Rheinische Post Duisburg

Gerüst kostet 2000 Euro in der Woche

Mit der Einrüstung der Salvatorki­rche, die Anfang März abgeschlos­sen sein soll, beginnen die aufwändige­n Sanierungs­arbeiten am Turm der Salvatorki­rche. Die Kirche hofft auf zukünftige Hilfe vom Land.

- VON PETER KLUCKEN

Der Stein, der alles ins Rollen brachte, fiel im Frühsommer 2014 aus dem Mauerwerk der Salvatorki­rche zu Boden. Glückliche­rweise wurde dabei niemand verletzt. Aber der rund zehn Kilogramm schwere Brocken machte schlagarti­g klar, dass eine Sanierung der Salvatorki­rche allein schon aus Sicherheit­sgründen unumgängli­ch ist. Bestätigt wurde diese Befürchtun­g bei einer Begutachtu­ng des Turms per Hubwagen. Das Problem war die Finanzieru­ng der Sanierung. Bei den Verhandlun­gen kamen der Kirche weder das Land, noch die Kommune in nennenswer­ter Weise entgegen. Angeboten wurden vom Land lediglich günstige Kredite. Seit Juni 2014 ist der Turmbereic­h deshalb abgesperrt.

Hilfe kam schließlic­h vom Bund. Das Staatsmini­sterium für Kultur und Medien sicherte zu, 1,5 Millionen Euro der auf 3,1 Millionen Euro geschätzte­n Sanierungs­kosten zu übernehmen. Der Kirchenkre­is stellt 800.000 Euro zur Verfügung. Darüber hinaus gab es viele private Spenden, darunter eine anonyme Großspende von 150.000 Euro sowie beträchtli­che Spenden einiger Banken (Volksbank, Sparkasse und KD-Bank). Seit dieser Woche hängt ein Banner der Stiftung Kirchenbau (Kiba) am Gerüst. Die Kiba unterstütz­t die Sanierung mit einer fünfstelli­gen Summe.

Apropos Gerüst: Im Gegensatz zu Gerüstarbe­iten an einem Einfamilie­nhaus ist die Einrüstung der Salvatorki­rche eine Mammutaufg­abe und nicht zuletzt ein eigener großer Finanzpost­en bei der gesamten Sanierung. Im Januar wurde mit der Einrüstung der Salvatorki­rche gestartet. Voraussich­tlich Anfang März wird das Gerüst vollständi­g aufgebaut sein. Das Gerüst wiegt viele Tonnen. Deshalb kann es nicht „einfach so“aufgestell­t werden; vielmehr müssen einige Bereiche der so genannten „Platte“, auf der die Salvatorki­rche steht, eigens abgestützt werden. Auch muss der Steinboden mit dicken Kunststoff­matten und Brettern vor Beschädigu­ngen durch schwere Maschinen geschützt werden. „Die Handwerker machen das sehr sorgfältig“, berichtet Pfarrer Winterberg bei der Ortsbesich­tigung mit der Rheinische­n Post.

Das Gerüst, das von dem Dortmunder Unternehme­n Weise nach einer entspreche­nden öffentlich­en Ausschreib­ung errichtet wird, gehört zu den wohl teuersten Mietobjekt­en, die man zurzeit in Duisburg findet: 2000 Euro kostet die Miete für das Gerüst. Pro Woche! Die Sanierungs­arbeiten selber verlangen großes handwerkli­ches Können und viel Sorgfalt. Ein Problem ist, das viele Steine mit Dübeln miteinande­r verbunden sind. Diese Dübel sind im Lauf der Zeit rostig geworden, der Halt der Steine ist gefährdet. Auch müssen die Handwerker darauf achten, dass das Gerüst selber nicht das Mauerwerk der Kirche beschädigt.

Wenn die Arbeiten planmäßig voranschre­iten, wird die Sanierung im März 2020 so weit abgeschlos­sen sein, dass das Gerüst abgebaut werden kann. Pfarrer Winterberg hat die Hoffnung, dass dann die Balustrade entlang der Platte beziehungs­weise das Untergesch­oss rings um die Kirche ebenfalls saniert werden kann. Die Steine dort sind porös, Fugen sind undicht, wodurch die Wasserschä­den stetig wachsen. Auch sind die eisernen Verstrebun­gen im Balustrade­ngeflecht durchweg maro-

de. Winterberg hofft, dass für diese Sanierungs­arbeiten, deren Kosten mit 400.000 Euro kalkuliert werden, das Land unter seiner neuen Regierung Zuschüsse gibt. Vielleicht sind dann auch noch Geldmittel übrig, um die Kirchentür­en zu renovieren, was immerhin rund 80.000 Euro kosten würde.

Ein Zuschuss der öffentlich­en Hand ist nach Winterberg­s Auffassung objektiv gerechtfer­tigt, da die Salvatorki­rche als Stadtkirch­e gilt und deshalb über die evangelisc­he Kirchengem­einde hinaus Bedeutung für die gesamte Stadt hat.

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RP-FOTOS: CHRISTOPH REICHWEIN Der Turm ist erst zum Teil eingerüste­t. Bis Anfang März soll das Gerüst rings um die Stadtkirch­e aufgebaut sein.
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Salvator-Pfarrer Martin Winterberg zeigt die maroden Steine an der „Platte“, die später saniert werden sollen.

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