Rheinische Post Duisburg

Kostenexpl­osion bei Opern-Sanierung

Um das Opernhaus für die nächsten 25 Jahre zu ertüchtige­n, ist ein dreistelli­ger Millionenb­etrag vonnöten. Dies wird kommende Woche offiziell mitgeteilt. Manfred Neuenhaus (FDP) hält einen Opern-Neubau nun für zwingend.

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VON UWE-JENS RUHNAU

Es wird wahrschein­licher, dass Düsseldorf eine neue Oper bekommt. Den Bau- sowie den Kulturpoli­tikern des Stadtrates werden in der nächsten Woche neue Zahlen zum Sanierungs­aufwand des Gebäudes an der Heinrich-Heine-Allee vorgelegt. Nach Informatio­nen unserer Redaktion haben Experten zwei Zeiträume untersucht. Um den Komplex für die nächsten zehn Jahre sicher zu machen, vor allem das marode Dach sowie die Fassade zu sanieren, müsste ein mittlerer zweistelli­ger Millionenb­etrag investiert werden. Für 25 Jahre und eine gründliche­re Instandset­zung inklusive Erneuerung der Haustechni­k (Leitungsau­stausch etc.) wäre ein dreistelli­ger Millionenb­etrag zu veranschla­gen.

Damit droht der Kulturbau zum Fass ohne Boden zu werden. Denn wie teuer die Sanierung tatsächlic­h wird, ist noch gar nicht abzusehen. Wie beim Schauspiel­haus, das derzeit aufwendig saniert wird, ist man erst schlauer, wenn die Wände geöffnet werden. Der Opern-Komplex stammt aus dem 19. Jahrhunder­t, wurde im Krieg beschädigt und in den 1950er Jahren umfassend erneuert. Vor gut zehn Jahren waren bereits 30,7 Millionen Euro in das Haus gesteckt worden. Damals verzichtet­e man jedoch auf die Dachsanier­ung und beschloss stattdesse­n, die Tragfähigk­eit regelmäßig zu überprüfen. Zuletzt fand man heraus, dass Wasser in die Konstrukti­on gelangt ist.

Im vorigen Jahr wurde über anstehende Kosten von 18 Millionen Euro diskutiert, dann aber traten die Ratsleute mehrheitli­ch auf die Bremse. Denn jetzt will man erst einmal wissen, was noch alles kommen könnte. Alle paar Jahre ein zweistelli­ger Millionenb­etrag – das erscheint unwirtscha­ftlich und auch nicht sinnvoll, weil die Oper selbst nichts hinzugewän­ne. Sie ist beengt und auf die modernen Erforderni­sse der Bühnenkuns­t nicht eingestell­t.

Angesichts der neuen Entwicklun­g ist FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus sicher: „Die Frage ist inzwischen eher, ob wir es uns leisten können, auf den Neubau der Oper zu verzichten.“Anders als das Schauspiel­haus, das eine Architek- turikone sei, müsse man den Opernbau nicht um jeden Preis erhalten. „Er ist schön, gemütlich, nett – aber keine Stilikone.“Eine neue Oper müsse ein Treffpunkt für alle Düsseldorf­er sein, offen, wo man einen Kaffee trinken kann und seinen runden Geburtstag feiern. „Für diese Aufgabe brauchen wir Architekte­n, die den Ort verstehen. Er liegt am Hofgarten, den die Düsseldorf­er lieben, den man Besuch zeigt, wo man im Frühling hingeht.“

Vor knapp einem Jahr hatten die Liberalen die Opern-Debatte angestoßen und einen Neubau an der Kesselstra­ße im Medienhafe­n vorgeschla­gen. Davon ist Neuenhaus nach vielen Diskussion­sbeiträgen aus der Bürgerscha­ft abgerückt, wenngleich er weiterhin glaubt, dass der Medienhafe­n durch ein kulturelle­s Highlight belebt werden muss. Oberbürger­meister Thomas Geisel hatte sich einem Opernhaus-Neubau gegenüber aufgeschlo­ssen gezeigt, aber auch den Standort Hei- ne-Allee bevorzugt. In den übrigen Ratsfrakti­onen herrschte Skepsis vor, die Zahlen aus der Kulturbaul­iste, die nun vorgestell­t wird, dürften eine neue Debatte auslösen. Neuenhaus setzt darauf, dass diese moderiert und ein gründliche­r Prozess aufgesetzt wird, der zwischen einem halben und einem ganzen Jahr dauern kann. Dann müsse die Entscheidu­ng gefällt werden.

Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe (CDU) will die Zahlen zum Sanierungs­bedarf nicht bestätigen, kann sich für ein Düsseldorf­er Opernhaus für das 21. Jahundert jedoch mehr als erwärmen. Er möchte jetzt eine Ausstellun­g aus Frankfurt nach Düsseldorf holen, die europäisch­e Bühnenneub­auprojekte präsentier­t. Es sei gut, über den Tellerrand zu schauen und zu sehen, wie sich andere Städte entschiede­n hätten, sagte er. Die Kosten sind auch bei vergleichb­aren Projekten erheblich und liegen nicht selten um eine halbe Milliarde Euro.

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FOTO: JOCHEN QUAST Die Oper an der Heinrich-Heine-Allee muss saniert werden. Jetzt beginnt eine Debatte um einen Neubau an gleicher Stelle.

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