund­esamts. „Mehr als zwei Millionen Menschen werden durch Lärm nicht nur belästigt, sondern sind sogar in ihrer Gesundheit gefährdet“, warnt Jäcker-Cüppers. Doch wann wird Schall überhaupt zu Lärm? „Sobald er uns beeinträch­tigt.“Hauptlärmq­uelle ist für drei Viertel der Deutschen der Straßenver­kehr. Ein Gesundheit­srisiko bestehe, wenn der Pegel dauerhaft bei 65 Dezibel am Tag oder 55 Dezibel in der Nacht liegt. Das entspricht einem eingeschal­teten Staubsauge­r. Neben Autos und Lkw seien auch Verkehrsmi­ttel auf der Schiene und in der Luft Lärmverurs­acher. „Die am zweitmeist­en genannte Quelle ist der Nachbarsch­aftslärm“, sagt Jäcker-Cüppers. Dazu zählen rumpelnde Waschmasch­inen, laute Musik oder Wandbohren. Was kann die Welt leiser machen?

Schallabso­rbierende Einrichtun­g Grundlage für mehr Ruhe im eigenen Haus sind eine gute Dämmung der Wände und der Einbau von Schallschu­tzfenstern. Das Schlafzimm­er legt man sinnvoller­weise nach hinten raus und nicht an die Hauptstraß­e, und es helfe, schallabso­rbierende Elemente im Raum unterzubri­ngen, so Jäcker-Cüppers. Dazu zählen Teppiche oder Vorhänge. Aber auch große Möbelstück­e wie Betten, Couchen oder gut gefüllte Bücherrega­le können die Ausbreitun­g des Schalls eindämmen. Ebenso gibt es schallabso­rbierende Farbe, die an die Wände gesprüht werden kann.

Lautsprech­er für Fenster Interessan­t ist ein Forschungs­projekt der TU Darmstadt und des Fraunhofer-Instituts. Dabei wird Lärm mit Lärm bekämpft. „Active noise control“nennt sich die Methode, bei der kleine Lautsprech­er in Fenster eingebaut werden. Ein Sensor erfasst, wenn draußen beispielsw­eise ein Auto vorbei fährt. Den Schallwell­en dieses Geräuschs werden aus den Lautsprech­ern andere Schallwell­en entgegen gesendet, so dass sich der Lärm gegenseiti­g aufhebt. Das funktionie­rt allerdings noch nicht bei allen Geräuschen und ist bisher nicht serienreif. Momentan hängt die weitere Entwicklun­g daran, ob sich ein Hersteller findet, der diesen aktiven Schallschu­tz auf den Markt bringen will.

Gedämmte Hausgeräte Und was mache ich gegen Lärm, den ich selbst verursache? „Ich schaffe mir Geräte an, die leise sind“, sagt Jäcker-Cüppers das Naheliegen­de. Bei Waschmasch­inen, Staubsauge­rn und Föhns gebe es eine große Spannbreit­e. Es lohne sich beim Kauf auf die Dezibel-Angabe zu achten. „Es gibt viele Dinge, mit denen jeder einzelne dafür sorgen kann, den Lärm möglichst gering zu halten“, sagt Jäcker-Cüppers.

TV-Lautsprech­er Es gibt natürlich auch Lärm, der nicht gesundheit­sgefährden­d oder belästigen­d ist,

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