Gründlichkeit vor Schnelligkeit
Beim Vorausblick auf das gerade begonnen Jahr 2019 hatte Oberbürgermeister Sören Link auf eine Vielzahl wichtiger Projekte in der Stadt hingewiesen. Gerade bei der Entwicklung des Geländes der Duisburger Freiheit gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit, so der OB. Das gilt wohl auch für 6-Seen-Wedau. Wie berichtet kann sich der Rat damit erst wieder in seiner Sitzung am 6. Mai damit befassen, weil die Verwaltung noch die rund 800 Stellungnahmen und Einwände dazu „abarbeiten“muss. Angesichts der Tatsache, dass 6-Seen-Wedau als Dekadenprojekt angesehen wird, ist dieser zeitliche Aufschub wohl zu verkraften. Wenn viele Bürger sich kritisch und konstruktiv damit auseinandersetzen, ist das nur zu begrüßen. Fundamentale Ablehnung gegen jedes neue Projekt ist allerdings nicht angebracht – sonst gibt es nur noch Stillstand in unserer Stadt, die doch eigentlich so viel Schwung und Aufbruch braucht.
Mit Leuchtturm-Projekten möchte sich ohnehin jeder Oberbürgermeister gerne schmücken. Viel mühevoller und weniger glänzend ist es da, gesellschaftliche und soziale Missstände anzugehen. Auch wenn sie nicht immer ausschließlich Sache einer Kommune sind. Der jetzt vorgelegte Kindergesundheitsbericht zum Beispiel gibt Eltern, Politik und Verwaltung gleichermaßen ein Riesenpaket an Hausaufgaben mit. Der Bericht offenbart Riesendefizite bei viel zu vielen Einschulkindern in unserer Stadt: Viel zu viele sprechen schlecht oder gar nicht deutsch, sind verhaltensauffällig oder schlicht zu unsportlich und zu dick. Viele Eltern in Duisburg ärgern sich, wenn an der Schule ihrer Kinder wieder mal Unterricht ausfällt. Das kommt noch immer zu häufig vor, und eine Anfrage an die Bezirksregierung belegt, dass an vielen Schulen zu wenig Lehrerstellen besetzt sind und die Räume nicht ausreichen.
Ein ermutigendes Signal ist dagegen die Einweihung der Schnellladestation für Elektroautos durch NRW-Ministerpräsident Armin Lascht. Auch wenn die Bedeutung eher symbolisch sein dürfte: Es kann nicht genug Signale nach außen geben, dass Duisburg im Vergleich zu anderen Städten nicht immer nur ganz hinten steht.
Mike Michel