Spagat mit Politik: Fanta Vier in der Lanxess-Arena
KÖLN Im vergangenen Jahr sind auch die jüngeren Fantastischen Vier, Smudo und Thomas D., 50 Jahre alt geworden. Oft ist das endgültiger Anlass zum Erwachsenwerden, zum gesetzten Lebensstil. In der Lanxess-Arena wird klar: Die Rapper aus Stuttgart haben sich für den Spagat entschieden und bleiben mit einem Bein in der Pubertät. Etwa indem sie versuchen, nach dem Sound der jungen Generation des Hip-Hop zu klingen: Trap. Beim Titelstück des aktuellen Albums „Captain Fantastic“wabern die Bässe und zischelt das Hi-Hat, aber der einsetzende Sprechgesang sagt: Wir sind’s doch nur, eure Vier.
Mit einem Bein hängen sie immer noch in der Jugend fest, singen den Spaß-Hit „Die da!?!“zwar mit Zähneknirschen, aber doch überzeugend. „Sie ist weg“und „Tag am Meer“sind weitere Variationen des Lebensgefühls von Abiturienten, die einen Joint rauchen und mit Worten jonglieren. Neu im Werk ist eine erwachsene Seite; explizite politische Äußerungen, die in „Endzeitstimmung“kulminieren: „Einer ist doch immer schuld, solange du es nicht bist / Gestern niemand, morgen tot, und dazwischen Populist / Pop-Pop-Populist!“rappt Smudo da eine Umkehrung des Gute-Laune-Refrains „Pop-Pop-Populär“.
Was die Stuttgarter in neuen und alten Soundlandschaften und textlichen Gefilden aus- und zum deutschen Massenphänomen macht, ist ein sympathisch uncooles Auftreten. Hier gibt es keine definierten Körper oder Tanz-Bewegungen zu bestaunen, sondern Durchschnitts-Typen, die von Familien gefeiert werden.
Max Florian Kühlem