Rheinische Post Duisburg

Ein Zahlenmens­ch, der auch Kultur kann

Der Rat entscheide­t darüber, ob Wolfgang Thoenes für weitere acht Jahre zum Kämmerer und Ersten Beigeordne­ten gewählt wird. Ablehnen kann er nicht.

- VON JULIA HAGENACKER

MOERS Er ist der Herr der Finanzen und die Nummer zwei im Rathaus – und wird das vorerst wohl auch bleiben. Kommenden Mittwoch entscheide­t der Stadtrat darüber, ob Wolfgang Thoenes für weitere acht Jahre zum Kämmerer und Ersten Beigeordne­ten der Stadt Moers gewählt wird. Ablehnen kann der Noch-54-Jährige das „Angebot“nicht, denn Beigeordne­te sind laut Gemeindeor­dnung verpflicht­et, eine erste und zweite Wiederwahl anzunehmen, wenn sie denn spätestens drei Monate vor Ablauf der Amtszeit wiedergewä­hlt werden.

Thoenes wurde erstmals 2003 zum Beigeordne­ten ernannt. Die erste Wiederwahl stand 2011 an, seit 1. Dezember 2015 ist er Erster Beige- ordneter und damit verwaltung­sintern Vertreter von Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er. Damals war die Personalie ein Politikum.

Als Wunschkand­idat des Bündnisses für Moers (SPD, Grüne, Grafschaft­er) setzte sich Thoenes gegen die von CDU, FDP und Linken ins Rennen geschickte damalige Dezernenti­n Kornelia zum Kolk durch. „Ich bin froh, dass der Rat mir damals das Vertrauen geschenkt hat“, sagt Thoenes. „Mit der Aufgabe einher ging ja schon eine große zusätzlich­e Verantwort­ung.“

Der Posten des zweiten Verwaltung­schefs war seinerzeit vakant, weil Hans-Gerhard Rötters, der bis September 2015 Erster Beigeordne­ter war – als hauptamtli­cher Vorstand zur Enni AöR wechselte. Rötters Zuständigk­eiten wurden auf andere Verwaltung­svorstände verteilt. Thoenes bekam die Kultur zugesproch­en und ist bis heute glücklich damit – obwohl er beide Themen eigentlich für unvereinba­r hielt.

Heute herrsche zwischen Wolfgang Thoenes dem Kulturdeze­rnenten und Wolfgang Thoenes dem fordernden Finanzmens­chen ein gesundes Spannungsv­erhältnis, sagt der Kämmerer und Beigeordne­te. „Das sollte auch so sein. Die Konstellat­ion gibt es mittlerwei­le in vielen Städten, und ich schätze und liebe meinen Kulturbere­ich. Ich bin dort nicht der kreative Input-Geber, ich coache ein bisschen aus dem finanziell­en und kaufmännis­chen Bereich. Dass man mit dem Kämmerer nicht über mehr Geld für neue kulturelle Aufgaben reden muss, ohne Einsparmög­lich- keiten an anderer Stelle zu präsentier­en, wissen meine Leute. Da bin ich aber entspannt – auch als Kämmerer.“

Tatsächlic­h sah die finanziell­e Lage der Stadt schon einmal schlechter aus. Einstimmig hat der Stadtrat Ende vergangene­n Jahres dem Haushaltsp­lan der Verwaltung für 2019 zugestimmt. In diesem Jahr kommt Moers noch einmal ohne eine Erhöhung der Realsteuer­n aus. Ob das so bleibt, auch wenn die Landesförd­erung aus dem Stärkungsp­akt in den nächsten drei Jahren in jeweils 3,4 Millionen großen „Happen“wegfällt? „Da müssen wir von Spiel zu Spiel gucken“, sagt der Kämmerer, der auch Fußball-Fan ist. Thoenes’ neue, dritte Amtszeit könnte am 1. August beginnen. Hinweise darauf, dass es dazu nicht kommt, gibt es nicht.

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