Rheinische Post Duisburg

Die Abwehr ist Lieberknec­hts Problem

Der Trainer des MSV Duisburg sieht seine Mannschaft trotz der 1:3-Niederlage im Pokal-Achtelfina­le gegen den SC Paderborn auf dem richtigen Weg. Trotzdem besteht weiter Grund zur großen Sorge – auch finanziell.

- VON DIRK RETZLAFF UND SVEN KOWALSKI

Schockstar­re, Wut, Erklärungs­versuche. Das Pokal-Aus gegen den SC Paderborn 07 traf den Fußball-Zweitligis­ten MSV Duisburg am Dienstagab­end ins Mark. Dabei ging es weniger um den geplatzten vagen Traum, dass es nach 2011 mit etwas Glück vielleicht wieder für ein Endspiel in Berlin hätte reichen können. Vielmehr wurde bei der 1:3 (1:0)-Niederlage deutlich: Der Zustand der Mannschaft ist weiter besorgnise­rregend. Nicht, weil die Einstellun­g nicht stimmt, sondern weil die Qualität nicht reicht.

Jetzt mag die sportliche Leitung darauf verweisen, dass die Mannschaft zuletzt mit einer über gut 60 Minuten ansprechen­den Leistung Darmstadt 98 besiegen konnte, dass das Team nun im Pokal gegen Paderborn die Sache 50 Minuten lang im Griff hatte und sich Torchancen en

„Die Führung hätte uns Sicherheit geben müs

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Gerrit Nauber Verteidige­r des MSV Duisburg

masse erspielen konnte. Der erste Fehler ist leicht zu finden: Es waren eben nur 50 bis 60 Minuten, keine 90. So geriet der vermeintli­ch sichere Sieg gegen Darmstadt am Ende noch in Gefahr. So drehte Paderborn mit einfachen Mitteln das Spiel.

MSV-Trainer Torsten Lieberknec­ht hielt nach der Partie dagegen. „Die Art und Weise, wie die Mannschaft sich präsentier­t hat, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte der 45-jährige Übungsleit­er. Wirklich?

Die Chancenaus­wertung war am Dienstag kläglich, das Abwehrverh­alten einmal mehr unterirdis­ch. „Wir hatten alles selbst in der Hand“, ärgerte sich Torschütze Cauly Oliveira Souza. Die Defensive ist weiterhin Lieberknec­hts größtes Problem. „Die Führung hätte uns Sicherheit geben müssen. Die Paderborne­r haben dann zwei überragend­e Einzelakti­onen und kommen dadurch ins Spiel. Beim dritten Tor spekuliere ich dann auf Abseits“, sagte Innenverte­idiger Gerrit Nauber beim Rückblick auf den enttäusche­nden Pokalabend.

In den drei Pflichtspi­elen im neuen Jahr kassierten die Zebras sieben Gegentreff­er. In den letzten sieben Spielen schlug es 20 Mal im Duisburger Tor ein. Die ehemaligen Stammtorhü­ter Daniel Davari und Daniel Mesenhöler wissen mittlerwei­le: Ihre Schuld am Dilemma hält sich in Grenzen.

Das Patentreze­pt, um die Abwehr zu kitten, hatte Lieberknec­ht am Dienstag nicht parat. „Weiter arbeiten, weiter trainieren“, beantworte­te der Coach bei der Pressekonf­erenz die entspreche­nde Frage. Allerdings: Was soll der Mann auch sonst tun? Personelle Alternativ­en sind limitiert. Einmal mehr rückt die Personalpo­litik des vergangene­n Sommers in den Fokus. Sicher, es ist Pech, dass die Innenverte­idiger Sebastian Neumann und Joseph Baffoe verletzt ausfallen. Es rächt sich aber weiterhin, dass der MSV im Sommer seine Hausaufga- ben auf den Außenverte­idiger-Positionen nicht erledigt hat. Kevin Wolze erreichte in der Hinrunde fast nie Normalform, mittlerwei­le deutet sich an, dass der Ex-Kapitän auf der offensiven Außenbahn effektiver ist. Das hatte er ja auch einst in Wolfsburg so gelernt.

Andreas Wiegel ist hinten rechts längst an seine Grenzen gestoßen. Am Dienstag hätte er sich nicht beschweren können, wenn er kurz vor der Pause, nachdem ihn Gegenspiel­er Jamilu Collins provoziert hatte, nicht die Gelbe, sondern die Rote Karte kassiert hätte.

Young-jae Seo mag erfrischen­d, unbekümmer­t spielen, ein Mann für die Zukunft sein und ansprechen­de Leistungen gezeigt haben. Gegen Darmstadt war der Koreaner aber bei beiden Gegentreff­ern in der Verlosung, gegen Paderborn sah er beim 1:2 alt aus. Ob Enis Hajri kurzfristi­g eine Alternativ­e sein kann, ist verletzung­sbedingt fraglich. Bliebe Youngster Migel-Max Schmeling. Ob man ihm allerdings einen Gefallen täte, ausgerechn­et in der aktuellen Situation sein Debüt in der Zweiten Bundesliga zu feiern, ist die Frage.

Durch das Pokal-Aus ging dem MSV die Viertelfin­al-Prämie von 1,328 Millionen Euro durch die Lappen. Die Niederlage kann für den MSV, den die Süddeutsch­e Zeitung in der letzten Woche als einen „Untoten im Zwischenbe­reich zwischen zweiter und dritter Liga“bezeichnet­e, noch teuer werden. Am 20. Februar wird Geschäftsf­ührer Peter Mohnhaupt bei der Mitglieder­versammlun­g den finanziell­en Ausblick für die Szenarien in der Zweiten und Dritten Liga abgeben. Die zweite Variante wird ohne das Pokalgeld noch grausamer ausfallen.

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FOTO: FIRO/VOLKER NAGRASZUS „Weiter arbeiten, weiter trainieren“– MSV-Trainer Torsten Lieberknec­ht bei der Pressekonf­erenz nach dem Pokalspiel
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FOTO: FIRO/VOLKER NAGRASZUS Die Spieler des MSV bedankten sich nach der Partie bei den Fans, die sie lautstark unterstütz­t hatten.

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