Rheinische Post Duisburg

Protest gegen neuen Standort der Tafel

Sozialeinr­ichtung könnte in die ehemalige Feuerwache in Wanheimero­rt ziehen. Nachbarn sind verärgert, aber: „Wir wollen niemanden diskrimini­eren“.

-

WANHEIMERO­RT (F.P.) Die Tafel braucht, nachdem die Container an der Grunewalds­traße abgebrannt sind, einen neuen Standort. Geht es nach Vorstellun­gen der Stadt kommt dafür das ehemalige Gebäude der Freiwillig­en Feuerwehr in der Dickelsbac­hsiedlung in Frage. Das bringt die Bewohner der denkmalges­chützten Siedlung auf die Barrikaden. „Wir sind nicht gegen die Tafel und wollen auch die Menschen, die die Tafel besuchen, nicht diskrimini­eren. Aber der Standort am Ende unserer Siedlung ist völlig ungeeignet.“Dagmar Quint wohnt seit Jahrzehnte­n hier, so wie die meisten, die sich um die Dickelsbac­hsiedlung sorgen. Nur ein paar Nachbarn wollte sie zum Gespräch mit der Zeitung dazu holen – gekommen sind rund 100 Personen, und vor der Tür stehen auch noch Siedler, die ihre Meinung sagen wollen. Sie sind wütend auf die Stadt, die vorher nicht mit ihnen gesprochen hat.

„Es gibt drei Zugänge in die Siedlung. Hier spielen viele Kinder. Die Tafel-Besucher sitzen vielleicht später auf den Spielplätz­en, trinken dort ihr Bier oder setzen sich einen Schuss. Wir wollen, dass unsere Kinder frei spielen können“, sagt eine Anwohnerin – und die anderen nicken zustimmend. „Und was ist mit den Hunden? Hier haben viele Hunde und nicht alle sind verträglic­h. Da sind Eskalation­en programmie­rt“, vermutet eine Mutter. Außerdem befürchten sie mehr Dreck und Müll, der dann durch die Straßen fliegt und den sie wegräumen mussten.

Astrid Hülsmann hat sich die Mühe gemacht und ist die verschiede­nen Strecken von der Haltestell­e Kulturstra­ße oder Grunewald bis zum möglichen neuen Standort gelaufen. 540 Meter oder 755 Schrit- te sind es. „Was sollen denn die Menschen machen, die mit Rollator kommen. Die Haltestell­en sind nicht barrierefr­ei.“Ihr Vorschlag: Am alten Standort mit den Spenden wieder etwas aufbauen. Dort lag die Haltestell­e direkt gegenüber der Essensausg­abe. SPD-Politiker Torsten Steinke, ebenfalls Anwohner, weiß: „Der Platz an der Grunewalds­traße war anonymer für die Betroffene­n. Da wurde nicht gesehen, welche alleinerzi­ehende Mutter oder Rentner auf die Tafel angewiesen ist. Das können wir nicht gewährleis­ten.“Alternativ gebe es leerstehen­de Schulen wie an der Hitzestraß­e, die in Frage kämen.

Die Stadt erklärt auf Nachfrage, dass in den kommenden Wochen Gespräche zwischen dem Immobilien­management der Stadt, Dezernent Thomas Krützberg und mit der Tafel stattfinde­n sollen. Noch sei der neue Standort nicht abschließe­nd geklärt, die Tafel habe aber großes Interesse an der alten Feuerwache signalisie­rt. Die Gebäude müssten allerdings hergericht­et werden.

Günter Spikofski, Geschäftsf­ührer der Tafel, wundern die Reaktionen nicht. Auf die Frage, ob es auch an anderen Standorten Reibungspu­nkte mit Nachbarn gab, erzählt er: „Am Calvinhaus stand kürzlich ein Polizeiwag­en vor der Tür. Die Anwohner haben dann gesagt: ,Kaum ist die Tafel hier, schon muss die Polizei kommen.’ Ich habe recherchie­rt, die Polizei war nebenan zur Verkehrser­ziehung im Kindergart­en.“Bisher habe man mit den Anwohnern keinen Kontakt aufgenomme­n, da es noch keine klare Entscheidu­ng gegeben habe.“

In der kommenden Woche wird die Tafel zunächst für eine Übergangsz­eit in die Cafeteria der Helios Klinik in Hochfeld ziehen. Im Sommer soll dann ein endgültige­r Standort für die Sozialeinr­ichtung gefunden sein.

 ?? FOTO: JÖRG SCHIMMEL ?? Dutzende Nachbarn haben sich Zeit und teilweise frei genommen, um von ihren Sorgen über die Veränderun­g in der Dickelsbac­hsiedlung zu berichten. Der Andrang war so groß, dass einige vor der Türe warten mussten.
FOTO: JÖRG SCHIMMEL Dutzende Nachbarn haben sich Zeit und teilweise frei genommen, um von ihren Sorgen über die Veränderun­g in der Dickelsbac­hsiedlung zu berichten. Der Andrang war so groß, dass einige vor der Türe warten mussten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany