Rheinische Post Duisburg

Der Aufstieg der Smartphone-Banken

Immer mehr Deutsche können sich vorstellen, ihr Konto übers Smartphone zu managen. Davon profitiere­n Start-ups wie N 26, dessen Wert seine Investoren auf 2,3 Milliarden Euro beziffern. Das arrivierte Geldgewerb­e erhält neue Konkurrenz.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Bei den traditions­reichen deutschen Großbanken ist die Herleitung des Namens relativ einfach. Bei der Deutschen Bank und der längst untergegan­genen Dresdner Bank besorgt das die Geografie, bei der Commerzban­k der Geschäftsz­weck. Bei N 26 ist das anders. Das Start-up verdankt seinen Namen unter anderem den 26 Steinen des Zauberwürf­els, der in den 80er Jahren die Welt in seinen Bann zog. Darauf muss man erst einmal kommen.

Damit ist die Verbindung zwischen gestern und heute aber auch schon erledigt. Das Unternehme­n, ist keinesfall­s „Eighties“, sondern gerade mal sechs Jahre alt. Es bietet Smartphone-Konten an, eindeutig ein Produkt des neuen Jahrtausen­ds, insbesonde­re der vergangene­n Jahre. In den ersten Jahren tat N 26 dies als Lizenznehm­er des Dax-Neulings Wirecard, seit 2016 hat das Unter- nehmen eine eigene Banklizenz.

Rund 2,3 Milliarden Euro ist N 26 nach Einschätzu­ng seiner Investoren wert, und das wären immerhin schon 15 Prozent von dem, was die Deutsche Bank an der Börse auf die Waage bringt. Die Investoren haben N 26 in zwei Finanzieru­ngsrunden insgesamt fast 400 Millionen Euro gegeben, weil sie dem Unternehme­n mit seinen 2,3 Millionen Kunden (jeder von ihnen wird mit 1000 Euro bewertet) deutliches Wachstum zutrauen. Unter anderem in den USA, dem nächsten Großziel von N 26. Von einem „Ritterschl­ag für die deutschen und europäisch­en Fintechs“sprach Hendrik Brandis im „Handelsbla­tt“. Brandis ist Mitgründer des Risikokapi­talgebers Earlybird, neben der Allianz sowie Investoren aus den USA und China einer der N-26-Geldgeber.

Das Produkt, das N 26 und andere Smartphone-Banken anbieten, wird in Deutschlan­d immer beliebter. Natürlich vor allem bei jungen Menschen, die die Filiale einer Bank oder Sparkasse häufig nur als Außenansic­ht oder vom Hörensagen kennen. Im Gegensatz zu anderen Fintechs, die zuletzt regelmäßig von Feinden zu Verbündete­n der arrivierte­n Geldkonzer­ne wurden, gelten die Smartphone-Banken manchen als echte Konkurrenz für die Großen. Klein, aber mit enormem Wachstumsp­otenzial, weil Demografie und Internetbe­geisterung ihnen die Kundschaft immer stärker zutreibt – so lautet die Devise. Und: Unternehme­n wie N 26, 1822direkt, Fidor und Yomo (als Gemeinscha­ftsprojekt von neun Sparkassen gegründet) sind auch Konkurrent­en für Direktbank­en wie ING, Comdirect und Co, die in der Vorgänger-Generation mit Geschäften über stationäre Rechner und das Telefon ihren wirtschaft­lichen Erfolg begründete­n.

Kann das Smartphone als mobilstes Element der Telekommun­ikationsbr­anche ihnen irgendwann auch als alleiniges Instrument für die Abwicklung von Bankgeschä­ften den Rang ablaufen. Irgendwann vielleicht. Derzeit ist erstens das Beharrungs­vemögen vor allem älterer Kunden von Banken und Sparkassen noch enorm groß. Das mag sich ändern, weil die Generation künftiger Senioren app-affiner ist als die heutige. Aber gegenwärti­g vereinen alle Anbieter von reinen Smartphone-Konten zusammen noch deutlich weniger als zehn Prozent der mehr als 100 Millionen Girokonten in Deutschlan­d auf sich.

N 26 ist mit Abstand der Größte unter ihnen. Und weil immer mehr Anbieter in der jüngeren Vergangenh­eit auf den Markt gekommen sind (mit so hübschen Namen wie Moneyou,Tomorrow, Bunq und Revolut), wächst der Druck. Auf Dauer werde kaum für alle Platz sein, heißt es. Zumal die großen Banken und Sparkassen ihre eigenen Apps schließlic­h auch gelegentli­ch aufhübsche­n.

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