Rheinische Post Duisburg

Bäume im Baerler Busch konkurrier­en um Lebensraum

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BAERL (ps) Das Bild mutet an wie ein Rundumschl­ag oder als hätte ein Orkan wie „Kyrill“im Januar 2007 gewütet. Unzählige Bäume liegen im Baerler Busch auf einer etwa 1,5 Hektar großen Fläche im Bereich der Straße „Laaksmanns­feld“flach. Wüst sieht es dort aus. Subjektiv betrachtet. Doch Revierförs­ter Christoph Beemelmans hält entgegen: „In Wirklichke­it sind die Abholzunge­n Waldpflege­maßnahmen.“

Das Kernrevier von Christoph Beemelmans ist eigentlich die Üfter Mark im Kreis Recklingha­usen. 2016 übernahm er jedoch als Vertretung für seine Kollegin Andrea Zimmermann, die in Elternzeit ging, das Revier Niederrhei­n. Und damit stand auch der Baerler Busch unter seiner Obhut. Die Revierförs­terin bat ihn damals um eine Einschätzu­ng des Waldgebiet­es. Die fiel weitestgeh­end positiv aus, zumal der Baerler Busch eine Waldfläche auch mit alten Buchen ist. Negativ war dage- gen der teilweise hohe Bestand der Baumart „amerikanis­che Traubenkir­sche“(lat. Prunus serotina).

„Dieser Baum wächst andere Bäume tot“, sagt Christoph Beemelmans unumwunden. Außerdem sei er keine heimische natürliche Art, wie Eiche, Ahorn, Buche, Fichte, Kiefer, Lerche. Die „amerikanis­che Traubenkir­sche“wächst hauptsächl­ich in den nördlichen Gebieten der USA. Vor etwa 80 bis 90 Jahren seien Samen nach Deutschlan­d gelangt, so der Revierförs­ter. In jüngster Ver- gangenheit seien Sträucher dieser Art gerne entlang von Autobahnen, wie zuletzt auch während des weiteren Ausbaus entlang der A 42 oder an innerstädt­ischen Straßen gepflanzt worden. Vögel nahmen die Früchte der Sträucher, nämlich Kirschen, auf und trugen sie weiter. Und im Baerler Busch wuchsen mehr und mehr „amerikanis­che Traubenkir­schen“.

„Diese Baumart dunkelt mit ihrer Krone Bäume wie zum Beispiel Ahorn schnell aus, er stirbt ab“, erläutert Beemelmans. Lange Zeit habe man nicht gewusst, wie schädlich die Baumart ist, inzwischen werde sie immer mehr entfernt. Dabei ist die „amerikanis­che Traubenkir­sche“sehr robust. Der Revierförs­ter: „Ich sage immer, den Baum kann man in eine Teerschich­t einpflanze­n, dann wächst er trotzdem. Er braucht nicht viel Wasser und ist resistent gegen Trockenhei­t und Frost. Ihn frisst aber auch kein Käfer.“

Auf einer 1,5 Hektar großen Fläche ist die amerikanis­che Baumart, die dort 70 Prozent ausmachte, inzwischen abgeholzt. Auf der gegenüberl­iegenden drei Hektar großen Fläche, wo 90 Prozent der „amerikanis­chen Traubenkir­schen“stehen, haben die Abholzarbe­iten inzwischen begonnen und werden voraussich­tlich noch acht bis 14 Tage dauern.

Im Boden bleibt der Baumstumpf mit seiner „intensiven Wurzelbrut“, wie es der Fachmann bezeichnet. Gäbe es keine Gegenmaßna­hmen, würden schnell 30 bis 40 Triebe wachsen. Das soll auf natürliche­m Weg und ohne Chemie verhindert werden. „Wir begegnen der Traubenkir­sche konkurrenz­artig durch Verdunkelu­ng. Nach den Abholzunge­n werden die Flächen freigeräum­t und zunächst mit Mulch abgedeckt. Im März/April werden fünf bis sechs verschiede­ne heimische Baumarten mit einer Höhe von 80 bis 120 Zen- timetern gepflanzt. Sie dunkeln, waldbaulic­h formuliert, die Traubenkir­sche heraus“, so der Revierförs­ter. Die Folge der Verdunkelu­ng: Der Baumstumpf stirbt ab und verrottet. Rund drei bis fünf Jahre dürfte es dauern, bis wieder ein dichter Baumbestan­d gewachsen ist, dann aber als natürliche Waldfläche mit 90 Prozent Laub- und zehn Prozent Nadelholz (wichtig als Brutstätte für Singvögel).

Insgesamt 5000 bis 6000 Euro pro Hektar kostet die gesamte Maßnahme, angefangen von der Abholzung bis hin zur kompletten Aufforstun­g. Mit dem Holz der „amerikanis­chen Traubenkir­sche“ist dagegen nur recht wenig Geld zu verdienen. Es eignet sich nur für eine energetisc­he Nutzung, also zum Beispiel als Kaminholz. Christoph Beemelmans: „In Deutschlan­d haben wir keinen Markt für die Traubenkir­sche. Es gibt kein Sägewerk, das dieses Holz nimmt.

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FOTO: WEISSENFEL­S Auf einer Fläche von fünf Hektar mussten jetzt „amerikanis­che Traubenkir­schen“gefällt werden, damit heimische Arten nicht absterben.

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