Staatsversagen bei der Bahn
Züge sind überfüllt, verspätet oder fallen aus: 25 Jahre nach der Überführung in eine AG ist die Bahn in keinem guten Zustand.
Eins vorweg: Es ist nicht alles schlecht bei der Bahn. Auf der Strecke Köln-Frankfurt ist sie als Verkehrsmittel unschlagbar. Der Komfort in Fernzügen ist höher als in vielen Fliegern. Und seit dem Chaosjahr bei Eurowings relativiert sich manche Bahn-Panne. Dennoch ist es keine Erfolgsgeschichte, die vor 25 Jahren begann: Im Januar 1994 wurde die Bahn in eine Aktiengesellschaft überführt. Die Hoffnung der Politik, dass der Betrieb dadurch besser wird, hat sich nicht erfüllt.
Das liegt zum großen Teil an der Politik selbst. Erst ließ sie die Investitonsbudgets ausbluten, um die Bahn fit für den 2008 geplanten Börsengang zu machen. Die Folgen davon – marodes Netz, überaltete und störanfällige Züge – spüren Kunden bis heute. Angesichts der Finanzkrise sagte der Staat den Börsengang ab.
Bis heute mischt sich die Politik zu viel in das Geschäft ein. Warum muss es auf der Rennstrecke nach Frankfurt sowohl in Montabaur als auch im 20 Kilometer entfernten Limburg einen Halt geben? Weil Montabaur in Rheinland-Pfalz und Limburg in Hessen liegt und beide Länder ihren ICE-Bahnhof wollten. Mit ökonomischer Rationalität hat das nichts zu tun. Kein Wunder, dass die Bahn wieder Milliardenschulden drücken, was ihre Investitionsspielräume einschränkt?
Sieben der zehn kapitalseitigen Aufsichtsräte kommen aus der Politik. Wo bleibt der unternehmerische Blick – nicht um die Bahn kaputt zu sparen, sondern für Effizienz zu sorgen? Baustellen- und Grünschnitt-Managment laufen immer wieder schlecht, was zu Verspätungen und Ausfällen führt. Die verschachtelte Struktur des Konzerns mit Hunderten Töchtern und überbesetzen Vorständen tut ein übriges, um Bahn-Chef Lutz das Durchregieren schwer zu machen. Weniger Staat, das wäre mal ein schöner Zug der Bahn.
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