Der Orden gehört zum Karneval wie Kostüm und Kamelle
Was wäre der Karneval ohne die Auszeichnungen am Bande? Manfred Dürig von der KG Narrenzunft kennt die historischen Wurzeln der Tradition.
HOMBERG/MOERS (dc) Schauplatz Glückauf-Halle vor einigen Jahren, kurz vor beginn der Altweiberfete: Der damalige Rheinhausener und Homberger Bezirksamtsleiter Karsten Alberts hatte es versäumt, den ihm einige Tage zuvor überreichten Sessionsorden der Karnevalsgesellschaft Narrenzunft anzulegen. Was ihm wohl geblüht hätte, hätte ihn einer der Narren ohne das Schmuckstück erwischt? Womöglich wäre eine Saalrunde fällig geworden? Soweit wären die Jecken sicher nicht gegangen. Eine Spende für die Jugendabteilung hätte es auch getan. Die hätte Alberts bestimmt gerne gezahlt, da man auf der Feier aber nur mit Orden komplett ist, fuhr er rasch heim und holte das metallene Stück. Was hat es mit den Karnevalsorden eigentlich genau auf sich? Recherche, gemeinsam mit der Karnevalsgesellschaft (KG) Narrenzunft.
Die Geschichte Narrenzunft-Sprecher Manfred Dürig wühlt zunächst in der Geschichte: „Seit es den Kar- neval gibt, werden auch die Karnevalsorden verliehen. Die Orden waren ein Symbol gegen die preußische Obrigkeit und sollten eine Persiflage gegen die offiziellen militärischen oder amtlichen Auszeichnungen sein.“Die ersten Orden im Duisburger Karnevalsmuseum stammen übrigens aus dem Jahr 1928. In Moers wird der Karneval laut Manfred Dürig vom Kulturausschuß Grafschafter Karneval (KGK) seit 1957 organisiert. „Orden“, so sagt es Dürig, sind im Karneval von größter Bedeutung. Die Prinzenpaare versuchen damit eine besonders schöne Erinnerung an ihre jeweilige Session zu gestalten. Die ersten Orden des KGK stammen aus dem Jahr 1964.“Die können übrigens allesamt auf der Vereins-Webseite unter kgk-moers. de angeschaut werden.
Der KGK-Orden Der aktuelle Orden des KGK basiert auf einem Ritterorden, „einem echten Wittelsbacher-Orden, den Präsident Hans Kitzhofer in einem Museum gese- hen hat. Nur die Farben wurden von weiß in KGK-blau geändert.“Der Orden des KGK hat die Form eines Malteserkreuzes, das auf acht miteinander verschlungenen Ringen liegt. Die Ringe sollen die Verbundenheit des KGK mit seinen Mitgliedsgesellschaften symbolisieren.
Wer ihn bezahlt In einer Session werden etwa 300 Orden vom jeweiligen Prinzenpaar verliehen. Ein Orden kostet die jeweilige Gesellschaft je nach Aufwand zwischen zehn und 15 Euro, Kosten, die nicht Prinz oder Prinzenpaar übernehmen, sondern vom Verein beglichen werden. Die KG-Narrenzunft und auch der KGK bestellen ihren Orden in der Regel bei einer Spezialfirma in Bonn, die rund um die Session stets sehr gut ausgelastet ist. Wobei so mancher Orden aus Kostengründen inzwischen in China gegossen wird.
Die Verleihungsprozedur Die Orden werden verliehen an Personen, denen das Prinzenpaar verpflichtet ist, sprich Sponsoren, oder aber als Gastgeschenk bei den besuchten Gesellschaften. Immer ist die Ordensverleihung mit dem Bützen verbunden, wobei darauf zu achten ist, dass dies drei Mal passiert. Dürig: „Nachdem ein Orden verliehen wurde, ist dieser während der gesamten Session zu tragen. In der Realität werden hier jedoch Ausnahmen gemacht, um gesundheitliche Schäden aufgrund des Gewichtes zu vermeiden.“
Der Narrenzunft-Orden Der Sessionsorden der KG Narrenzunft: Die Idee hatte diesmal Schatzmeister Dieter Bathen. Bei seinen vielen Autofahrten durch das Duisburger Stadtgebiet musste er Umleitungen fahren, weil es „etliche Baustellen im Stadtgebiet gibt“, erzählt Manfred Dürig. Er nennt die Baustelle Kirchstraße und Duisburger Straße/Lauerstraße sowie die Friedrich-Ebert-Straße in Homberg oder die Impelmann-Kreuzung in Rheinhausen und den Ruhrorter Verteilerkreis. Bathen, so erzählt es Dürig, habe sich beim Betrachten der vielen weiß-roten Baken gedacht: „Unsere Stadtfarben sind weiß/ rot.“Das inspirierte ihn, einen Or- densentwurf zu skizieren, der die vielen Baustellen zeigt. Der Entwurf wurde vom Vorstand abgesegnet, Grafiker Jochen Schulze machte eine Reinzeichnung und holte ein Angebot bei der Ordensfirma ein. Nun ist der Orden da, längst sind diverse Exemplare verliehen worden. Dieter Bathen sagt dazu: Der Orden zeigt wie immer eine Persiflage, denn eines steht fest: Wenn viel gebaut wird, wird auch viel investiert und nach Fertigstellung der Baumaßnahmen haben alle Bürger was davon.
Der Orden des Kinderprinzen Der Karneval in Moers wird in diesem Jahr von dem Kinder- und Jugendprinzenpaar des KGK vertreten. Diese haben einen eigenen Orden und die Kinder suchen sich immer ein Tier aus, das auf dem Orden vertreten ist. Max I. und Hannah I. haben einen Hasen gewählt, der sich selbst aus dem Zylinder zaubert.