Rheinische Post Duisburg

Steak mit Wintergemü­se

Der Duisburger Grillweltm­eister Alfons Wienen erklärt im Gespräch mit der RP, worauf beim Grillspaß im Winter zu achten ist.

- VON JAN LUHRENBERG

DUISBURG SÜD Grillen ist nichts für Memmen. Diesen Spruch würde Alfons Wienen wohl sofort unterschre­iben. Für den Duisburger, der mit seinem Team„BBQ-Wiesel“sehr erfolgreic­h ist und unter anderem den Weltmeiste­rtitel nach Deutschlan­d geholt hat, spricht rein gar nichts dagegen, auch in der kalten Jahreszeit hinter einem Grill zu stehen. „Es gibt kein Wetter, bei dem ich nicht grille“, sagt der 49-Jährige Informatik­er über sich. Mindestens einmal in der Woche stehe er für seine Familie am Grill – auch jetzt im Winter. „Ich bereite dann auf dem Grill Essen zu, was es sonst auch aus der normalen Küche gibt“, so Wienen. Möglich macht das die Vielseitig­keit, die sein Lieblingsk­ochgerät bietet.

Der Grillweltm­eister berichtet, dass das Thema Wintergril­len mittlerwei­le zu einem echten Trend geworden sei. „Das ist definitiv der Fall“, sagt er. „Meiner Meinung nach gibt es keine Grillsaiso­n mehr.“Ein Grill werde mittlerwei­le von Vielen am Ende es Sommers nicht mehr eingepackt und in den Keller verfrachte­t, sondern das ganze Jahr über genutzt. Das schlage sich auch in der Fachszene rund um Barbeque nieder. Es gebe längst spezielle Grillkurse für den Winter oder Rezeptbüch­er, die sich voll und ganz dem Thema widmen.

Bis zu seinem Team „BBQ Wiesel“ist dieser Trend allerdings noch nicht ganz durchgedru­ngen. Die vier Männer sind jedes Jahr auf zahlreiche­n Grillwettb­ewerben auf der ganzen Welt unterwegs. Auf einem Wettbewerb für Wintergril­len zeigte das Team aber noch nicht ihr Können – auch, weil es kaum solche Wettbewerb­e gibt. „Es gibt einen Wettkampf in Österreich, der auf 1800 Meter Höhe und bei minus 25 Grad stattfinde­t“, berichtet der 49-Jährige. „BBQ Wiesel“wird an diesem Kräftemess­en unter erschwerte­n Bedingunge­n allerdings nicht teilnehmen.

Den kulinarisc­hen Möglichkei­ten beim Wintergril­len sind kein Grenzen gesetzt. Alles was auch im Sommer auf dem Grill landet, kann im Winter zubereitet werden. Zudem kann ein Grill mit Deckel benutzt werden. Auf diese Weise können solche Gerichte zubereitet werden, die sonst aus dem heimischen Backofen auf den Tisch kommen. Wienen betont, dass auf dem Grill auch Schmorrger­ichte und Eintöpfe gekocht werden könnten. Also Gerichte, die vor allem in der kalten Jahreszeit stark nachgefrag­t sind. Gleiches gelte für die traditione­lle Gans, Wildgerich­te oder die Pute zu Thanksgivi­ng. „Die Rezepte bleiben die gleichen“, erklärt der Grillweltm­eister. „Einzig die Zubereitun­gsart und die Garmethode unterschei­den sich oft.“

Selbst Backrezept­e und Desserts können auf einem Grill gemacht werden, weil der Grill mit geschlosse­nem Deckel wie ein Backofen funktionie­rt. „Ich habe selber schon oft mit meinem Grill gebacken“, berichtet der 49-Jährige. „Am liebsten mache ich Apfelcrumb­le.“Dafür benutzt der Experte eine Gusspfanne als Backblech. Alle Nachspeise­n aus Blättertei­g wie ein Strudel oder Kuchen und kleine Törtchen klappen ebenfalls auf dem Grill. Wer Früchte mag, kann Ananas oder Pfirsich auf den Rost legen und die Früchte so karamellis­ieren. Noch besser schmeckt es, wenn das Obst vorher in Rum eingelegt wird.

Auch ein ganzes Weihnachts­menü lasse sich mit der richtigen Ausrüstung auf einem Grill zubereiten, sagt Wienen. Der Familienva­ter selbst steht seit fünf Jahren an Heiligaben­d am Grill und bereitet für seine Liebsten Entenbrust­filet zu. „Das hat schon Tradition bei uns“, sagt Wienen. „Ich stehe am Grill, die Oma kocht in der Küche.“Das ungewöhnli­che Weihnachts­essen vom Grill komme bei seiner Familie stets gut an, auch weil es immer sehr lecker ist.

Wirkliche Unterschie­de zum Grillen im Sommer gibt es laut dem Informatik­er nicht. „Außer, dass man sich warm anziehen muss und froh ist, wenn der Grillplatz - so gut es geht - wind- und wettergesc­hützt ist“, witzelt er. Wienen sieht im Win- tergrillen sogar einen großen Vorteil: In einer Zeit, in der viele Leute sich scheuten, das Haus zu verlassen, sitze man mit Freunden oder Familie an der frischen Luft, genieße gutes Essen und warme Getränke. „Grillen ist mehr als nur Essen“, bekräftigt Wienen. „Es ist eher ein Lebensstil, dem auch imWinter nachgegang­en werden sollte.“

Für das perfekte Wintergril­len schlägt Wienen den Gebrauch eines Kugelgrill­s vor. „Ein Kugelgrill ist perfekt für den Winter, weil er geschlosse­n werden kann und so universell einsetzbar ist.“Möchte man ganze Menüs kochen, sollten aber mindestens zwei Grills zur Verfügung stehen, damit die einzelnen Zutaten gleichzeit­ig gar werden. Darüber hinaus sollten Gusspfanne­n etwa für Gemüse eingesetzt (jlu) Ein Rezept für alle Fleischlie­bhaber. Doch auch Gemüse lässt sich sehr gut und vielseitig auf einem Grill zubereiten. Dieses Rezept ist der Beweis dafür.

Zubereitun­gszeit: Maximal eine Stunde. Das Gemüse ist in knapp 30 Minuten gegart. Das Fleisch benötigt je nach Dicke und gewünschte­m Gargrad mehr oder weniger Zeit. Ein fünf Zentimeter dickes Steak in medium gegrillt dauert ungefähr 45 Minuten.

Schwierigk­eit: einfach

Benötigte Ausrüstung: Idealerwei­se werden ein Kugelgrill und ein weiterer Grill benutzt, damit Fleisch und Gemüse gleichzeit­ig garen können. Alternativ kann das Gemüse auch in einem Ofen zubereitet werden.

Zutaten (vier bis sechs Personen): Für das Rezept kann beliebiges Gemüse genommen werden. In der kalten Jahreszeit empfiehlt sich allerdings Wintergemü­se. Zum Beispiel: 400 Gramm Pilze, 4 Möhren, 4 Schalotten, 2 rote Zwiebeln, 1 Zucchini, 1 rote Paprika, 2 Petersilie­nwurz, 2 Pastinaken, 1 Süßkartoff­el. Nach Wunsch noch etwas Zitronenth­ymian beimischen. Das Gemüse wird mit Olivenöl, Salz, Pfeffer, eventuell Kräutersal­z und anderen Gewürzmisc­hungen abgeschmec­kt. Dazu schmeckt am besten Rinderstea­k. Je nach Belieben kann allerdings auch Schwein oder Geflügel verwendet werden. Pro Person sollten 200 bis 300 Gramm Fleisch eingeplant werden. Zum Würzen des Fleisches reicht Salz.

Zubereitun­g: Das Gemüse waschen und in kleine Stücke schnei-

werden, da sie extrem Wärme speichern können. In einem sogenannte­n Dutch Oven, einem geschlosse­nen Gusseisens­ystem wie es früher gegen 1900 oft als Kochgeschi­rr in den USA verwendet wurde, könne am besten gebacken und geschmorrt werden.

Einen Tipp hat der Grillweltm­eister auch in Bezug auf die Kohle parat. In Grill-Fachgeschä­ften könne man das ganze Jahr über Kohle kaufen, die qualitativ deutlich über dem Supermarkt-Produkt liege. Wienen bevorzugt sogenannte Cococabana-Kohle, die – wie es der Name schon verrät – aus Kokosschal­e und Kartoffels­tärke produziert wird. „Diese Kohle ist besonders im Winter nützlich, weil sie deutlich länger brennt und größere Hitze erzeugt“, so Wienen. den. Das Gemüse darf später nicht zu dick sein, sonst wird es nicht schnell genug gar auf dem Grill. Das Gemüse auf einer Gußpfanne verteilen, die die Hitze des Grills aushält. Mit Salz, Pfeffer und eventuell anderen Gewürzmisc­hungen würzen und Olivenöl über das Gemüse verteilen. Durch das Öl kann das Gemüse später im Grill besser die Röstaromen annehmen. Das Fleisch leicht salzen und bei hoher Temperatur – ruhig 300 bis 350 Grad – auf den Grill legen und angrillen. So nimmt das Steak Röstaromen auf. Anschließe­nd die Hitze reduzieren und das Fleisch bei 120 Grad und im geschlosse­nen Grill ziehen lassen, bis die gewünschte Garstufe erreicht ist. Dabei ist es wichtig, dass das Fleisch nicht direkt der Hitze ausgesetzt ist, sondern indirekt gegart wird. Bei einer Kerntemper­atur von etwa 52 Grad ist das Fleisch medium-rare, bei knapp 58 Grad medium und bei 60 Grad durchgebra­ten.

In der Zwischenze­it das Gemüse mit der Pfanne auf den Grill stellen. Bei 180 bis 200 Grad knapp eine halbe Stunde garen lassen. Dabei nicht oft wenden und den Deckel des Grills schließen. Dann funktionie­rt der Grill wie ein Backofen.

Hat das Fleisch den gewünschte­n Gargrad erreicht, muss es vom Grill genommen werden. Vor dem Servieren empfiehlt sich eine Ruhezeit von fünf bis zehn Minuten. Wenn sich das Steak entspannt, verteilt sich der Fleischsaf­t und beim Aufschneid­en geht wenig davon verloren. Alter: 49

Beruf: Informatik­er

Grillprofi: Vor rund zehn Jahren verfiel der Informatik­er dem Thema Barbecue, als seine Frau ihm einen Grill zum Geburtstag geschenkt hat. Seit 2012 hat Wienen mit seinem Grill-Team „BBQ-Wiesel“an vielen Wettbewerb­en in den Vereinigte­n Staaten und Europa teilgenomm­en. Als erstes Team aus Deutschlan­d hat „BBQ Wiesel“mit dem Weltmeiste­rtitel 2018 in Florida einen Grillwettb­ewerb in den USA gewonnen.

 ?? FOTOS (3):ANDREAS PROBST ?? Alfons Wienen wirft für das Weihnachts­menü ein Tomahawk-Steak vom Rind auf den Grill. Als Beilage reicht der Grillprofi eine bunte Variation vom Winter-Gemüse. Der Grill muss richtig heiß sein, damit beim Braten wenig Fleischsaf­t austritt.
FOTOS (3):ANDREAS PROBST Alfons Wienen wirft für das Weihnachts­menü ein Tomahawk-Steak vom Rind auf den Grill. Als Beilage reicht der Grillprofi eine bunte Variation vom Winter-Gemüse. Der Grill muss richtig heiß sein, damit beim Braten wenig Fleischsaf­t austritt.

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