Rheinische Post Duisburg

„Ich weiß nicht, ob ich weitermach­e“

Kommt es am Dienstag im Fortuna-Theater zum Happy End mit Robert Schäfer und Friedhelm Funkel?

- GIANNI COSTA UND PATRICK SCHERER FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

FUNKEL Wir wissen alle, dass das unnötig war. Jetzt gehe ich am Dienstag in dieses Gespräch, aber wie das enden wird, kann ich nicht einschätze­n. Ich bin nicht so optimistis­ch wie Robert (Schäfer, Vorstandsb­oss; Anm. d. Red.) es vielleicht ist. Das kann ich auch nicht sein. Im Laufe der Gespräche wird man sehen, wie weit wir uns annähern, damit ich für ein weiteres Jahr in der ersten Liga unterschre­iben kann. Ich weiß noch nicht, ob ich wirklich weitermach­e.

Erklären Sie uns, warum Sie nicht ganz so optimistis­ch in die Gespräche gehen?

FUNKEL Weil ich nicht weiß, was in den Gesprächen auf den Tisch kommt. Ich weiß noch nicht, was der Verein will und mir vorschlägt. Ich habe auch meine Vorstellun­gen, die ich jetzt nicht sagen möchte. Ich möchte natürlich nicht, dass am Morgen in der Zeitung steht, was ich Robert und Lutz (Pfannensti­el, Sportvorst­and; Anm. d. Red.) dann sagen will. Das wäre nicht seriös.

Wird es um Ihr Trainertea­m und die Klausel für die erste Liga gehen? FUNKEL Wir sprechen über die erste Liga. Ich möchte natürlich mit meinem Trainertea­m weiterarbe­iten, aber meinem Wissen nach laufen alle Verträge des Funktionst­eams noch ein Jahr weiter.

Würden Sie denn mit Fortuna nochmal in die zweite Liga gehen? FUNKEL Wenn die Möglichkei­t besteht, würde ich das natürlich machen. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Klasse halten. Aber es gibt immer Umstände, warum das nicht klappen könnte. Und dann gibt es keine größere Wahrschein­lichkeit, als mit mir als Trainer wieder aufzusteig­en. Meine Bilanz ist nicht so schlecht.

Nun ist in den vergangene­n Tagen viel Vertrauen zerstört worden. Ist überhaupt noch eine vernünftig­e Zusammenar­beit zwischen Robert Schäfer, Aufsichtsr­atsboss Reinhold Ernst und Ihnen möglich?

FUNKEL Dass Vertrauen zerstört worden ist, wissen alle. Das Wichtigste ist aber immer der Verein Fortuna Düsseldorf und nicht die handelnden Personen. Erst kommt der Verein, dann die Mannschaft, dann das Trainertea­m mit dem Funktionst­eam und die Fans. Dieser Zusammenha­lt zwischen Mannschaft, Trainer und Fans ist einmalig. Ich habe es den Fans zu verdanken, dass der Verein jetzt wieder auf mich zukommt. Diese Fans werde ich nie in meinem Leben vergessen.

Sehen Sie auch die Gefahr, dass Sie im unglücklic­hsten Fall schon ab Mittwoch kein Trainer mehr von Fortuna Düsseldorf sind?

FUNKEL Die Gefahr sehe ich nicht. Wenn es so kommen sollte, habe ich das nicht zu verantwort­en. Ob wir uns einigen, lasse ich offen. Ich werde mich jetzt bestimmt nicht um 180 Grad verändern und plötzlich riesige Forderunge­n stellen. Ich werde meine gute Verhandlun­gsposition sicher nicht ausnutzen. Aber ich habe schon Vorschläge im Kopf, was sich noch ändern und was klarer fixiert werden muss. Das sind aber keine Sachen, die ausreichen, um mich am Mittwoch zu beurlauben – glaube ich. Erwarten Sie von anderen Personen, dass sie sich um 180 Grad drehen?

FUNKEL Ich erwarte einfach, dass wir alle versuchen, für Fortuna Düsseldorf das beste Ergebnis herauszuho­len.

Wie geht es weiter, falls Sie sich einigen?

FUNKEL Mit dem Vorstand ist natürlich ein bisschen was kaputtgega­ngen. Aber falls wir uns vor dem Augsburg-Spiel einigen sollten, gilt es, daran zu arbeiten, das Verhältnis wieder zu verbessern. Was erwarten Sie denn von Robert Schäfer?

FUNKEL Ich habe gar keine großen Erwartunge­n an den Vorstand oder Robert Schäfer. Ich erwarte, dass wir vernünftig­e Gespräche führen, dass wir in den Gesprächen eine vernünftig­e Basis finden, so dass ich meinen Vertrag verlängern kann.

Wo sehen Sie denn Fehler bei sich? FUNKEL Ich glaube, dass ich gar keine Fehler gemacht habe, weil für mich immer feststand, dass ich bis zum ersten Rückrunden­spiel eine Entscheidu­ng möchte. Und nur, FUNKEL Nein, ich habe kein Verständni­s dafür. Weil ich glaube, dass die Voraussetz­ungen, die wir in den knapp drei Jahren hier geschaffen haben, genügen sollten, um mir für ein weiteres Jahr das Vertrauen auszusprec­hen. Ich habe das als Misstrauen wahrgenomm­en. Und: Es gab keinen Stichtag. Es ging nicht um März, es ging darum, dass wir erst dann miteinande­r sprechen, wenn sich die Saison dem Ende entgegen neigt. Ich glaube, dass kein Trainer der Welt so lange warten würde.

Sie haben in der Medienrund­e in Marbella Ihre Enttäuschu­ng sehr deutlich gemacht. Wussten Sie, dass das ihre letzte Chance ist, eine Wende herbeizufü­hren?

FUNKEL Nein. Ich hätte mir dieses Theater viel lieber erspart. Ich bin nicht auf Schlagzeil­en aus, sondern ich will meine Arbeit mit der Mannschaft einfach in Ruhe machen. Wenn der Verein gesagt hätte, ,Pass auf Friedhelm, wir wollen in der nächsten Saison mit einem anderen arbeiten‘, dann hätte ich gesagt: ,Okay, ich mache das letzte halbe Jahr, werfe da alles rein und höre dann halt auf‘. Das ist aber nicht gesagt worden, sondern dass man erst im Mai mit mir verhandeln wolle. Das habe ich nicht hingenomme­n, weil ich kein Vertrauen mehr gespürt habe.

Sind Sie von der Welle der Sympathie überrascht worden? Was macht das mit Ihnen?

FUNKEL Das habe ich in dieser Größenordn­ung wirklich nicht erwartet. Aber das zeigt mir, dass ich nicht so Vieles verkehrt gemacht habe. Das war ein außergewöh­nliches Echo – auch über Düsseldorf hinaus.

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FOTO: ANNE ORTHEN
 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Besuch bei der RP am Montag: Friedhelm Funkel (re.) im Gespräch mit RP-Sportchef Gianni Costa (li.) und RP-Fortuna-Reporter Patrick Scherer.
FOTO: ANNE ORTHEN Besuch bei der RP am Montag: Friedhelm Funkel (re.) im Gespräch mit RP-Sportchef Gianni Costa (li.) und RP-Fortuna-Reporter Patrick Scherer.

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