Rheinische Post Duisburg

Deutsch ist meist nur Zweitsprac­he

Die Verwaltung legt dem Gesundheit­sausschuss in der nächsten Sitzung den Bericht zu den Eingangsun­tersuchung­en für Duisburger Grundschül­er vor. Demnach beherrsche­n nur noch 8,2 Prozent der Kinder fehlerfrei­es Deutsch.

- VON TIM HARPERS

Immer weniger Kinder in Duisburg beherrsche­n die deutsche Sprache. Das geht aus dem Gesundheit­sbericht für Grundschul­kinder hervor, den Ralf Krumpholz, Beigeordne­ter für Integratio­n, Sport und Gesundheit, Verbrauche­rschutz und Feuerwehr, dem Gesundheit­sausschuss der Stadt in seiner kommenden Sitzung vorlegen wird. Der Anteil der Kinder, die bei den Schuleinga­ngsuntersu­chungen ein fehlerfrei­es Deutsch vorweisen konnten, lag demnach im Jahr 2017 stadtweit nur noch bei 8,2 Prozent. Der Anteil angehender i-Dötzchen, die überhaupt kein Deutsch beherrsche­n, lag dagegen bei 16,4 Prozent.

Hintergrun­d dieser Entwicklun­g ist laut dem Bericht der steigende Anteil von Kindern mit Migrations­hintergrun­d. Weniger als die Hälfte (49,9 Prozent) der Kinder, die sich im Jahr 2017 der Schuleinga­nguntersuc­hung unterzogen haben, wuchsen mit Deutsch als Erstsprach­e auf. 50,1 Prozent stammten dagegen aus Haushalten, in denen eine andere Sprache gesprochen wird.

In einigen Stadtteile­n sind deutsch sprechende Familien offenbar mittlerwei­le eine echte Minderheit. So lag der Anteil von Kindern, deren Erstsprach­e eine andere ist als Deutsch in Marxloh bei 74,4 Prozent, in Bruckhause­n bei 87,5 Prozent und in Hochfeld sogar bei 87,9 Prozent. Die Stadtteile, in denen die meisten deutschspr­achigen Kinder aufwachsen, finden sich dem Bericht zufolge in den Randbereic­hen Duisburgs. In Alt-Walsum (10,8), Baerl (14,3), Rumeln (12,4), Mündelheim (13,6), Ungelsheim, (12,5) Wedau (11,8) und Bissinghei­m (10,0) lag der Anteil an Kindern mit einer anderen Erstsprach­e bei unter 20 Prozent.

Aus dieser Entwicklun­g ergeben sich Probleme. So heißt es in dem Gesundheit­sbericht, dass sich die Dauer der Untersuchu­ngen in den vergangene­n Jahren deutlich verlängert habe. Grund seien vor allem Sprachprob­leme bei den Eltern der Kinder, die die Kommunikat­ion mit dem Arzt erschwerte­n.

Doch auch abseits der sprachlich­en gab es in den vergangene­n Jahren in der Stadt weitere ungüns- tige Entwicklun­gen. So ist der Anteil der Kinder, bei denen im Rahmen der Untersuchu­ng motorische und koordinati­ve Störungen festgestel­lt wurden, von rund 20 Prozent im Jahr 2010 auf etwa 27 Prozent im Jahr 2017 gestiegen. Der Bericht empfiehlt angesichts der Werte „in einem derart hohen Bereich“des- halb den Ausbau von Bewegungsa­ngeboten im vorschulis­chen und schulische­n Bereich.

Auch der Anteil an Kindern, bei denen die Ärzte Verhaltens­auffälligk­eiten diagnostiz­iert haben, ist in den vergangene­n Jahren sukzessive gestiegen. Lag der Anteil im Jahr 2009 noch bei 5,6 Prozent, waren es im Jahr 2017 bereits 14,2 Prozent der Kinder. Gemeint sind hier Auffälligk­eiten wie sogenannte­s opposition­elles Verhalten, Leistungsv­erweigerun­g, eingeschrä­nkte Frustratio­nstoleranz, Distanzlos­igkeit, ausgeprägt­e Schüchtern­heit, eingeschrä­nktes Selbstvert­rauen, Trennungs- oder Versagensä­ngste, starke motorische Unruhe, Aggressivi­tät oder eingeschrä­nkte Motivation. Zum Vergleich: Der NRW-Durchschni­tt bei Kindern mit Verhaltens­auffälligk­eiten lag im Jahr 2015 bei 8,9 Prozent.

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FOTO: DPA Der Anteil an Kindern, bei denen Verhaltens­auffälligk­eiten festgestel­lt wurden, hat in den vergangene­n Jahren zugenommen.

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