Motivierende Worte vom Alt-Bischof
Der frühere Erfurter Bischof Wanke sprach beim Tag der Diakone und Priester.
(RP) Angesichts vieler Unsicherheiten in Kirche und Gesellschaft hat der frühere Erfurter Bischof Joachim Wanke (77) die Priester und Diakone im Ruhrbistum ermutigt, sich neu an der Botschaft des Evangeliums auszurichten. Wanke warb für eine „geistliche Qualitätserneuerung“, die keinen Aufschub dulde. Dabei seien Seelsorger „weder Funktionäre, die ein System aufrecht erhalten müssen, noch ,Macher‘, ohne die Gott hilflos wäre, noch Bildungsinstrukteure, die immer genau wissen, was zu tun ist“, so der emeritierte Bischof aus Thüringen. Überall sind Seelsorger mit tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck dankte den rund 250 Priestern und Diakonen beim traditionellen Treffen am Jahresbeginn für ihre engagierte Mitarbeit bei den Pfarreientwicklungsprozessen, deren erste Etappe im vergangenen Jahr abgeschlossen worden ist. Zugleich belasten die Diskussionen über die Missbrauchs- fälle in der Kirche die Seelsorger in den Gemeinden. Wanke warb dafür, dass sich die Priester und Diakone „auch angesichts der Bodenlosigkeit und der Unabsehbarkeit der Erschütterungen“neu ihrer Berufung vergewissern. Dabei gehe es „nicht um eine Abkehr von konkreten Fragen, die in den Diözesen anstehen und auf Lösungen warten“, sagte Wanke auch mit Blick auf den Dialog- und Zukunftsbild-Prozess im Bistum Essen. Allerdings solle man den „Fragen und manchmal auch Ratlosigkeiten einen größeren Horizont geben“. In Kirche und Gesellschaft brauche es mehr „Deutung aus christlicher Hoffnung heraus“.
Voraussetzung für eine solche Haltung sei indes die Akzeptanz, dass „es ist, wie es ist“, so Wanke, der von 1980 bis 2012 Bischof in Erfurt war. Das Leben in einer liberalen, offenen Gesellschaft gebe den Christen die Gelegenheit, „sich auf eine Vertiefung des Glaubens und Bekennens einzulassen, gleichsam eine geistliche ,Tiefenbohrung‘ vorzunehmen“, sagte Wanke. In Ost wie West gehe es für Priester und Diakone nun darum, sich neu „bereitwillig dem Anspruch des Evangeliums zu stellen“, sagte Bischof Wanke.