Neuer Stadtmusiker kommt aus Mexiko
Der Vibraphonist und Schlagzeuger Emilio Gordoa ist neuer Improviser in Residence. Er wird für ein Jahr in Moers leben und arbeiten.
MOERS Tim Isfort mag die künstlerische Irritation – ob auf der Bühne oder in einer Pressekonferenz. Die Vorstellung des neuen Moerser Stadtmusikers nutzte der künstlerische Leiter des Moers Festivals am Donnerstag im Café Lyzeum für eine kleine Inszenierung mit Metronom und Musik auf gefüllten Wassergläsern. Der vermeintliche Kellner, der den Journalisten das Wasser an die Tische servierte, entpuppte sich bald als die Hauptperson des Vormittags – wenngleich Tim Isfort der versammelten Journaille zunächst weiß machen wollte, dass es an der Zeit sei für einen Improviser in Residence aus der Grafenstadt und er das Amt deshalb selbst übernehmen wolle. Tatsächlich hat der Moerser Festivalleiter den mexikanischen Vibraphonisten und Schlagzeuger Emilio Gordoa Rodriguez eingeladen, für ein Jahr als Botschafter der improvisierten Musik in der Residenz an der Kleinen Allee 10 in Moers zu leben und zu arbeiten.
Gefördert wird die Institution des Stadtmusikers seit 2008 von der Kunststiftung NRW mit rund 40.000 Euro im Jahr. Gordoa folgt auf die Flötistin Josephine Bode. Am Samstag, 12. Januar, 20 Uhr, begegnen sich beide im Übergabekonzert, das in der Aula des Gymnasiums in den Filder Benden stattfindet. „Emilio Gordoa ist ein Musterbeispiel der jüngeren Generation hochinteressanter Improvisatoren, die sich besonders durch inhaltliche und stilistische Vielfalt auszeichnen“, stellte Festival-Mitarbeiter Thorsten Töpp den neuen Stadtmusiker vor, der sich gerne auf Tim Isforts kleinen Spaß als musizierender Kellner eingelassen hatte.
Der Musiker, Jahrgang 1987, kommt gebürtig aus Mexiko City und stammt aus einer Künstlerfamilie. Sein Vater ist Musiker, die Mutter Malerin. Die musikalische Ausbildung begann der Schlagzeuger und Vibraphonist zunächst an einer privaten Hochschule, bevor er ans Konservatorium seiner Heimatstadt wechselte. Er studierte klassisches Schlagzeug, befasst sich zudem mit der Perkussion des mittleren Ostens, mit Elektronik, Tanz, Film- und Theatermusik. Das Vi- braphon entdeckte er für sich als 15-Jähriger wieder. „Ich mag die Harmonie des Instruments und die Möglichkeiten und die Spieltechniken, die sich mir bieten.“2012 siedelte der Musiker nach Berlin um und ist seither ständiges Mitglied des Klangkollektivs Echtzeitmusik. Dort setzt er sich intensiv mit Improvisation, Klangforschung und Performance auseinander. Das Jahr in Moers möchte der Schlagzeuger und Vibraphonist trotz seiner weiteren beruflichen Verpflichtungen intensiv erleben und gestalten. „Ich habe schon eine Liste mit Projekten für das Festival und für die Stadt im Kopf“, berichtete er gestern. „Ich kann mir zum Beispiel gut vorstel- len, ein Projekt zusammen mit meiner Frau Lena zu realisieren. Sie ist Künstlerin“, berichtete Emilio Gordoa. Die Residenz an der Kleinen Allee soll in seiner Amtszeit zum offenen Künstlerhaus werden, in dem in familiärer Atmosphäre regelmäßig Konzerte stattfinden.
Der Musiker ist nicht zum ersten Mal in Moers. 2018 war er mit zwei Projekten auf dem Moers Festival in der Eventhalle am Solimare vertreten: Als Musiker spielte er in Nate Wooleys „Seven Storey Mountain“im Hauptprogramm des Festivals. Außerdem beteiligte er sich an dem Projekt „Composer Kids“, bei dem die Festivalmusiker die Kompositionen von Schülern spielten.