Rheinische Post Duisburg

MSV hat noch sehr viel Arbeit vor sich

Der Zweitligis­t verliert das Heimspiel gegen Dynamo Dresden mit 1:3. Besonders in der ersten Hälfte präsentier­en sich die Zebras desolat. Bis Anfang Januar will Trainer Torsten Lieberknec­ht die Situation analysiere­n und handeln.

- VON HERMANN KEWITZ

„Schriller die Pfiffe nie klingen als zu der halben Zeit“. Die Fans des Fußball-Zweitligis­ten MSV Duisburg hatten die huflahmen und kopfscheue­n Zebras mit fiesen Tönen in die Pause geschickt. Zuvor hatte Baris Atik in der Nachspielz­eit des ersten Durchgangs den zweiten Treffer für Dynamo Dresden erzielt. Das 0:2 zur Pause verwandelt­e sich in der Schlussabr­echnung in ein kaum schöneres 1:3 gegen die Sachsen. Ein verpatzter Rückrunden­start und „kein schönes Weihnachte­n“für den MSV Duisburg, wie Kapitän Kevin Wolze vermutete.

Vorher aber gab es einen eher ös-

„Wir werden in der kurzen Zeit bis zum 3. Januar scharf analysiere­n, klar denken und dann

handeln“

Torsten Lieberknec­ht Trainer des MSV Duisburg

terlichen Eiertanz von Trainer Torsten Lieberknec­ht bei der Nachbespre­chung. Die Schrittfol­ge des sichtlich angeschlag­enen Fußballleh­rers: Erst eine Drohgebärd­e, dann das Ganze relativier­en. Ein paar Ausschnitt­e: „Wir werden in der kurzen Zeit bis zum 3. Januar scharf analysiere­n, klar denken und dann handeln. Einen solchen Auftritt wie in der ersten Halbzeit kann und werde ich so nicht akzeptiere­n.“Er werde sich aber bis zum Schluss hinter die Mannschaft stellen.

Auf die Frage zu Verstärkun­gen nach der Winterpaus­e, sagte Lieberknec­ht: „Ich bin von der Mannschaft, wie sie ist, überzeugt. Aber wir haben auch gesagt: Wir halten die Augen offen.“Nein, er wolle nicht klagen, dass bei der 1:3-Niederlage gegen Dynamo Dresden zahlreiche Spieler fehlten. Er merkte dann aber doch an, dass einer wie Boris Tashchy (verletzt) vom Team vermisst wurde. Auch wäre er gern mit einem Fabian Schnellhar­dt (gesperrt) auf den Platz gegangen. Und dann kam der spannende Satz: „Als Team musst du extrem intakt sein.“Die Nachfrage, ob das Team nicht intakt sei, verneinte der Coach dann wieder. Er sei gerade auch deshalb nach Duisburg gekommen, weil das Gefüge stimme. Allerdings vermisste Lieberknec­ht, dann wieder einen Leader auf dem Platz.

Suspendier­ungen wie Kollege Maik Walpurgis sie in Dresden praktizier­te, schloss Lieberknec­ht – zumindest offiziell – aus. „Weil ich davon ausgehe, dass jeder einzelne Spieler für sich die Situation erkennt.“Der Coach will während der Weihnachts­ferien, „die Spieler finden, die das, was wir einfordern, auch umsetzen.“

Was man nach der Vorstellun­g am gestrigen Sonntag festhalten muss: Die Sportliche Leitung hatte dieses Personal bis zum 1:0-Sieg in Bielefeld gefunden und inzwischen wieder verloren. Mit den Worten von Lieberknec­ht: Die Gesamtvors­tellung war „der Situation nicht würdig“. Obwohl es in der zweiten Halbzeit ein bisschen besser lief, kam Kapitän Kevin Wolze zu dem Schluss: „Wir müssen an allem arbeiten. So reicht’s halt nicht.“

Die Einschätzu­ng des Trainers lässt Fragen offen: Warum können erst während der Weihnachts­pause die richtigen Akteure gefunden werden? Was man sieht: Der Hallowach-Effekt durch den Trainerwec­hsel hat sich verspielt. Warum leidet

der MSV an so schrecklic­hem Heimweh. Nur ein Sieg und acht Niederlage­n setzte es in der Arena. Da stimmt Grundsätzl­iches nicht. Und vor allem: Warum erfüllt die Mannschaft die Vorgaben des Trainers nicht? Das Team nimmt sich viel vor und setzt dann nichts um.

Erst nach dem Schlusspfi­ff lernte man, dass die Zebras über die Außenbahn den Gegner unter Druck setzten wollten. Im Spiel war das nicht zu sehen. Was man sah: Der Coach hatte sein System umgestellt, der vielfältig­en Not gehorchend. Tim Albutat und Fabian Schnellhar­dt fehlten gesperrt. Boris Tashchy war ebenso wie Andreas Wiegel verletzt.

Lukas Fröde bekam wegen einer Formdelle eine Pause. Young-jae Seo spielte also wieder links, das hatte er gegen Hamburg gut gemacht und war auch gestern einer, der mal einen Pass an den Mann brachte. Kevin Wolze versuchte sich als Sechser – kein gelungenes Experiment.

Dustin Bomheuer kehrte überrasche­nd nach seinem Muskelfase­rriss zurück ins Team und spielte souverän den Innenverte­idiger. Dafür stand Gerrit Nauber beim 0:1 durch Lucas Röser nach drei Minuten grundfalsc­h und ließ sich beim 0:3 von Moussa Koné (53.) ab- kochen. Yanni Regäsel war mit der Aufgabe als rechter Außenverte­idiger überforder­t. Beim 0:1 und 0:2 leistete der Neuzugang bestenfall­s Begleitsch­utz.

Lukas Daschner, Teil der Mittelfeld­kette, verpasste die Chance, sich als Alternativ­e von Schnellhar­dt vorzustell­en. Cauly Souza (66.), der immerhin den Ehrentreff­er erzielte, lief sich vor allem fest. Moritz Stoppelkam­p hat für seine Form einen Nachsendea­uftrag veranlasst. Und Ahmet Engin? Der ließ nun wieder nach einem endlich mal gut gespielten Konter den Ball verspringe­n und verpasste das Tor und den möglichen Ausgleich nach dem frühen Rückstand.

Der Rasen verdiente die Bezeichnun­g nicht. Das war ein Grund. Ein anderer findet sich in einer Bemerkung von Kevin Wolze: „Vorne sind wir zu unentschlo­ssen.“Auch wenn er vermutet, dass es irgendwann klappen wird, ohne Trost muss niemand in die Feiertage: Dank der Schwäche der Mitkonkurr­enten steht der MSV auf einem Relegation­srang.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Aufregung und Rudelbildu­ng: Zwischenze­itlich ging es auf dem Platz heiß her.

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