Endlich Erfolglos mit Sebastian 23
Der preisgekrönte Poetry Slammer stellte im Moerser Bollwerk sein neues Buch vor.
MOERS Mehr als eine Milliarde Euro geben die Deutschen angeblich jedes Jahr für gedruckte Ratgeber aus. Da ist es nicht verwunderlich, wenn sich auch ein Poetry Slammer an diesem Boom beteiligen möchte. „Endlich erfolglos“heißt das neue Buch des 39-jährigen, aus Sonsbeck stammenden Bochumers Sebastian 23, das er am Samstag im nahezu ausverkauften Jugendkulturzentrum „Bollwerk“in einem solistischen Comedy-Programm vorstellte.
„Ich weiß sehr, sehr viel über Erfolglosigkeit. Ich habe Philosophie studiert“, stoppte er gleich zu Beginn jeden eventuell spontan aufkommenden Zweifel an seiner Kompetenz zu dem Thema. Das war natürlich eine ziemlich kokette Behauptung. Sebastian 23 ist einer der bekanntesten Poetry Slammer Deutschlands und Träger des renommierten Kabarettpreises „St. Ingberter Pfanne“. Darüber hinaus hat er schon einige erfolgreiche Bücher und CDs veröffentlicht.
In diesem Fall aber lautete seine unmissverständliche Botschaft: „Besser ist es, alles schlechter zu machen.“Oder noch genauer: „Bleib du selbst. Fall einfach hin und vertrau auf dein Gewicht!“Dazu präsentierte er gut zwei Stunden lang eine bunte Mischung aus Gedichten, Liedern, gekonnten Wortspielereien, lockerem Geplauder und immer wieder neuen, skurrilen Bei- spielen aus fremden Lebenshilferatgebern. Letztere behandelten vor allem die Themen Sex und Liebe. So stellte er zum Beispiel ein offenbar wirklich ernsthaft gemeintes Gutscheinheft für Paare vor, in dem ihnen geraten wurde, ihr Liebesleben mit einem spontanen Ausstieg an einer unbekannten S-Bahn-Haltestelle abenteuerlicher zu gestalten. Leider kein guter Rat, wie er selber erleben musste. Seine neue Flamme Karla fand seinen esoterisch angehauchten, S-Bahn-Ausstieg in Bochum-Langendreer nämlich keineswegs als Abenteuer und ent- schwand bei der ersten Gelegenheit wie eine „Schamanin ins Unsichtbare“.
Doch mit den richtigen Bekenntnissen zum Erfolglossein klappte es zumindest bei einer anderen Gelegenheit, wie das Publikum wenig später erfuhr: „Ich bin nicht wirklich nett. Ich bin nicht gut im Bett. Doch das ist uns egal“, sang Sebastian 23 zur eigenen Gitarrenbegleitung und streckte dabei seiner ebenfalls eher unzulänglichen Partnerin eine gesanglich raue und von Neurodermitis gefleckte Hand entgegen.
Daneben bot er unter dem Titel „Zeit für Lyrik“auch noch einen ausgiebigen Einblick in die gereimte Sprache. So zum Beispiel damit: „Bäume sind Büsche auf Balken, Schrauben sind Nägel mit Falten.“Oder: „Beine sind Arme zum Rennen. Eier sind werdende Hennen.“Ein studierter Philosoph eben, der schon während seiner Zeit als Gymnasiast in Xanten als Mitglied einer Punk-Band so schöne Texte dichten konnte wie: „Ich bin blau und seh‘ gut aus. Ich bin Dixi, das Toilettenhaus. Und so lautete Sebastian 23‘s Ratschlag am Ende: „Nehmt eure eigene Unzulänglichkeit an! Umarmt euren inneren Schweinehund! Es gibt dabei nichts zu verlieren.“
Das nächste ComedyArts-Special findet am Samstag, 16. Februar statt. Dann ist um 20 Uhr im „Bollwerk“der Comedian Faisal Kawusi mit einer Vorpremiere zu seinem schwarz-humorigen Soloprogramm „Anarchie“zu sehen.