11. Februar 1939
Als der Physiker Otto Hahn 1946 den Nobelpreis für Chemie entgegennahm, hatte er einer Kollegin besonders viel zu verdanken: Lise Meitner. Die Österreicherin hatte 1906 in Wien promoviert, aber bis 1922 warten müssen, bis sie sich nach der Öffnung der Hochschulen für Frauen endlich in Berlin habilitieren konnte. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, war sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie forschte gemeinsam mit Hahn und Fritz Straßmann, vielen galt sie sogar als führender Kopf der Gruppe, die sich mit dem Beschuss von Uran mit Neutronen beschäftigte. Doch 1938 musste Meitner aufgrund ihrer jüdischen Abstammung aus Deutschland fliehen. Sie begleitete die Experimente von Hahn und Straßmann weiter aus dem Exil. Ende des Jahres entdeckten die in Berlin Gebliebenen die Kernspaltung, Meitner lieferte dazu die theoretische Erklärung. Gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Frisch, ebenfalls Physiker, veröffentlichte sie am 11. Februar 1939 in der Zeitschrift „Nature“einen Artikel, der die Ergebnisse Hahns deutete und ihnen mit dem Begriff „Kernspaltung“einen Namen gab. Meitner und Frisch erkannten auch, welche enormen Mengen Energie bei dem Prozess freigesetzt wurden. Hahn erhielt den Nobelpreis für die Entdeckung der Kernspaltung trotzdem allein. Meitner wurde in ihrem Leben 48-mal für die Auszeichnung vorgeschlagen, 19 Mal im Chemie-, 29 Mal im Physikbereich, erhielt den Preis jedoch nie.