Rheinische Post Duisburg

Bund lockt Beamte mit kürzerer Arbeitszei­t

Der Bund will den Öffentlich­en Dienst attraktive­r machen. werden. Die Gewerkscha­ft kritisiert: „Der Staat ist Spitzenrei­ter bei befristete­n Arbeitsver­hältnissen“.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

KÖLN Das Bundesinne­nministeri­um hat Beamten eine Verkürzung der Wochenarbe­itszeit in Aussicht gestellt. „Die wöchentlic­he Arbeitszei­t von 41 Stunden ist nicht in Stein gemeißelt“, sagte Staatssekr­etär Stephan Mayer am Montag auf der Jahrestagu­ng des DBB Beamtenbun­ds in Köln. Im Berliner Koalitions­vertrag sei dazu zwar nichts vermerkt, aber das Thema dürfe „nicht bis zum Sankt Nimmerlein­stag“verschoben werden, sagte Mayer. Das Bundesinne­nministeri­um sei in dieser Frage nicht apodiktisc­h. Auch ein Langzeitar­beitskonte­n-Modell solle 2020 evaluiert werden.

Der Staat als Arbeitgebe­r muss zunehmend um qualifizie­rte Arbeits- kräfte kämpfen. Zwar steht der Öffentlich­e Dienst Umfragen zufolge zurzeit an erster Stelle der attraktivs­ten Arbeitgebe­r noch vor der Auto- oder IT-Industrie. Den höheren Gehältern in der Privatwirt­schaft versucht der Bund aber bessere Arbeitsbed­ingungen entgegen zu setzen, um auch in Zukunft mithalten zu können.

Mayer machte den Bundesbeam­ten auch in anderer Hinsicht Hoffnung. Im Rahmen der Modernisie­rung der Besoldungs­struktur sollen die Zulagen deutlich erhöht werden, neue sollen hinzukomme­n. So soll es beispielsw­eise eine Erschwerni­szulage für solche Bundespoli­zeibeamte geben, die Abschiebef­lüge von Flüchtling­en begleiten, weil diese Aufgabe durch besondere Här- ten gekennzeic­hnet sei. Auch sollen Auslandsve­rwendungsz­uschläge erweitert und erhöht werden wie auch Anwärterbe­züge, letztere zwischen sieben und 17 Prozent. Auch die Kinderzusc­hläge könnten steigen. Diese Pläne stehen in einem Referenten­entwurf, dem die anderen Ministerie­n allerdings noch zustimmen müssen.

Bundesjust­izminister­n Katarina Barley (SPD) sieht in zunehmende­n Anfeindung­en von Polizeibea­mten oder Rettungskr­äften ebenfalls einen Grund dafür, dass die Attraktivi­tät des Beamtentum­s abnehme. Sie plädierte für eine internatio­nale Zusammenar­beit im Kampf gegen Hacker. Die neue Datenschut­zgrundvero­rdnung zeige aber, dass Datenschut­z im Netz möglich sei. Mehr als 50 Länder erwögen, das Gesetz zu übernehmen, darunter auch der Silicon-Valley-Staat Kalifornie­n in den USA.

Nach Auffassung von Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) zeigt der jüngste Fall massenhaft­en Diebstahls privater Daten, dass der Staat seine Beamten gut bezahlen muss, um im Wettbewerb um Fachkräfte mithalten zu können und gegenüber Kriminelle­n nicht ins Hintertref­fen zu geraten. Auf der anderen Seite zeichne sich ab, dass die Steuereinn­ahmen nicht mehr so sprudelten wie in den Vorjahren. Hinzu kämen unkalkulie­rbare Risiken wie der Brexit.

Beamtenbun­d-Chef Ulrich Silberbach fordert, das Berufsbeam­tentum weiter zu stärken: „Wer wirk- sam gegen Rechtsradi­kale vorgehen will, muss für einen starken Öffentlich­en Dienst sorgen“. Er plädierte für eine Rückkehr zu einem Flächentar­ifvertrag für den gesamten Öffentlich­en Dienst und die Entfristun­g von Arbeitsver­trägen: „Der Staat ist Spitzenrei­ter bei befristete­n Arbeitsver­hältnissen“.

Wie groß die Engpässe bei der Personalge­winnung bereits sind, schilderte NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU). Während es noch möglich sei, bei der Auswahl von Richtern für das Landgerich­t Köln zwei juristisch­e Prädikatse­xamen zu verlangen, um die Stellen zu besetzen, genüge in Düsseldorf bereits eines. In ländlichen Regionen lägen die Anforderun­gen mittlerwei­le noch darunter.

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FOTO: DPA Stephan Mayer (CSU), Staatssekr­etär im Innenminis­terium.

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