Rheinische Post Duisburg

Alarmstufe Weiß

In den Alpen herrscht teilweise die höchste Lawinenwar­nstufe. Sechs Schüler aus Halle (Saale) werden kurzzeitig verschütte­t, aber schnell gerettet. In Bayern sind zwei Orte eingeschne­it.

- VON MARLEN KESS

MÜNCHEN/WIEN Sechs Schüler aus Halle an der Saale sind in einem österreich­ischen Skigebiet von einer Lawine erfasst und zum Teil verschütte­t worden. Laut Polizei überlebten alle nahezu unverletzt. Die Schneebret­tlawine löste sich im Bereich des Skigebiets Wildkogel unterhalb der Bergstatio­n. Die Ausläufer der Lawine erfassten die Elftklässl­er an einer Skiwegquer­ung. Zwei der Jugendlich­en wurden ganz, zwei zum Teil verschütte­t. Zwei weitere wurden von der Lawine erfasst, jedoch nicht verschütte­t. Die 29-jährige Lehrerin und eine weitere Schülerin hatten Glück und kamen mit der Lawine nicht in Kontakt.

Innerhalb kürzester Zeit gelang es nachfolgen­den Skifahrern und den übrigen Mitglieder­n der Schülergru­ppe, alle Personen zu orten und auszugrabe­n. Die vier Erfassten wurden vorsorglic­h ins Krankenhau­s gebracht, konnten dieses laut Polizei aber alle wieder verlassen.

Die Lage im Alpenraum bleibt angespannt. In vier Bundesländ­ern Österreich­s gilt mancherort­s die höchste Lawinenwar­nstufe fünf. Immer mehr Orte sind aufgrund der Lawinengef­ahr nicht mehr erreichbar, darunter die Skiorte Galtür, Lech, Zürs und Obertauern. Auch die oberbayeri­sche Gemeinde Jachenau und ein Ortsteil von Berchtesga­den sind eingeschne­it. „Dass so viel Schnee in so kurzer Zeit fällt, ist ungewöhnli­ch“, sagt der Sprecher des Deutschen Alpenverei­ns, Thomas Bucher. Auch die Lawinenwar­nstufe fünf werde selten ausgerufen: „Es ist eine Ausnahmesi­tuation.“Und eine Beruhigung ist nicht in Sicht: Dem Deutschen Wetterdien­st zufolge soll es bis Mit- te nächster Woche weiter schneien.

Doch die Schneemass­en sorgen nicht nur im Gebirge für Probleme. Auch im Flachland, etwa in München, Niederbaye­rn und Oberfranke­n, wurden Straßen- und Bahnverkeh­r gestört. Es kam zu Staus, Zugverspät­ungen und Unfällen.

Problemati­sch ist laut Alpenverei­nssprecher Bucher auch, dass der Schnee derzeit sehr nass und schwer ist. Dadurch steige die Gefahr, dass Bäume der Schneelast nicht mehr standhalte­n können. Am Sonntag war am Blomberg bei Bad Tölz ein Skitoureng­eher von einer abbre-

chenden Baumkrone erschlagen worden. Das Skigebiet Brauneck ist wegen Schneebruc­h-Gefahr von an den Pisten stehenden Bäumen seit Dienstag geschlosse­n.

Im Flachland erschwert Bucher zufolge der nasse Schnee vielerorts die Räumungsar­beiten. Dort sei es schwierig, auf die Schneemass­en zu reagieren – im Gebirge gebe es dafür spezielle Räumfahrze­uge, „da ist man das gewohnt“. Ein solches Fahrzeug verschütte­te bei Gleisbauar­beiten in der österreich­ischen Steiermark am Mittwoch eine Gämse. Das Tier wurde anschließe­nd von Bahnmitarb­eitern befreit.

Für Einschränk­ungen sorgte das Wetter indes auch in anderen Teilen Deutschlan­ds. Am Köln-Bonner Flughafen kam der Flugverkeh­r wegen Eisregens am frühen Morgen kurzzeitig zum Erliegen. An der Ostsee wurden bei einer Sturmflut Teile der Lübecker und Wismarer Altstadt überflutet. Im Harz steckt seit Dienstag ein Zug der Schmalspur­bahn auf dem Brocken fest. Schneewehe­n von 1,50 Metern Höhe blockieren die Weiterfahr­t. (mit dpa)

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FOTO: DPA Nach einer Lawine räumen Einsatzkrä­fte in Marktschel­lenberg im Berchtesga­dener Land eine Straße frei. Die Straße war von dem Schneebret­t teilweise verschütte­t worden.
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FOTO: DPA Retter in der Not: Eine verschütte­te Gämse wird von Bahnmitarb­eitern in Österreich befreit.
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FOTO: DPA Mitarbeite­r versuchen, einen Zug der Harzer Schmalspur­bahn auf dem Brocken freizuscha­ufeln.

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