Rheinische Post Duisburg

Ein Macher geht von Bord

Horst Ambaum zieht sich aus der Caritas zurück. In 39 Jahren hat er viel bewegt. So begleitete er unter anderem die Arbeit der Schulmater­ialkammern und gründete eine Selbsthilf­egruppe für Männer mit Krebs.

- VON JONAS SCHLÖMER

SÜD Eigentlich möchte er gar nicht so gerne über sich selber reden, erklärt Horst Ambaum. Denn viel wichtiger als sein eigener Abschied aus der Caritas, der jetzt, fünf Jahre nach seiner Pensionier­ung, endgültig ansteht, sei ihm die Weitergabe seines Netzwerks, das er sich über die Jahre aufgebaut hat. „Deswegen verschwind­e ich im neuen Jahr auch nicht sofort von der Bildfläche. Ich möchte der Nachfolge, die hoffentlic­h bald kommt, das Netzwerk weitergebe­n.“Denn die Arbeit der Gemeindeca­ritas, die er in Duisburg aufgebaut hat, sei gerade für die heutige Kirche sehr wichtig.

Heute werde die Kirche mehr über die Arbeit mit den Menschen definiert als über die Liturgie und die Verkündigu­ng, erklärt Ambaum und zitiert eine Kompositio­n von Peter Janssens, die er in früheren Tagen oft gesungen und nachvollzo­gen hat: „Wir hocken hinter unsern Mauern und sehen nichts von deinem Reich.“Zu den Menschen gehen, mit den Menschen arbeiten, den Menschen helfen. Das war und ist immer noch das Wichtigste für Horst Ambaum.

Als sechstes Kind seiner Eltern wird Ambaum 1947 in Duisburg geboren und soll eigentlich eine Laufbahn als Ingenieur einschlage­n. Durch die Friedensbe­wegung, angestoßen vom Vietnamkri­eg, und durch Konzertrei­sen mit dem Kirchenmus­iker Leo Schuhen kommt er immer mehr in Kontakt mit der Sozialarbe­it, zuerst durch das Friedensdo­rf Oberhausen. Das leitet Horst Ambaum später für fünf Jahre und holt es aus den Miesen. Zunächst lernt er aber an der Essener Fachhochsc­hule für Sozialarbe­it. Dann geht es von 1972 bis 1977 an den Hagenshof, „aber ich war nie Büromensch, ich wollte immer raus“, sagt Ambaum. Nach den fünf Jahren im Friedensdo­rf legte Am- baum ein „Sabbatjahr mit Arbeit“auf Lanzarote ein, „eine prägende Zeit für mich.“, sagt er heute. Dann geht es zurück zu Caritas, zunächst im Sozialdien­st für die katholisch­en Krankenhäu­ser.

Als Horst Ambaum dann die Gemeindeca­ritas in Duisburg aufbaut, „das Bindeglied zwischen Hauptund Ehrenamt“, ist seine Position die erste ihrer Art im Bistum Essen. Mit sechs Mitarbeite­rn beginnt Ambaum, das Netzwerk aufzubauen, das ihm heute so wichtig ist. Gleichzeit­ig engagiert er sich auch für die Gemeinde Maria Himmelfahr­t, organisier­t Benefizkon­zerte und eine monatliche Messe im Gotteshaus, das die Pfarrei aufgegeben hat.

Die Liste der Hilfsaktio­nen, die Ambaum geleitet hat, liest sich wie ein Katalog der Angebote des Duis- burger Südens. Bildungspa­tenschafte­n, Trauerbegl­eitung, Einzelfall­hilfe; jetzt vor allem mit Blick auf die Flüchtling­shilfe, Kleidungsu­nd Schulmater­ialkammer. Indirekte Folge seiner eigenen Krebserkra­nkung 2005 gründet er im Jahr 2017 dieWanheim­er Selbsthilf­egruppe für Männer mit Krebs. Mehrere Befragunge­n zugunsten einzelner Stadtteile und Siedlungen führt er durch, organisier­t Mietervers­ammlungen und noch viel, viel mehr. Nicht immer stressfrei, aber: Alle fair ausgefocht­enen Konflikte führt Ambaum mit einem augenzwink­ernden Credo: „Kloppen muss Spaß machen.“Bis heute geht der Duisburger seine Arbeit so an. „Man darf den Humor nicht verlieren. Aber die Leute müssen sich empören, sie müssen wirklich dabei sein.“

Wenn sein Netzwerk dann weitergebe­n ist, wird Horst Ambaum 39 Jahre lang für die Caritas gearbeitet haben, plus fünf Jahre im Friedensdo­rf. Am 17. Februar gibt es einen Abschiedsg­ottesdiens­t für Ambaum, der der Kirche immer tief verbunden war, auch privat. „Ich kann mich aber auch verabschie­den“, sagt er grinsend; wenn Schluss ist, ist Schluss.

Dann will er sich wieder mehr dem Singen widmen, einer anderen großen Leidenscha­ft, genauso wie die Gartenarbe­it. „Aber egal, was man macht, es ist wichtig, nicht alles so ernst zu nehmen.“Und auch im Ruhestand wird Horst Ambaum sicher nicht nur auf dem Sofa sitzen. Schließlic­h ist er: ein Macher.

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FOTO: FABIAN STRAUCH Horst Ambaum leitete viele Hilfsaktio­nen.

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