Café Vivo: Schuppe brachte Ermittler auf die Spur
(bm) Vor dem Landgericht wurde am Donnerstag der Prozess gegen einen 30-jährigen Mann fortgesetzt. Heimtückisch soll er am Morgen des 3. Mai 2017 im Café Vivo am Innenhafen die 46-jährige Geschäftsführerin durch zwei Pistolenschüsse aus nächster Nähe ermordet haben. Für die Tat bleibt nur ein schmales Zeitfenster: Zeugen sagten aus, die Frau um 9.18 Uhr zum letzten Mal lebend gesehen zu haben, als sie die Öffnung des Lokals vorbereitete. Eine Köchin hatte die Leiche bei Arbeitsbeginn gegen 9.50 Uhr entdeckt. Bereits um 9.42 Uhr hatte der Angeklagte an einem Geldautomat in der City 200 Euro von seinem überzogenen Konto abgehoben. Zufall oder nicht: Es war der einzige Geldautomat weit und breit, der nicht durch eine Überwachungskamera gesichert ist. Und auch auf dem Weg, den der 30-Jährige vom Innenhafen zu dem Geldinstitut an der Königstraße einschlug, gab es keine Video-Kameras.
Schüsse waren von Zeugen in der dem Café Vivo benachbarten Bank am Tatmorgen nicht wahrgenommen worden. Ermittler hatten daraus den Schluss gezogen, dass ein Schalldämpfer benutzt worden sein müsse. Bei einer Rekonstruktion der Tat durch die Polizei hatten Bankmitarbeiter zwar ein Geräusch ge- hört. „Ohne dass ich es wusste, hätte ich das aber kaum als Schuss wahr genommen“, so eine Zeugin. Zur Tatzeit war außerdem an einem Aufzug im Atrium der Bank gearbeitet worden. Der Angeklagte soll möglicherweise bereits am Tag vor der Tat am Innenhafen gesehen worden sein. Ein Mann, auf den die Beschreibung des Angeklagten passen könnte, fiel auf, weil er blaue Einmalhandschuhe trug.
Monatelang war nach einer heißen Spur gesucht worden. Der Angeklagte verdankt seinen Platz auf der Anklagebank einem Zufall, der nur durch gründlichste Spurensicherung möglich war. Als er im Zusammenhang mit einer Raubtat in Berlin festgenommen wurde, gab es eine Übereinstimmung in der DNA-Datenbank. Denn an der Leiche im Café Vivo war eine Hautschuppe des 30-Jährigen gefunden worden.