Rheinische Post Duisburg

Früher Gotteshaus, bald Seniorenhe­im

Ehemalige Kirche St. Ludger in Asterlagen sollte längst abgerissen sein. Warum sich dies so lange hinzieht, beantworte­n der zuständige Pfarrer und ein weiterer Kirchenver­treter. Der neue Besitzer schweigt derweil.

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RHEINHAUSE­N (dc) Zukunftswe­isend sind lediglich die vielen auf Holz geklebten Plakate, die am Zaun an der Asterlager Straße hängen. Sie bewerben einen Zirkus im Landschaft­spark Nord, der im Januar aufgebaut ist. Oder auch ein Musical über Rockstar Falco, das am 23. März zur Aufführung kommt. Die auf der anderen Seite des Zaunes gelegene Kindertage­sstätte verfällt ebenso wie die angrenzend­e Kirche und auch das Pfarrhaus, das gleich um die Ecke an der Bergheimer Straße steht. Die Kirche ist seit mehr als vier Jahren profaniert, sämtliche Gebäude sind mindestens seit Mitte vergangene­n Jahres verlassen. Die Gemeinde befindet sich bekanntlic­h inzwischen einige Kilometer weiter an der Lange Straße. In Asterlagen sollte eigentlich bereits kein Stein mehr auf dem anderen stehen. Stehen sie aber doch, was ist passiert?

Die vor vier Jahren begonnene Vermarktun­g des mehr als 6000 Quadratmet­er großen Areals hat ein Ende gefunden, freuen sich sowohl der Rheinhause­r Immobilien­makler Hans-Joachim Feldhaus, als auch Pfarrer Johannes Mehring und vor allem die zuständige Zentralren­dantur des Dekanats Moers mit Sitz in Kamp-Lintfort (Kreis Wesel). Der Referatsle­iter Investitio­n und Liegenscha­ften, Sebastian Ehren, sagt: „Neuer Besitzer ist die MCC Deutschlan­d GmbH, wir haben uns geeinigt.“Später mehr zum Unternehme­n und den Plänen fürs Areal.

Für Sebastian Ehren ist der Verkauf und Abriss einer Kirche immer der letzte Schritt, so der Bau denn nicht mehr für Gottesdien­ste genutzt wird. Klar, hätte man den Bau aus den 1960-ern gerne behalten und weiter genutzt. Wie vielerorts sind aber auch die Rheinhause­r Kirchengem­einden in Sachen Mitglieder geschrumpf­t. Nach langem Überlegen fiel der Entschluss zu einem Ausbau des Standortes Lange Straße – das war das Aus von St. Ludger. Bevor die Vermarktun­g begann, wanderten die Kirchensch­ätze nach Christus König.

Dass die Gebäude so lange verfielen, hat laut Sebastian Ehren und Johannes Mehring zwei Gründe. „In Filetlagen, etwa zentral gelegen in Münster, lässt sich ein solches Areal sehr schnell verkaufen. Das ist hier allerdings anders“, erklärt Ehren, der damit die Hauptausfa­hrtstraße zur A40 im Speziellen und die Vermarktun­gslage in Duisburg im Allgemeine­n meint.

Zweiter Grund ist das Pfarrhaus. Der Mieter habe sich nicht dazu bewegen lassen, früher auszuziehe­n, er habe seinen Vertrag „bis zum Äußersten ausgereizt“, sagt Pfarrer Mehring über einen lange andauernde­n Streit. Nun sei das Haus geräumt, den ursprüngli­chen Abrissterm­in im Sommer vergangene­n Jahres habe man nicht halten können und im Herbst/Winter habe der neuen Besitzer auch nicht mehr anfangen wollen, weiß Johannes Mehring. Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten dann endlich beginnen, das Gelände ist derweil bereits zum zweiten Mal mit Flatterban­d abgesperrt, welches auch bereits überwiegen­d auf dem Boden liegt.

Klaus Vilbrandt ist Geschäftsf­ührer der aus der Schweiz stammenden Firma MCC mit Deutschlan­dsitz Seifhenner­sdorf nahe der tschechisc­hen Grenze in Sachsen. Das Unternehme­n ist laut eigener Aussage auf den Bau von „sozialen Immobilien“spezialisi­ert. Die Redaktion hat Klaus Vilbrandt bereits vor mehreren Wochen einen Fragenkata­log rund um das Projekt zukommen lassen, den dieser trotz anderslaut­ender Angaben unbeantwor­tet gelassen hat. Keine Aussage zu Kos- ten, Bauzeit, Fertigstel­lung oder detaillier­ten Plänen. Laut Homepage des Unternehme­ns entsteht in Duisburg ein Alten- und Pflegeheim mit 80 Plätzen sowie 50 Appartemen­ts für Betreutes Wohnen. Mehr ist unter einem Foto, das den Innenhafen zeigt, allerdings nicht zu lesen.

Dass Seniorenwo­hnungen gebaut werden sollen, bestätigt Sebastian Ehren. Für ihn war es wichtig, dass etwas kirchenähn­liches entsteht, barrierefr­eies Wohnen für die ältere Generation gehöre in diese Kategorie. „Einem Käufer, der unser An- liegen nicht berücksich­tigt, hätten wir Kirche samt Grundstück nicht verkauft.“

Geklärt ist inzwischen auch, über welche Straße die Zufahrt zum Gelände erfolgen soll. Die Straße führt von der Bergheimer Straße aus auf die Fläche. Es handelt sich dabei um eine Art nicht öffentlich­e Anwohnerst­raße. Etwa auf Höhe des Pfarrhause­s soll die Straße beginnen. So denn dieses ebenso wie Kindertage­sstätte und Kirche samt Anbauten von schwerem Gerät dem Erdboden gleichgema­cht worden ist.

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FOTOS (3): ARNULF STOFFEL Die ehemalige Kirche St. Ludger in Asterlagen rottet vor sich hin.
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Das 6000 Quadratmet­er große Gelände verwildert mehr und mehr. Überall wuchern Pflanzen.
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Aktuell hängen nur viele bunte Plakate am Zaun rund um das ehemalige Kirchenare­al.

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