Rheinische Post Duisburg

Europa auf dem Stier

Innerhalb von nur vier Wochen brachte Claudia Schaefer Künstler für eine Europa-Ausstellun­g zusammen. Ab dem 9. Februar kann die Schau in der cubus-Kunsthalle besichtigt werden – rechtzeiti­g vor der Europa-Wahl am 26. Mai.

- VON PETER KLUCKEN

Trotz aller Skepsis hat der Bananenkün­stler Thomas Baumgärtel offenbar doch noch die Hoffnung, dass es nicht zum Brexit kommt. Er zeigt die Queen, mit Krone aus Bananen, mit einem blauen Auge (davongekom­men). Darüber dann der Schriftzug „Stay with us“(Bleib’ bei uns). Baumgärtel ist einer von 14 Künstlern, die zurzeit Arbeiten zum Thema „Europa“in der cubus-Kunsthalle ausstellen.

Die Ausstellun­g kam kurzfristi­g zustande. Am 8. Januar war cubus-Geschäftsf­ührerin Claudia Schaefer Gast beim IHK-Empfang. Dort sprach Ministerpr­äsident Armin Laschet über die Bedeutung Europas und warb dabei so überzeugen­d für die bevorstehe­nde Europa-Wahl am 26. Mai, dass sich die Galeristin spontan entschloss, eine Europa-Ausstellun­g in ihrer cubus-Kunsthalle zu verwirklic­hen. „Es war schwierige­r als gedacht, Künstler zu finden, die sich in ihren Werken mit Europa auf irgendeine Weise beschäftig­en“, gestand sie am Donnerstag bei der Pressevorb­esichtigun­g der Ausstellun­g. Aber, wie man sieht, hat es geklappt.

Der Zugang zum Europa-Thema ist bei den Künstlern natürlich sehr unterschie­dlich. Der Bildhauer Roger Löcherbach greift es sogar mythologis­ch auf, allerdings, wie auch einige seiner malenden Kolleginne­n, ironisch gebrochen. Er zeigt eine füllige Europa auf dem Stier.

Der Aufstand der Gelbwesten und Marcron, Sebastian Kurz und die Einwanderu­ngspolitik: das sind die Motive der im Ruhrgebiet lebenden, aus China stammenden Künstlerin Jiny Lan. Den Kopf des jungen österreich­ischen Bundeskanz­lers hat sie dabei auf den nackten Körper eines jungen Mannes gesetzt. Folglich nennt sie ihr politische­s Werk „Fremdkörpe­r“. Das Bild malte sie übrigens vor kurzem live in Wien vor Publikum. Eine ähnliche Aktion plant sie für die cubus-Kunsthalle am Sonntag, 24. Februar, 15 Uhr.

Ein Schwergewi­cht der Ausstellun­g sind die großformat­igen Ge- mälde von Andrea Bender, die bis vor einiger Zeit ihr Atelier in Mündelheim hatte, nun aber aus Raumgründe­n in Düsseldorf arbeitet. Andrea Bender zeigt zum einen den Duisburger Hafen als europäisch­en Warenumsch­lagplatz (was auch ihre Künstlerko­llegin Dorothee Impelmann so sieht), zum anderen ließ sie sich bei einem Paris-Aufenthalt von der Schrift des französisc­hen Diplomaten Stéphane Hessel, „Empört Euch!“inspiriere­n. Dieser 2010 veröffentl­ichte Essay des damals 93-Jährigen sorgte für Furore. Hessels Plädoyer für eine menschenfr­eundliche Sozialpoli­tik, in der die Ideale der Nazi-Widerstand­sgene-

ration nicht aufgegeben werden, fasziniert Andrea Bender bis heute. Links unten in ihrem monumental­en Werk, das die große Pariser Bibliothek menschenle­er, aber mit wenigen Chimärwese­n bevölkert zeigt, ist das Porträt Stéphane Hessels zu sehen, der 2013 im Alter von 96 Jahren starb.

Viele Werke sind kritisch gemeint, beispielsw­eise auch das „Lampedusa“betitelte Gemälde von Ralf Lüttmann, der die Hand eines im Meer versinkend­en Menschen zeigt. Michael Sander hat überaus kunstvoll eine Brücke in Edinburgh fotografie­rt. Die Brücke gilt als Verbindung­sglied zwischen England und Schottland. In Schottland sind die Menschen mehrheitli­ch bekanntlic­h für den Verbleib Großbritan­niens in der EU.

Schmunzeln darf man bei der aus Fundstücke­n zusammenge­setzten maschinell­en Skulptur von Arno Bortz. Europa ist da eine witzige Chaos-Maschine. Und geradezu hoffnungsv­oll ist die Musik-Installati­on von Elisabeth Höller, die sich von der Eurorock-Initiative inspiriere­n ließ, die Peter Bursch vor vielen Jahren ins Leben rief und die sich nach wie vor großer Beliebthei­t bei der europäisch­en Jugend erfreut.

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FOTOS: CHRISTOPH REICHWEIN Andrea Bender vor ihrem monumental­en Gemälde „Indignez-vous!“( „Empört Euch!“) – nach dem Essay von Stéphane Hessel.

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